Grünland – viel ungenutztes Potenzial
Was tun bei versauerten Grünlandflächen?
Die Grundlage einer erfolgsorientierten Tierernährung wird bereits bei der Grundfuttergewinnung gelegt. Hierzu veranstaltete der Beratungsring für Rindfleischerzeugung Kaiserslautern in Zusammenarbeit mit dem DLR Eifel Ende April seine alljährliche Grünlandbegehung. Der Grünlandexperte Raimund Fisch vom DLR Eifel gab dabei wertvolle Tipps zum Thema Grünlandbewirtschaftung.

Foto: Henn
Sorten mit rotem Etikett gut für Mittelgebirgslagen
Neben dem Nährstoffmanagement schilderte Raimund Fisch die Pflegemaßnahmen und Kriterien für die langfristige Etablierung eines gesunden Grünlandbestandes. Bei den PflegeÂmaßnahmen und Neuanlagen empfiehlt Fisch Sortenmischungen zu verwenden, die mit dem „Roten Etikett“ gekennzeichnet sind, da sich diese Sorten nach längerer Prüfung besonders für die Mittelgebirgslagen bewährt haben. Viele firmeneigene Mischungen, die nicht mit diesem Etikett gekennzeichnet sind eignen sich häufig nicht für die Mittelgebirgsstandorte in Rheinland Pfalz. Für die Nachsaat empfiehlt Fisch jedes Jahr 10 kg je Hektar auf zwei Gaben zu verteilen. Ein zweimaliger StriegelÂeinsatz, jeweils im Frühjahr und Sommer sollte ebenfalls zum Standard gehören, um die Bestockung der Gräser anzuregen und flachwurzelnde Ungräser auszureißen. Bei den chemischen Maßnahmen erläuterte Fisch, dass der Ausbringungszeitpunkt von zentraler Bedeutung ist.
Beim Ampfer empfiehlt er das Stadium abzuwarten in dem die Pflanze den Blütenstand erkennen lässt, da der Ampfer zu diesem Zeitpunkt anfängt Reservestoffe in die Wurzel einzulagern. Bei der Auswahl der verwendeten Präparate muss auf die Persistenz der Wirkstoffe geachtet werden, damit diese nicht über die Gülle in andere Schläge verfrachtet werden und dort in Kulturen zu Schäden führen kann.
Vor der Neuanlage den pH-Wert abklären
Im zweiten Betrieb von Gregor Waggershauser in Oberarnbach erörterte Fisch unter anderem wie bei einer Neuanlage von Grünland vorgegangen werden soll. Dabei stellte er die Vorteile einer mehrjährigen Ackernutzung mit Mais oder Kleegras in den Vordergrund, um das Samenpotenzial unerwünschter Gräser zu unterdrücken. Zählen minderwertige Gräser wie Fuchsschwanz und Wolliges Honiggras zu den bestandbildenden Arten, sollte über eine Neuanlage nachgedacht werden. Dabei muss zunächst die Altnarbe durch ein Totalherbizid abgetötet werden bevor die Fläche neu angelegt wird. Auch hier sollte eine Bodenuntersuchung mit einbezogen werden, um eine ausreichende Nährstoffversorgung und einen optimalen pH-Wert für die Neuanlage zu gewährleisten.
Als Drittes stand der Betrieb von Erich Freyer in Althornbach auf dem Programm. Die Familie Freyer präsentierte einen gut etablierten Weidelgrasbestand. Hier erläuterte Fisch wie wichtig eine ausreichend hohe Grasstoppel für den Wiederaustrieb ist. Bei einer Schnitthöhe von mindestens 5cm steht dem Gras noch ausreichend Assimilationsfläche für den Wiederaustrieb zur Verfügung, das Erntegut liegt lockerer auf der Stoppel, wird dadurch besser durchlüftet und es kommt bei korrekter Maschineneinstellung zu weniger Futterverschmutzungen.
Insgesamt wurde die Veranstaltung gut angenommen und es wurden viele offene Fragen fachlich kompetent von Berater Fisch beantwortet. Auch die regen Diskussionen innerhalb der Gruppen zeigte, wie unterschiedlich der Kenntnisstand und die Erfahrungen sind und wie auf individuelle Ansprüche eingegangen werden kann. Abschließend lässt sich sagen, dass im Grünland noch ungenutztes Potenzial liegt und jeder Betrieb kontinuierlich an der Verbesserung seiner Flächen arbeiten sollte, um langfristig erfolgreich zu sein.
Lukas Göttel – LW 19/2016