Frische Unterrichtskonzepte für den eigenen Hof

Online-Fachtagung für LOB-Betriebe

53 Betriebsleiter und 12 Unterstützer trafen sich am zweiten Donnerstag im Februar zu ihrer jährlichen Fachtagung, die pandemiebedingt zum zweiten Mal im Onlineformat stattfand. Schwerpunkt dieser vierten Fachtagung des von 2018 bis 2022 laufenden Vorhabens „Lernort Bauernhof (LOB)“ waren Workshops zu aktuellen Unterrichtskonzepten „frisch gebackener“ Bauernhofpädagoginnen aus dem Jahr 2021.

Den Duft und die Eigenheit der Ähren unterschiedlicher Getreidearten zu erleben, das ist eine schöne Naturerfahrung für Kinder. Den LOB-Höfen obliegt es, diese Erfahrung zu einem einzigartigen Erlebnis zu machen.

Foto: Juana Kreßner/pixelio.de

Der Lernort Bauernhof wird im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) vom Land und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) finanziert. Seit März 2018 bis Ende Februar 2022 ist die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK) mit der Umsetzung des LOB beauftragt.

Zu Beginn gab die Projektkoordinatorin Maria Caesar einen Überblick über die im abgelaufenen Jahr durchgeführten Unterrichtseinheiten sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen: Im Jahr 2021 wurden 146 Unterrichtseinheiten auf den LOB-Betrieben mit 2 488 Schülern durchgeführt.

Vor allem Förder- und Grundschulen kommen

Derzeit ist hier wieder ein Aufwärtstrend zu verzeichnen und alle Beteiligten hoffen auf eine baldige Rückkehr zu den erreichten Zahlen vor der Pandemie. Am häufigsten wurde das Angebot von Förderschulen und Grundschulklassen in Anspruch genommen.

Begleitend fanden zwei Grund­schulungen mit 21 Teilnehmern und ein Zertifikatslehrgang zur Bauernhofpädagogik mit 20 Absolventen für die LOB-Landwirt und Winzer statt. 63 Lehrkräfte nahmen an fünf Fortbildungsangeboten auf LOB-Betrieben teil. Erfreulicherweise konnten im aktuellen Vorhaben alle geplanten Qualifizierungsmaßnahmen für LOB-Betriebsleiter und elf Lehrkräftefortbildungen erfolgreich durchgeführt werden. Abschließend hob Maria Caesar das erfolgreiche Angebot des LOB-Online-Stammtisches hervor, der bisher viermal durchgeführt wurde und der Vernetzung der LOB-Betriebsleiter dient.

Fördermaßnahme LOB läuft bis 2025

Agnes Pohlmann vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau RLP (MWVLW), informierte über die noch laufende öffentliche Ausschreibung zur Fortführung der Fördermaßnahme Lernort Bauernhof bis September 2025. Die LWK hatte sich erneut beworben und hofft auf einen Zuschlag. Diese sieht – neben der Förderung der außerschulischen Unterrichtseinheiten – die Angebote von Quali­fizierungsmaßnahmen für Landwirte und Winzer (Grundschulungen, Weiterbildungen, Zertifikatslehrgang Bauernhofpädagogik) sowie Lehrkräfte und das Angebot einer Vernetzungsveranstaltung im zweiten Halbjahr 2022 vor. So wird weiterhin den Schülern ein realistisches Bild der heutigen Landwirtschaft und der Lebensmittelerzeugung vermittelt werden können. Dies sei für das Land Rheinland-Pfalz ebenso wichtig wie für die landwirtschaftlichen Verbände und Betriebe.

Im Anschluss begann die Arbeit in den Workshops. Annette Müller-Clemm, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB), stellte die Arbeitsfragen vor, die in Workshops zu vier verschiedenen Unterrichtskonzepten bearbeitet werden sollten. Die Arbeitsfragen lauteten:

Welche Aktivitäten bei dem vorgestellten Beispiel ermöglichen Lernen beim „Selber-Tun“?

Was kann dabei konkret gelernt werden?

Was kann dabei konkret gelernt werden?

Wie sind die Aktivitäten in andere Zusammenhänge, auf andere Betriebe oder Themen übertragbar?

Die Unterrichtskonzepte waren:

1) „Wie lebt eine Milchkuh?“ mit Einsatz der Software „Aktion Bound“ von Maritta Albrecht Hof im Simerling, Niedermohr,

2) „Schafe auf dem Hofgut Neumühle“ von Eva Becker, Lehrkraft an der Förderschule „Schule am Donnersberg“ in Rockenhausen,

3) „Rund um den Kürbis“ von Sandra Hege, Betrieb Dr. Daniel und Walter Hege GbR in Limburgerhof,

4) „Faszination Streuobstwiese – eine einige Kulturlandschaft“ von Verena Ritter, Waldhof in Udler.

