Herausforderndes Anbaujahr für Pfälzer Grumbeeranbauer
Vorstand der EZG Pfälzer Grumbeere wiedergewählt
Rund 70 Grumbeeranbauer haben sich am Dienstagabend vergangener Woche zur Mitgliederversammlung der Pfälzischen Früh-, Speise- und Veredlungskartoffel-Erzeugergemeinschaft wV., kurz EZG Pfälzer Grumbeere, digital versammelt. Dabei wurden auch Wahlen durchgeführt und der bisherige Vorstand erneut bestätigt. Für die bald in Mutterschutz gehende Geschäftsführerin Carina Wittmann wird Isabelle Lörler von der Landjugend RheinhessenPfalz die Geschäftsführung vorübergehend übernehmen.

Foto: EZG
Der Phosphorversorgung in Kartoffeln auf der Spur
Als Rechnungsprüfer wurden Martin Billau aus Lampertheim, Andreas Binder aus Gerolsheim und Thomas Schmidt Ludwigshafen-Rheingönheim gewählt. Dirk Gerling, der Bezirksgeschäftsführer vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd in Neustadt an der Weinstraße hat die Wahlen geleitet und sie als rechtmäßig durchgeführt eingestuft.
Dr. Martin Armbruster von der LUFA Speyer und Sebastian Adam, Masterstudent an der Uni Hohenheim, sprachen über den Projektbericht Phosphor-Verfügbarkeit 2021 in Kartoffeln. Während Armbruster die Grundlagen der Phosphorverfügbarkeit erläuterte, ging Adam auf die Ergebnisse der zahlreichen Versuche, die teils auch auf Betrieben stattfanden ein. Da Phosphor ein wichtiger Mineralstoff für die Kartoffel ist, sollte dessen Verfügbarkeit gegeben sein. Es zeigt sich jedoch in der Praxis, dass das flache Wurzelsystem der Kartoffel und der frühe Anbau bei niedrigen Temperaturen die Phosphoraufnahme hemmen. Bodenproben haben Aufschluss darüber gegeben, dass genügend Phosphor im Boden enthalten ist, dieser jedoch nicht in die Pflanzen gelangt. Mehr dazu in einem separaten Fachartikel von Dr. Martin Armbruster im Landwirtschaftlichen Wochenblatt KW 12 unter der Rubrik „Pflanzenbau“.
Das Frühjahr 2021 so kühl wie zuletzt 1926
Vorsitzender Magin dankte Armbruster und Adam und ging zum Jahresbericht 2021 über. Das Jahr 2021 geht bei den Grumbeeranbauern mit dem kühlsten Frühjahr seit 1926 in die Annalen ein, nur 6,1° C wurden im Durchschnitt der ersten vier Monate erreicht. Nach einem trockenen Winter konnten die Anbauer bereits Ende Februar die ersten Pflanzungen tätigen. Danach regnete es viel im März und im April mussten zehn Frostnächte überstanden werden. „Ständiges Abwägen, ob und wann die Frostberegnung eingeschaltet werden soll, waren anstrengend für die Familien“, sagte Magin. Mit dem Mai wurde es wärmer und jeder stellte sich die Frage: Folie daruflassen oder runternehmen. „Insgesamt zeigten die Kartoffelschläge eine zweiwöchige Verzögerung in ihrer Entwicklung zu Beginn von Mai“, erläuterte Magin. Im Wonnemonat konnte jedoch einiges aufgeholt werden, sodass Anfang Juni eine unaufgeregte Sackabnahme begann.
Die Abreife zeigte sich zu Beginn nicht optimal, erst später konnte von Festschaligkeit gesprochen werden, bemerkte Magin. Bei der Haupternte im Juli sei es dann wieder nass geworden, sodass oftmals bereits ausgemachte Terminvereinbarungen für die Lieferung geändert werden mussten, da mancher Acker nicht mit dem Roder befahren werden konnte. Ein anderes Mitglied musste kurzfristig einspringen, was allen ein hohes Maß an Flexibilität abverlangte. „Unverständlich war dann die Reaktion der Einkäufer, die sich über dreckige Kartoffeln in den Verpackungen beklagten. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen: Wir müssen die Einkäufer noch besser im Vorfeld über die Lage auf den Äckern informieren“, so das Resümée zu dieser Kritik von Magin.
Im feuchten Jahresverlauf trat auch die Kraut- und Knollenfäule auf, die jedoch bei rechtzeitigem Pflanzenschutzmitteleinsatz eingedämmt werden konnte. Auch gegen Phytophtora musste eingegriffen werden. Magin appellierte an die Mitglieder, Resistenzen vorzubeugen, und klagte über die steigenden Produktionskosten durch die hohen Dünge- und Maschinenpreise.
Dass auch die Grabenpflege eine wichtige Aufgabe sei, das spürten einige Anbauer auf ihren Schlägen, die im Stauwasser standen und ganz aufgegeben werden mussten. „Unser Ziel von 90 000 t bis 10. August haben wir nicht erreicht. Insgesamt konnten 75 000 t in der Frühsaison geerntet werden. Die Preise lagen bei durchschnittlich 47 Euro/dt. Ab dem 11. August musste sich die EZG preislich an den anderen großen Regionen wie Niedersachsen und dem Rheinland orientieren.
Nach der Entlastung der Geschäftsführung und des Vorstands für das Haushaltsjahr 2021, in dem 13 500 Euro Defizit veranschlagt wurden, gab Carina Wittmann die Planungen für das aktuelle Jahr bekannt. Demnach wird das Projekt Phosphorversorgung weiter unterstützt und Werbemaßnahmen werden im bisherigen Rahmen durchgeführt. Magin sprach sich für eine bessere Erforschung der Stolburkrankheit aus, die zu einem immer größeren Problem im Kartoffelanbau wird. Auch hier wolle man tätig werden. Ab 1. März wird Isabelle Lörler von der Landjugend RheinhessenPfalz die Geschäftsführung für ein Jahr von Wittmann übernehmen.
zep – LW 9/2022