Frage nach Tief- oder Hochbox praxisnah entscheiden

Damit Kühe dauerhaft hohe Leistungen erbringen, müssen sie sich wohlfühlen. Moderne Boxenlaufställe sind in dieser Hinsicht vorbildlich: Die Tiere haben viel Luft, Licht und Platz. In Bezug auf die Liegeboxen gehen die Meinungen jedoch auseinander. Ein Teil der Milchviehhalter ist überzeugt, dass nur eine Tiefbox optimalen Komfort bringen kann, und andere schwören auf mit Gummimatten ausgestaltete Hochboxen. Fest steht: Die Box muss weich sein und auch für eine längere Liegezeit bequem. Bei einem Praxisversuch, der im Rahmen einer Bachelorarbeit an der LVAV Hofgut Neumühle durchgeführt wurde, ruhten die Kühe am liebsten und längsten in der mit einer Stroh-Mist-Matratze gefüllten Tiefbox und kürzer in der mit einer Gummimatratze belegten Hochbox.

Aber nicht nur das Auflagenmaterial spielt eine Rolle. Auch Steuerungselemente wie Liegeboxenbügel und Nackenrohr können dazu führen, dass die Tiere die Box meiden, beispielsweise wenn zu wenig Kopffreiheit vorhanden ist. Die Abmessungen in der Box müssen zudem auf die eigenen Kühe ausgerichtet sein, denn auf Standardwerte ist hier kein Verlass. Worauf es nach aller Planung und Optimierung ankommt, ist die Bewirtschaftung der Liegebox in der Praxis. Eine ideal angelegte Tiefbox ist nur dann auch in der Praxis ideal, wenn sie ständig trocken, sauber und vor allem gut eingestreut gehalten wird – und daran hapert es zum Teil, denn der deutlich höhere Arbeitszeitbedarf muss auch bewältigt werden. Eine gut gepflegte Hochbox mit hochwertiger Gummiauflage schlägt in der Praxis so manche schlecht gepflegte Tiefbox – das können idealtypisch angelegte Versuche natürlich nicht zeigen, es sollte aber bei der Wahl bedacht werden. Die Entscheidung für ein System muss deshalb einzelbetrieblich getroffen werden, und vor allem langfristig in dem Betrieb umsetzbar sein.

Marion Adams