Grassamen jetzt mit der Gülle raus?

Es gibt einige Punkte zu beachten

Das Verfahren, Grassamen in die Gülle einzumischen und so quasi die Nachsaat mit der Güllegabe in einem Arbeitsgang erledigen zu können, ist eine verlockende Idee. Insbesondere in den niederschlagsreichen Regionen Süddeutschlands wird es auch bereits seit Jahren praktiziert.

Das Ausbringen von Grünlandsaatgut mit der Gülle wir durch etliche Faktoren eingeschränkt.

Foto: agrar-press

Wer Interesse an dem Verfahren hat, sollte allerdings einiges beachten, damit die Nachsaat auch wirklich zum Erfolg wird.

Nicht zum ersten Schnitt

Die optimale Keimtemperatur für Grassamen liegt bei 15 Grad Bodentemperatur. In Mittelgebirgen werden diese erst im April erreicht. Wer schon im Februar, mit der ersten Gülle, Grassamen ausbringt, ist schlicht zu früh dran. Auch der früh ausgebrachte Samen keimt erst bei ausreichender Temperatur, wenn sich der erste Aufwuchs bereits voll in der Vegetation befindet.

Die Konkurrenz durch den Altbestand behindert dann meist die Jugendentwicklung der Nachsaat, sodass nach dem ersten Schnitt häufig recht schwach entwickelte Keimlinge zum Vorschein kommen, die schnell der ersten Trockenheit zum Opfer fallen. Spätfröstehemmen die Entwicklung zusätzlich.

Daher sollte das Verfahren frühestens nach dem ersten Schnitt angewendet werden.

Nicht in verfilzte Narben

Die Methode eignet sich nur für lückige, gut belüftete Grasnarben. Wo die Lücken bereits mit gemeiner Rispe und anderer Begleitvegetation besiedelt sind, wird kein dt. Weidelgrassamen Platz finden. Hier ist zunächst die unerwünschte Vegetation zu entfernen, damit die Lücken mit hochwertigen Gräsern gefüllt werden können.

Eine Bekämpfung der gemeinen Rispe (Striegel) erfolgt optimaler Weise zum trockensten Zeitpunkt im Jahr (August). Im Sommer wird aber meist keine Gülle gefahren.

Auf Flächen, die stark von Gemeiner Rispe befallen sind, eignet sich das Verfahren daher nicht.

Nur wenn Regen gemeldet ist

Das Verfahren sollte nur direkt vor einsetzendem Regen angewandt werden. Hier geht es darum, dass die Gülle keine feste Kruste um den Samen bilden kann, die zum Verlust der Keimfähigkeit führen könnte. Diese Kruste könnte, auch nach erfolgreicher Keimung, das empfindliche Pflanzengewebe nachträglich schädigen. Außerdem können die Samen an anderen Pflanzen festkleben, wenn die oben auf dem Pflanzenbestand aufliegende Gülle antrocknet. Niederschlagsmeldungen von 20 eher 30mm sind daher abzuwarten.

In den beiden zurückliegenden trockenen Jahren 2018 und 2019 gab es kaum eine Gelegenheit, um mit dieser Methode eine Nachsaat erfolgreich zu etablieren. Immer fehlte es an ausreichendem Niederschlag.

Nur unter günstigen Bedingungen

Zusätzlich müssen alle Aspekte erfüllt sein, die eine erfolgreiche Nachsaat begünstigen: Ausreichend Niederschlag im Nachauflauf, geeignete Sorten (in Mittelgebirgslagen rotes Etikett), einwandfreie Saatgutqualität, Aufwuchshöhe des Altbestandes maximal 10 cm.

Empfohlen werden Nachsaatmengen von 5 bis 10 kg/ha GV mit rotem Etikett. Bei Fragen steht die Autorin untger 0160/4168708 und E-Mail Katharina.David@llh.hessen.de zur Verfügung.

Katharina David, LLH Grünlandberatung – LW 7/2020