Studie zu Konservierender Landwirtschaft

Geringeres ökologisches Risiko durch Pflanzenschutz

Konservierende Landwirtschaft setzt auf minimalen Bodeneingriff, dauerhafte Bodenbedeckung und mehr Pflanzenvielfalt in der Fruchtfolge. Eine aktuelle Untersuchung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und von dessen Partnern zeigt die ökologischen und wirtschaftlichen Effekte dieses Anbausystems auf. Der NABU hat eine Zusammenfassung dieser Studie veröffentlicht.

Konservierende Landwirtschaftssysteme bieten eine große Chance für nachhaltigen Wandel unserer Landwirtschaft.

Foto: landpixel

Konservierende Landwirtschaft (Conservation Agriculture oder kurz auch CA) wird bisher in politischen Debatten wenig behandelt. Dieses Anbausystem setzt auf minimalen Bodeneingriff, dauerhafte Bodenbedeckung und mehr Pflanzenvielfalt in der Fruchtfolge. Eine neue Studie von NABU, der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB e.V.) und der Hochschule Weihenstephan/Triesdorf (HSWT) zeigt auf Grundlage von Erfahrungen, wie Böden regeneriert, Kosten und Emissionen gesenkt und die Landwirtschaft widerstandsfähiger gemacht werden können.

Denn die Landwirtschaft stehe vor großen Herausforderungen: Klimakrise, Verlust der Biodiversität, steigende Betriebskosten und stagnierende Erträge. In Deutschland ist der Agrarsektor für etwa acht Prozent der direkten Treib­hausgasemissionen verantwortlich. Außerdem sind Insekten- und Vogelpopulationen stark zurückgegangen, und essenzielle Bodenprozesse werden gestört. Gleichzeitig ist die Agrar- und Ernährungswirtschaft mit am stärksten von diesen ökologischen Krisen betroffen, teilt der NABU mit.

Gesundheit von Böden und Pflanzen im Fokus

Aufbauend auf vorherige Studien gemeinsam mit der Boston Consulting Group zu Regenerativer Landwirtschaft und zur Bedeutung von Bodenbiodiversität zeigt die neue Studie zu Konservierender Landwirtschaft anhand von 17 Beispielbetrieben in Deutschland in vier bodenklimatischen Regionen Deutschlands die ökologischen und wirtschaftlichen Effekte dieses Anbausystems auf. Konservierende Landwirtschaft beschreibt ein durch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) definiertes Anbausystem, das praktisch erprobte und wissenschaftlich fundierte Maßnahmen anwendet, die sich auf die Gesundheit von Böden und Pflanzen konzentriert, um die Ertragsresilienz zu steigern und gleichzeitig positive Auswirkungen auf Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe sowie die Biodiversität zu schaffen.

Die drei Prinzipien, auf die sich Konservierende Landwirtschaft stützt, sind: 

  • minimaler Bodeneingriff 
  • dauerhafte Bodenbedeckung
  • mehr Pflanzenvielfalt in der Fruchtfolge

Diese Prinzipien teile sich die Konservierende Landwirtschaft mit der Regenerativen Landwirtschaft. Im Kern steht in den beiden Ansätzen die Bedeutung der Bodenbiodiversität als landwirtschaftliches Produktionsmittel, vor allem der Pilze und Bakterien im Boden. So kann Konservierende Landwirtschaft zur Schließung regionaler Stoffkreisläufe, die Regeneration der Biodiversität und der gekoppelten Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe in unseren Agrarökosystemen sowie eine gesündere und gesicherte Nahrungsversorgung in der Breite beitragen.

Während auf zusammengenommen fast 90 Prozent der landwirtschaftlichen Ackerfläche in Deutschland der Boden mehr oder weniger intensiv bearbeitet wird, machen Konservierende Landwirtschaftssysteme nur rund ein Prozent der Fläche aus – das bietet eine große Chance für nachhaltigen Wandel unserer Landwirtschaft.

Zahlreiche positive Auswirkungen

Die zentralen Ergebnisse der gemeinsamen Studie zeigen die Vorteile für Böden, Klima und Wirtschaftlichkeit:

  • Rund 50 Prozent geringeres ökologisches Risiko durch Pflanzenschutzmittel im Durchschnitt
  • Rund 15 Prozent weniger Stickstoffdüngemittel im Durchschnitt
  • Bis zu 75 Prozent weniger Treibstoffverbrauch
  • Gesündere Böden durch eine höhere mikrobielle Aktivität und Biodiversität
  • Rund fünf Prozent höhere Erträge im Durchschnitt
  • Bis zu 16 Prozent höherer Deckungsbeitrag pro Hektar und Jahr (am Beispiel Winterweizen)

Die Analyse zeigt laut NABU auch, dass Betriebe nach einer Eingewöhnungsphase von etwa drei Jahren oft wieder gleiche oder sogar höhere Erträge erzielen – bei geringeren Betriebsmittelkosten. Dies führe zu einer verbesserten Betriebsökonomie nach der Umstellungsphase mit einem bis zu 16 Prozent höheren Deckungsbeitrag, wie ein Vergleich in drei verschiedenen Szenarien zeigt.

Konservierende Landwirtschaft fördern

In Anbetracht der positiven Effekte auf die Böden, geringer Produktionskosten und dem Beitrag zur Ernährungssicherheit sollte der Weg zu einem regenerativen Agrar- und Ernährungssystem in Deutschland von allen Beteiligten gefördert werden. Konservierende Landwirtschaft bietet eine ökologisch und ökonomisch tragfähige Alternative für die Zukunft, heißt es. Sie stärkt die Bodenfruchtbarkeit, schützt das Klima und erhält die Biodiversität – gleichzeitig kann sie landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich resilienter machen. Trotz der Vorteile werde Konservierende Landwirtschaft in der aktuellen Agrarpolitik kaum berücksichtigt.

Der NABU fordert daher:

  • Förderung der Anschaffung von bodenschonenden landwirtschaftlichen Maschinen
  • Honorierung von Zwischenfruchtanbau und dauerhafter Bodenbedeckung
  • Ausrichtung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik aufgrund ergebnisbasierter Zahlungen für ökologische Leistungen.
LW – LW 28/2025