Freud und Leid

Nach wochenlangem Warten läuft die Getreideernte seit den vergangenen Tagen auf vollen Touren. Sollte das Wetter halten, schließt sich die Weizenernte nahtlos an den Wintergersten- und Rapsdrusch an. Der witterungsbedingte späte Einstieg führt jetzt zu enormen Arbeitsspitzen für die Landwirte, Dienstleister und Handel.
Erfreulich ist, dass die Ernte nicht so schlecht ist, wie nach der starken Auswinterung befürchtet. Für die Ackerbauern noch erfreulicher ist der Blick auf die Märkte. Tonangebend sind seit Wochen die Meldungen von der Dürre in den USA, die zu einem enormen Kursanstieg bei Soja, Weizen und Mais geführt haben. Seit Anfang des Jahres ist beispielsweise der Kurs für Sojabohnen von 350 auf über 500 Dollar pro Tonne angestiegen. Futterweizen wurde in der 3. Juliwoche zwischen 220 und 240 Euro gehandelt.
Dass es Anfang der Woche zu massiven Kurseinbrüchen kam, hängt eher mit Gewinnmitnahmen zusammen.Da sich die Gegebenheiten auf absehbare Zeit nicht ändern und weltweit eine wohl knappe Ernte eingefahren wird, werden die Kurse auf hohem Niveau bleiben.
Für den Landwirt bedeuten die starken Schwankungen tägliche Beobachtung der Kurse. Von einem Tag auf den anderen kann man viel Geld gewinnen oder verlieren, je nachdem, ob man ein gutes Angebot des Handels annimmt oder ausschlägt.
Doch die guten Preise haben auch ihre Kehrseite. Den Veredlern, den Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltern laufen die Futterkosten davon. Im Verhältnis dazu sind die Fleischpreise zu gering.
Die Schweinemäster können in der größten Not die Ställe eine Zeit lang leer lassen und ihr Getreide zu guten Preisen verkaufen. Ganz schwierig ist die Lage für die Ferkelerzeuger, die die Produktion nicht einfach unterbrechen können. Cornelius Mohr