In den Workshops kamen die Teilnehmer zum Ergebnis, dass Lernstationen ein Mittel seien, um möglichst eigenorientiert lernen zu können. Hier werde die Selbstständigkeit gefördert, was wiederrum bei Erfolg das Selbstbewusstsein verbessere. Abwechslungsreiche Lernstationen von der Produktion über die Verarbeitung bis zur Vermarktung seien für unterschiedliche Zugänge zu den Kindern sinnvoll. Sie sollten „Lernen“ mit allen Sinnen ermöglichen, wie durch eigenen Körpereinsatz als Werkzeug, um dadurch das Erlernte besser merken zu können (Beispiele: Schrittmessung, Ernte, Reifefeststellung, Geschmacksanalyse).

Mit Aktivität wächst Wertschätzung

Grundsätzlich wachse durch die eigene Aktivität der Schüler die Wertschätzung für die Lebensmittel – auch wenn sie optisch nicht immer sehr ansprechend aussähen. Der Bezug zur Lebenswelt solle sichergestellt sein, damit die neu erworbenen Kompetenzen in das eigene Leben übernommen werden können.

Action Bound (Software für eine digitale „Schnitzeljagd“), für die ein Smartphone oder Tablet mit Internetverbindung notwendig sind, ist sehr gut übertragbar auf viele Themen des LOB, hier am Unterrichtsbeispiel „Wie lebt eine Milchkuh?“ Die Software ermögliche die Verknüpfung der digitalen Welt mit der realen Welt. Filme und Fotos könnten gut integriert werden. Sprachnachrichten können helfen, wenn Teams (noch) nicht lesen können. Es müssten keine Papier-Versionen erstellt werden. Spontanes Auswechseln von Inhalten sei möglich. Das Programm kann gegebenenfalls auch helfen, wenn nicht so viel Betreuungspersonal zur Verfügung steht.

Ein wichtiges Ziel der jährlich stattfindenden Fachtagung ist der fachliche und persönliche Austausch der LOB-Betriebsleiter. Hierfür wurden die Workshops aber auch die „digitalen“ Pausenräume während der Mittagspause intensiv genutzt.

Nach der Mittagspause stellten Alexandra Widiger (LWK) und Familie Kesseler vom Scholzehof in Lutzerath ihr Videoprojekt „Lernort Bauernhof“ – ein Unterrichtstag bei Familie Kesseler“ vor. Hier schildert Gisela Kesseler ihre Unterrichtsideen auf dem LOB mit Biogasanlage und Getreideanbau.

Als einen neuen, möglichen Bildungsbaustein für die LOB-Betriebe stellte Nadine Nageldinger (LWK) vom bundesweit agierenden Projekt „Passgenaue Beset­zung“, die neue, interaktive Präsentation „Prezi“ für Grüne Berufe vor, die die Betriebe in die vorhandenen Unterrichtskonzepte integrieren können. Die Präsentation können Interessierte auf der Internetseite der LWK www.lwk-rlp.de/de/bildung/d... finden und individuell in ihre Unterrichtskonzepte einbauen.

Den Tagesabschluss bildete die Verabschiedung des langjährigen Mitglieds des Steuerungsgremiums und „Mannes der ersten Stunde“ des LOB in Rheinland-Pfalz, Hans-Heiner Heuser durch Agnes Pohlmann (mwvlw). Sie stellte sein langjähriges, unermüdliches Engagement für die Einführung und Umsetzung des LOB in Rheinland-Pfalz hervor und bedankte sich für die kreative und konstruktive Mitarbeit in dem LOB-Steuerungsgremium RLP, das sich aus Vertretern der beteiligten Ministerien, der BAGLoB, des Pädagogischen Landesinstituts, der Bildungspartner sowie der landwirtschaftlichen Berufsverbände zusammensetzt.

Seine Nachfolge tritt mit der neuen Förderperiode Diplom Agrar-Ingenieurin Gundula Jahn an, die als langjähriges BAGLoB-Mitglied und Mitarbeiterin des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) eine hohe Kompetenz und langjährige Erfahrung im Bereich LOB einbringen wird.

Mehr Infos für Lehrkräfte, Betriebe und Interessierte finden sich im Internet unter www.lernort-bauernhof-rlp.d...

rlp – LW 8/2022