Pflanzen sollen kontrolliert Stickstoff aufnehmen
Feldtag zur konservierenden Bodenbearbeitung
Am 24. Mai ließen sich gut 80 Landwirte und Berater von dem schlechten Wetter nicht beeindrucken und kamen zum Feldtag des DLR-Arbeitskreises konservierende Bodenbearbeitung Rheinland-Pfalz auf die Hofstelle des Gutes Westerwald in Girod-Kleinholbach. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das CULTAN-Verfahren.
Der Feldtag wurde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Konservierende Bodenbearbeitung, GKB, organisiert. Schwerpunktthema der Veranstaltung war die platzierte Düngung. Gekommen waren Landwirte aus Rheinland-Pfalz, Hessen, dem Saarland, Bayern und Sachsen. Schwerpunktthema der Veranstaltung war die platzierte Düngung, insbesondere das CULTAN-Verfahren. CULTAN steht als Abkürzung für den englischen Begriff „Controlled Uptake Long Term Ammonium Nutrition“. Bei dieser Düngetechnik wird den Pflanzen nicht Nitrat sondern Ammonium als Stickstoffquelle zur Verfügung gestellt, welches entsprechend dem Stickstoffbedarf der Pflanzen kontrolliert während der Vegetationszeit aufgenommen wird.Gut Westerwald wird seit 2002 pfluglos bewirtschaftet
Betriebsleiter Paul Prassler stellte zu Beginn der Vortragsreihe den Betrieb vor. Der Betrieb Fröhlich, Eigentümer des Gutes Westerwald ist Johann Fröhlich, bewirtschaftet zurzeit rund 450 ha Ackerland. Davon werden 160 ha über diverse Bewirtschaftungsverträge bearbeitet. Der Betrieb liegt 279 m über NN. Es fallen in der Region 730 mm Niederschlag. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 7,6 °C. Die Schläge des Betriebes weisen 26 bis 58 Bodenpunkte auf. Im Jahr 2002 wurde die Bodenbearbeitung und Aussaat von Pflug, Kreiselegge und Drillmaschine auf Mulchsaat umgestellt. Gesät wird heute mit der Ultima von Köckerling. Zur vorbereitenden Bodenbearbeitung werden der Allrounder und der Grubber Vektor von Köckerling eingesetzt. Ein Teil der Flächen wird in Direktsaat bestellt. An Feldfrüchten werden Winterweizen, Wintergerste, Winterraps, Sommergerste, Sommerhafer, Ackerbohnen und Erbsen angebaut.
Im zweiten Vortrag erläuterte Moderator Ingo Scheid vom Dienstleistungszentrum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück die Grundlagen des Stickstoffkreislaufes und die mit diesem Nährstoff verbundene Umweltproblematik. Insbesondere sind hier die N-Verluste von klimaschädlichem Lachgas und Ammoniak und dem trinkwasserbelastenden Nitrat zu nennen. Das CULTAN-Verfahren ist eine Möglichkeit, solche Verluste zu reduzieren.
Viel Erfahrung mit Direktsaat in Sachsen-Anhalt gemacht
Im folgenden Vortrag stellte Ulrich Zink die seit vielen Jahren bei ihm praktizierte Direktsaat vor. Er bewirtschaftet zirka 400 ha in Sachsen-Anhalt. Die Aussaat erledigt eine Cross Slot Maschine. Zink sieht den entscheidenden Vorteil der Maschine darin, dass sie im Gegensatz zu den herkömmlichen Scheiben- oder Zinkengeräten den Boden nur minimal bewegt. In der Düngung setzt der Betrieb auf unterschiedliche Düngermischungen. So wird beispielsweise AHL, ASL und DAP in Mischung eingesetzt. Teilweise erfolgt eine Unterfußdüngung im Herbst. Umfangreiche Untersuchungen zeigten, dass in dem System keine N- Verluste auftreten. Den Hauptnährstoffen werden bei Bedarf Spurenelemente zugesetzt. Beim Pflanzenschutz setzt Ulrich Zink auf die Reduzierung von Aufwandmengen durch die Konditionierung von Wasser und die Optimierung der Anwendungstermine.
Auswirkungen verschiedener Düngesysteme
Trotz anhaltenden Regens versammelte sich die Gruppe auf dem Feld, um die drei vorbereiteten Stationen zu besuchen. An der ersten Station stellte Katharina Knoblauch einen Versuch zu den Auswirkungen unterschiedlicher Düngesysteme vor, den sie im Rahmen ihrer Ausbildung zur Landwirtschaftsmeisterin auf dem Gut Westerwald angelegt hatte. Der Versuch besteht aus fünf Varianten, insgesamt wurden 195 kg Stickstoff gedüngt:
- Domammon (Ammoniumsulfat-Harnstoff-Lösung) mit Spritze
- Domammon mit Injektor
- AHL mit Spritze
- AHL mit Injektor
- dreigeteilte Düngung mit Domamon
Bei den ersten Untersuchungen wurden Unterschiede bei N-Bedarf und Wuchshöhe unter den einzelnen Varianten festgestellt. Messungen mittels N-Tester zeigten, dass die AHL-Varianten besser mit Stickstoff versorgt waren. Ferner war die Wuchshöhe bei den injizierten Varianten etwa 10 bis 15 cm geringer. An der zweiten Station gab Johann Fröhlich einen Einblick in die Bestandesführung des Betriebes. Düngung und Pflanzenschutz bei reduzierter Bodenbearbeitung waren Themen, die von der Gruppe diskutiert wurden. Von Besondrem Interesse waren die Nährstoffverteilung in der Krume, die Befallssituation mit Feldmäusen und Schnecken sowie Strategien der Unkraut- und Ungrasregulierung.
Großes Interesse fand die praktische Bodenansprache am Bodenprofil. Katja Lauer erklärte die Entstehung des Bodens im Naturraum Westerwald und erläuterte wesentliche Standorteigenschaften. Auffallend war insbesondere der hohe Bioporenanteil, der eine optimale Durchlüftung, eine gute Durchwurzelung und eine ungehinderte Wasserinfiltration am Standort gewährleistet. Darüber hinaus hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, geflügte Standorte mit langjährig pfluglos bewirtschafteten Flächen zu vergleichen. „Eine Notwendigkeit, den Pflug auf den vorgestellten Standorten einzusetzen, besteht nicht“, betonte Scheid abschließend.
Katja Lauer, Ingo Scheid, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Bad Kreuznach – LW 24/2016