Hoch, höher, am höchsten

Aktuelle Nmin-Werte und Düngeempfehlung Hessen

Nachdem schon die Analysenergebnisse aus dem letzten Jahr zu Vegetationsende hohe Stickstoffwerte im Boden auswiesen, wurden diese nun durch die ersten Probennahmen im Jahr 2017 erneut bestätigt. Über die Ergebnisse und Schlussfolgerungen zur anstehenden N-Düngung informiert Dierk Koch vom LLH in Kassel.

Die Witterungsereignisse in der letzten Jahreshälfte 2016 haben relativ hohe Nitratwerte in der durchwurzelbaren Schicht hinterlassen.

Foto: landpixel

Wurden in den letzten zwei Jahren fast historische Stickstoff-Tiefststände im Boden zu Vegetationsbeginn gemessen, so scheinen wir uns in diesem Jahr in einer Parallelwelt zu bewegen. Diese Situation hat vielfach Verwunderung hervorgerufen. Landwirte müssen aufgrund dieser außergewöhnlichen Werte ihre bisherige Düngepraxis hinterfragen und womöglich anpassen. In Regionen mit historisch hohen Nitratwerten wurde bereits auf die Gefahr der Auswaschung von Stickstoff in das Grundwasser hingewiesen.

Deutlich unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen

Es drängt sich jetzt die Frage auf, worin die Ursache für dieses aktuelle markante Jahresphänomen begründet liegen könnte? Eine mögliche Antwort hierauf ist im Kontext eines Rückblicks auf die letzten Monate zu finden. So sind im letzten Halbjahr deutlich unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen zu verzeichnen gewesen. In Verbindung mit hohen Temperaturen führte dies beispielsweise im September zu erheblichen Problemen in einigen Rapsbeständen. Die nutzbare Feldkapazität (pflanzenverfügbarer Wasseranteil im Boden) war entsprechend auf vielen Standorten zum Teil sehr gering. Vielen Landwirten wurde dies unmittelbar augenscheinlich durch nicht laufende Drainagen. In der Lysimeterstation Kassel werden seit mehr als 20 Jahren Sickerwassermengen gemessen und aufgezeichnet. In der diesjährigen Sickerwasserperiode (2016/2017) konnte bisher noch gar kein Sickerwasser in 1,50 m unter Flur aufgefangen werden. Dies ist bisher erst in drei der letzten 20 Messjahre der Fall gewesen.

Andüngen ja, aber an den Bestand angepasst

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Die hier veröffentlichten Nmin-Werte können – insofern keine eigenen Bodenuntersuchungsergebnisse vorliegen – als Grundlage zur Bemessung der Stickstoffdüngung im Frühjahr herangezogen werden.

Die Seiten können herausgetrennt und aufbewahrt werden; die Angaben erfüllen die Anforderungen zur Dokumentation der betrieblichen Stickstoff-Düngung.

LW

So ist es nachvollziehbar, dass die Witterungsereignisse in der letzten Jahreshälfte 2016 relativ hohe Nitratwerte in der durchwurzelbaren Schicht hinterlassen hat, die aufgrund der trockenen Verhältnisse im Boden im Frühjahr 2017 in der Schicht bis 90 cm wiedergefunden und gemessen werden konnten. Die ersten Analysenergebnisse Anfang Februar deuten darauf hin, dass die höchsten Werte in der Schicht 0 bis 30 vorzufinden sind, die im Verlaufe der letzten vier Wochen in die darunterliegende Schicht verlagert wurden. Der Landwirt steht nun vor der schwierigen Entscheidung die Frühjahrsdüngung zu gestalten. Insbesondere bei Winterweizen lagen die Nmin-Werte in Bereichen von zum Teil 120 kg/ha, sodass die Frage, ob überhaupt eine Andüngung vorgenommen werden sollte, aufgekommen ist (die Werte werden wöchentlich aktualisiert auf der Homepage des Landesbetriebes unter www.llh.hessen.de und hier unter der Rubrik Pflanzenproduktion veröffentlicht). Auf eine Andüngung sollte im Hinblick auf die Steuerung des Bestandes nicht verzichtet werden, jedoch müssen die hohen Stickstoffmengen im Boden bei der Düngung Berücksichtigung finden. Die Pflanzenbauberater des Landesbetriebes Landwirtschaft empfehlen daher eine am Pflanzenbestand ausgerichtete reduzierte Andüngung.

Hohe Nmin-Gehalte bis zur Ährengabe berücksichtigen

Für alle weiteren Düngergaben sollten neben der Berücksichtigung des Bestandes und der aktuellen Witterung, die wahrscheinlich weiterhin hohen Bodengehalte im Auge behalten werden. Denn eine Stickstoffverlagerung unterhalb der durchwurzelbaren Zone ist zum jetzigen Zeitpunkt nur auf leichten Standorten zu befürchten. Bei ausreichender Feuchtigkeit und ansteigenden (Boden-)Temperaturen ist mit einer zusätzlichen Stickstoffmineralisierung zu rechnen. In der Tabelle 1 wird anhand verschiedener Fallbeispiele die Möglichkeit aufgezeigt, die hohen Nmin-Werte dieses Jahres in der gesamten Düngerplanung bis zur Ährengabe hin zu berücksichtigen. Dieses Vorgehen ignoriert in gewisser Weise die Tatsache, dass der jetzt gemessene Nmin-Wert nur für die Düngungsmaßnahmen zu Vegetationsbeginn, maximal noch zum Zeitpunkt des Schossens, heranzuziehen ist. Allerdings wird mit dieser Betrachtungsweise berücksichtigt, dass wir aller Voraussicht nach auch weiterhin hohe Nmin-Wert haben werden.

 – LW 10/2017