Höhere Auflagen für heimisches Gemüse, aber kein höherer Preis
LEH benachteiligt Gemüse und Kartoffeln aus der Region
Seit Wochen stehen qualitativ hochwertiges Gemüse und Kartoffeln aus regionaler Erzeugung zur Verfügung. Den Verbrauchern bot sich aber bis vor wenigen Tagen in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) ein vollkommen anderes Bild. Angeboten wurde insbesondere spanische Ware, oftmals zu Dumpingpreisen. Das kritisiert der Regionalbauernverband Starkenburg (RBV) in einer Mitteilung.
Zwar stellen derzeit viele Handelsunternehmen ihr Angebot auf heimische Erzeugnisse um, der Wechsel kommt aber zu spät, heißt es darin. Durch Billigimporte aus Spanien sei zu Beginn der Saison der Markt erheblich unter Druck geraten und Erzeugnisse aus der Region fanden keine Abnehmer. Die Erzeugerpreise sind daraufhin eingebrochen und nach Angaben des RBV verbreitet nicht mehr kostendeckend. Bei Kartoffeln und Zwiebeln wurden bis vor Kurzem Herkünfte aus Spanien oder Tasmanien angeboten, regionale WaÂre kam nicht zum Zug. In Spanien ist die Anbaufläche in diesem Jahr deutlich ausgeweiÂtet worden. Zusätzlich lagen die Erträge über den Erwartungen. Weil dort entsprechende inländiÂsche Absatzkanäle aber fehlen, werden die Kartoffeln zu Niedrigstpreisen auch auf dem deutschen Markt angeboten. Nach Einschätzung des RBV läuft mittlerweile der Absatz an heimischen Frühkartoffeln zu nicht mehr kostendeckenden Preisen. Auch bei Gemüse mussten demnach die ersten Sätze teils umgebrochen werden, da es „überreif“ wurde und somit nicht mehr vermarktungsfähig war. Geworben werde zwar mit der Regionalität, aber in der Einkaufspolitik vieler Unternehmen sei diese offenbar nicht mehr von Bedeutung. Es könne nicht sein, dass der LEH immer wieder zusätzliche Auflagen von den deutschen Produzenten verlange, die deutlich über die schon sehr hohen gesetzlichen Standards hinausgehen und die Erzeuger dann auf ihrer Ware sitzenlässt.
Neben den sehr hohen Standards in Deutschland sei hier der Mindestlohn wesentlich höher als in anderen EU-Ländern. So müssten die hiesigen Betriebe ihren Saisonarbeitskräften das Doppelte bezahlen, als ein spanischer Berufskollege, sagt RBV-Vorsitzender Dr. Willi Billau. Unter diesen Produktionsbedingungen könnten die heimischen Betriebe nicht existieren. Der RBV fordert den LebensmitÂteleinzelhandel auf, im Sinne der gesellschaftlich erwünschten Regionalität von Lebensmitteln angemessene Erzeugerpreise zu bezahlen. Gleichwohl dankte er denjenigen Unternehmen, die gleich zu Saisonbeginn auf Gemüse aus der Region umgestellt haben und damit die heimischen Anbauer unterstützen.
LW – LW 30/2017