Förderung von Innovationen in der Landwirtschaft
Einreichung innovativer Projektideen möglich
Seit 2015 bietet das Land Rheinland-Pfalz die Fördermaßnahme „Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ oder kurz EIP-Agri an. Im Kern ist der Gedanke „Mehr mit Weniger – aber nachhaltig und praxisorientiert!“ Die Maßnahme wird mit Mitteln aus dem ELER und des Landes Rheinland-Pfalz im Entwicklungsprogramm EULLE angeboten.

Foto: OG Munter
Wie funktioniert das Förderinstrument?
Der Primärsektor soll zukunftsfähig gestaltet werden. Für Verbraucher und Kunden klingt das zunächst einfach und schlüssig. Damit werden aber zusätzliche Anforderungen an die
Betriebe und die Wertschöpfungsketten gestellt und diese Anforderungen sind nicht leicht zu erfüllen. Zur Steigerung einer nachhaltigen Produktion braucht es deshalb Innovationen. Damit diese Innovationen möglichst effektiv und zielführend wirken können, sollen sie partnerschaftlich von Praktikern gemeinsam mit Beratung und Forschung sowie weiteren relevanten Akteuren entwickelt und umgesetzt werden. Dies ist der Kern von EIP-Agri. Es geht somit nicht um Grundlagenforschung, sondern die konkrete Bearbeitung einer praktischen Fragestellung durch eine OG in einem „bottom-up“ Prozess.
Die Bandbreite an möglichen Themen ist groß. Prinzipiell sollen Lösungsansätze für eine nachhaltige, ressourcen-, klima- und umweltschonende sowie tiergerechte Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft erarbeitet werden. Dabei kann es um die Entwicklung effektiver und umweltgerechter Anbau- und Nutzungsverfahren sowie tiergerechter und leistungsorientierter Haltungs- und Zuchtverfahren oder auch Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an seine Folgen gehen. Ferner sind Ideen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rentabilität für die Primärproduktion und Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft gesucht.
Viele Vorhaben ergeben sich aus rein praktischen Problemen des Anbaus oder der Haltung. Oftmals steht die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen im Vordergrund. Darüber hinaus kann zum Beispiel eine veränderte Gesetzeslage Innovationen anstoßen. Auch gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Insektenschwund und Gewässerverschmutzung können Anlass für eine Innovation sein. Wichtig ist zu erwähnen, dass die Ergebnisse eines Vorhabens über das europaweite EIP-Netzwerk verbreitet werden müssen. Somit soll sichergestellt werden, dass die Innovation nicht nur vor Ort wirkt, sondern auch andere Akteure der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in ganz Europa von den Erkenntnissen profitieren können.
Wie läuft das Verfahren ab und wer kann teilnehmen?
Ein EIP-Agri Vorhaben ist also ein Projekt, dem sich eine Gruppe zur Entwicklung einer Innovation in Land-, Ernährungs- oder Forstwirtschaft widmet. Die Beteiligten arbeiten in OG zusammen, indem sie eine Kooperationsvereinbarung miteinander schließen. Den OG liegt ein interaktives Innovationsmodell zugrunde. Das bedeutet, verschiedene Akteure arbeiten zusammen, um komplementäre Arten von Wissen (wissenschaftlich, praktisch und organisatorisch) im Hinblick auf die Schaffung und Verbreitung von praxistauglichen Lösungen und Chancen, bestmöglich zu nutzen.
Um die Lösung zu erarbeiten, baut sich die OG um das Projekt herum auf. Angestoßen werden kann es aus der land- und forstwirtschaftlichen Praxis, der Beratung, der Forschung und anderen innovationsfreudigen Personen – wichtig ist, dass die Fragestellung des Projekts einen konkreten Bedarf aus der rheinland-pfälzischen Praxis aufgreift.
Unerlässlich ist hierfür die Teilnahme mindestens eines Unternehmens der Land- oder Forstwirtschaft. Die OG soll darüber hinaus mindestens zwei Ebenen der Wertschöpfungskette umfassen. Eine OG zeichnet sich durch ihre flache Hierarchie aus, doch gibt es immer einen Lead-Partner, der als Ansprechperson nach außen hin fungiert. Eine OG besteht aus mindestens drei Akteuren. Diese können sein:
- Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft, des Gartenbaues, des Weinbaus und der Forstwirtschaft;
- Unternehmen des vor- und nachgelagerten Bereichs der Land- und Ernährungswirtschaft, des Gartenbaues, des Weinbaues und der Forstwirtschaft;
- Beratungsunternehmen und -organisationen;
- Verbände, Vereine, Nichtregierungsorganisationen;
- Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen;
- öffentlichen Einrichtungen.
Die Geschäftsstelle der OG muss ihren Sitz in Rheinland-Pfalz haben. Auch ihre Mitglieder sollten hauptsächlich in diesem Land verortet sein. Das gilt besonders für betriebliche Investitionen.
Prinzipiell sind jedoch auch Projektpartner außerhalb von Rheinland-Pfalz möglich, wenn die Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der gemeinsamen Herausforderung sinnvoll und das Vorhaben in seiner Zielsetzung der rheinland-pfälzischen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft zuträglich ist.
Im Rahmen von Förderaufrufen werden die potenziellen OG aufgerufen, sich mit ihrer Idee zu bewerben. Die OG fertigt einen sogenannten Aktionsplan, der in klar unterscheidbare Arbeitsschritte inklusive Zeit- und Kostenplan zur Beschreibung des Innovationsprojektes eingeteilt ist. Die Ausarbeitung (und spätere Umsetzung) eines Aktionsplanes geschieht häufig parallel zur alltäglichen Arbeit auf dem Betrieb oder in der Forschungseinrichtung. Dieser Mehraufwand sollte nicht unterschätzt und frühzeitig in der Arbeitsteilung der Partner berücksichtigt werden.
Die Auswahl der Vorhaben für eine Förderung durch EIP-Agri erfolgt durch ein Auswahlgremium des Landes, in dem die betroffenen Fachressorts (Landwirtschaft, Umwelt und andere) und externe Experten vertreten sind. Um vom Bewertungsausschuss ausgewählt zu werden, müssen die OG und ihr Aktionsplan den Auswahlkriterien genügen und ihr Vorhaben vor allem einen Innovationsgehalt gegenüber bestehenden Ansätzen aufweisen.
So bewarben sich im dritten Förderaufruf in Rheinland-Pfalz 17 OG, von denen acht ausgewählt wurden, welche nun mit einem Gesamtfördervolumen von rund 4,8 Mio. Euro finanziell unterstützt werden. Im Rahmen des aktuellen vierten Förderaufrufs wurden die Mittel ob der hohen Nachfrage auf 7 Mio. Euro aufgestockt.
ifls – LW 27/2021