Hessen zeigen Hollywood auf der Grünen Woche

28 Tänzer der Landjugend Haubern begeistern in Berlin

Knapp 90 Landjugendliche aus Hessen besuchten im Rahmen der Fahrt zur Grünen Woche den Landjugendball. Der debattenreiche Junglandwirtekongress auf der Grünen Woche hatte zum Thema „Marktmacht teilen“ eingeladen und rund 200 Junglandwirte folgten dieser. Die Landjugend aus Haubern begeisterte mehr als 2 000 Jugendliche mit einer hollywoodreifen Eröffnung des Landjugendballs.

Mit ihrem temperamentvollen Auftritt aus dem Musical „Mama Mia“ sorgte die Landjugend aus Haubern für beste Stimmung beim großen Landjugendball im Palais am Funkturm in Berlin.Foto: Hessische Landjugend

Beim Junglandwirtekongress zuvor stellte Henrik Schweder, stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) fest: „Solange die Erzeugung von beispielsweise Milch mehr kostet, als sie einbringt, weil eine Handvoll Handelsunternehmen den Molkerei­en und Milchbauern ihre Preise diktiert, ist eine Schieflage erreicht, die weder den Landwirten noch der Gesellschaft gut tut“. Er ist kein Pessimist, doch in der zunehmenden Marktkonzentration – vier Unternehmen verkaufen rund 85 Prozent der Lebensmittel in Deutschland, Tendenz steigend – sieht er eine wachsende Gefahr für die deutsche Landwirtschaft.

Auch DBV-Präsident Joachim Rukwied stellte fest „Die Wertschöpfung muss bei allen Gliedern der Lebensmittelkette gleichermaßen ankommen.“ Dann sei den Landwirten auch vor einem weitgehend liberalisierten Markt nicht bange. Was die ökonomische Zukunft der Landwirte angehe, sei er trotz aktueller Tiefstpreise zuversichtlich. Allerdings, und diese Forderung adressierte er an die Politik, „brauchen wir ein Ordnungsrecht, dass Landwirtschaft nicht einschränkt, Risiko und Innovation ermöglicht und mehr unternehmerische Freiheit zulässt.“ BayWa-Vorsitzender, Prof. Klaus Josef Lutz, forderte eine „ernstzunehmende deutsche Agrarexportpolitik.“ Die habe es bis Dato nicht gegeben, so dass das börsennotierte Unternehmen mit genossenschaftlichem Hintergrund jetzt eigene Wege gehe. „Wir müssen die Internationalität weiterentwickeln, ohne unsere Wurzeln zu vergessen“, stellte er klar.

„Exportförderung ist kein Fremdwort für die Bundesregierung“, entgegnete der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer und schränkte zugleich ein, dass seit dem Verlust der CMA (Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft) im Bereich der Landwirtschaft wenig passiert sei. Doch die Politik sei „Türöffner für deutsche Agrarprodukte“ und müsse weltweit tätiger werden. Im politischen Umfeld gibt es jedoch viele Mitstreiter, die an der aktuellen Situation festhalten und keine Veränderung wollen. „Das kann dazu führen, dass Deutschland den Zug verpasst“, so Auernhammer. Aber wie kann das gehen? „Das ist nicht Aufgabe der Politik. Die kann ermuntern und unterstützen. Da müsst ihr jungen Leute ran“, sagte er.

Junglandwirt Thomas Huschle aus Baden-Württemberg sagte „Landwirte suchen immer nach Lösungen, die für sie funktionieren. Entweder habe ich die Voraussetzungen, um bei der Kos­tenführerschaft mitmischen zu können oder man stellt sich qualitativ heraus, um einen höheren Preis zu erlangen. Ohne ein ausgeprägtes Bewusstsein für strategische Vermarktung, ohne langfristige strategische Modelle für die Zukunft geht es heute nicht“. Und noch eins liegt für Thomas Huschle auf der Hand: „Die Mannschaft ist immer stärker als ein Einzelner. Wir müssen uns zusammen tun, gemeinsam überlegen, was für Möglichkei­ten bestehen und neue Wege gehen. Dann gibt es auch einen Weg in die Zukunft.“ So fasste der Moderator die zweistündige Marktmacht-Diskussion auf der Grünen Woche zusammen und nannte vier Handlungsoptionen für die deutsche Landwirtschaft:

  • Es gebe noch Potenzial für die Vermarktung regionaler Lebensmittel.
  • Der deutsche Agrarhandel müsse sich noch viel globaler ausrichten.
  • Deutschland brauche eine Agrarexportpolitik, die diesen Namen auch verdient.
  • Und: Die Landwirtschaft hierzulande müsse sich strategisch klar ausrichten.
  • Katrin Fischer, stellvertretender Bundesvorsitzende der Landjugend hielt fest, dass Junglandwirte mit Selbstbewusstsein und neuen Ideen ihren Markt finden müssten.

Auftritt der Hauberner vom Volkstanz bis zum Musical

Weiterer Höhepunkt war der Tanzauftritt der Landjugend Haubern anlässlich der Balleröffnung im Palais am Funkturm. Vor den mehr als 2 000 Ballbesuchern zeigten die 28 Volkstänzer aus dem Nordhessischen ihr ganzes Können. Zwei spritzigen Volkstänzen mit irischem Einschlag folgte ein zehnminütiges Potpourri durch die tänzerische Filmwelt Hollywoods.

Der langanhaltende Applaus der begeisterten Landjugendlichen belohnte das wochenlange und intensive Vorbereiten dieses Tanzauftrittes in Haubern. „Es hat einen großen Spaß gemacht, die selbstausgedachte Choreographie einzustudieren und in Berlin aufzuführen. Es war sehr viel Arbeit aber es hat unsere Gruppe für das neue Landjugend­jahr enorm motiviert“, sagte Carolin Schmidtmann, Vorsitzende der Landjugend Haubern, erleichtert im Anschluss der sehr gelungenen Aufführung.

hlj/bdl – LW 4/2016