Horsch weitet Kapazitäten aus

Zwei Silbermedaillen auf der Agritechnica

Die Horsch Maschinen GmbH, Schwandorf, hatte kürzlich anlässlich der Erweiterungen am thüringischen Standort Ronneburg die Fachpresse zu einem Informationstag geladen. Marketingleiterin Cornelia Horsch sprach von der größten Einzelinvestition in der Firmengeschichte. Alleine in den letzten zwei Jahren habe man etwa 400 Mitarbeiter eingestellt und beschäftige nun über 1 000 Angestellte.

Mit dem neuen Einzelkorndosierer für Getreide und Raps (oben, weiß) kann die bestehende Drilltechnik zur Einzelkorntechnik aufgewertet werden, ohne die Schlagkraft der Sämaschine zu reduzieren.

Foto: Becker

Nur etwas mehr als ein Jahr habe die Erweiterung des Horsch-Produktionsstandortes in Ronneburg gedauert. Baubeginn für das 20 Mio. Euro teure Projekt war im Juli 2012. Dabei wurde die Fläche in Ronneburg fast verdoppelt, um für das künftige Firmenwachstum gerüstet zu sein, so Cornelia Horsch. Das Unternehmen entwickelt und produziert Bodenbearbeitungsgeräte, Sämaschinen und Feldspritzen.

Im Bereich „Horsch Industrietechnik“ wurde ein Stahllager über mehrere Ebenen von 3 400 m² errichtet. Im Bereich Fertigung und Zuschnitt wurde in modernste Plasma- und Laserschneider sowie Schweißroboter investiert. Im Bereich der Produktion der Horsch Maschinen GmbH wurde ein Hallenanbau mit 4500 m² errichtet. Hier entstanden eine zweite Pulverbeschichtungsanlage für kleine Massenteile und eine zusätzliche Lagerfläche neben der neuen Logistikhalle für den Warenein- und -ausgang. Der Abstellbereich für fertige Maschinen wurde auf eine Kapazität von 400 Einheiten vergrößert.

Silbermedaille für Einzelkorndosierer

Horsch stellt auf der diesjährigen Agritechnica nach eigenen Angaben als erster Landtechnikhersteller eine Lösung vor, mit der Getreide bei hohem Tempo vereinzelt werden kann.

In Zeiten niedriger Getreidepreise und stark gestiegener Produktions- und Flächenkosten sei es wichtiger denn je, das ertragliche Maximum des Standortes auszureizen. Dabei rücke in den letzten Jahren die Thematik Längsverteilung des Saatgutes in der Saatreihe immer stärker in den Focus. „Mechanische und pneumatische Sätechniken haben hier ihren Schwachpunkt. In der Praxis ergeben sich Doppelbelegungen und Fehlstellen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Herstellers.

Der neuartige Einzelkorndosierer für Getreide und Raps könne auf Bestandsmaschinen direkt vor dem Säschar nachgerüstet werden. Die Saatgutzuführung erfolge also bis zum Schar ohne weitere Veränderungen an der Standard-Drillmaschine. Die Vereinzelung und Einbettung in den Boden bedürfe nur eines neuen TurboDisc Scharkörpers samt aufgebautem Dosierer. Dieser sei dafür ausgelegt, sehr hohe Frequenzen in der Vereinzelung zu erreichen.

Zum Einsatz kommt die innovative Gestängesteuerung erstmals im neuen Horsch-Selbstfahrer „Leeb PT 330“.

Foto: Becker

Der neue Einzelkorndosierer sei in der Lage, bis zu 240 Kö/m2 bei 12 km/h mit einem Reihenabstand von 15 cm zu dosieren. Das patentierte Vereinzelungssystem ermögliche in der Praxis Variationskoeffizienten von 30 bis 50 Prozent. Es komme somit nahe an die klassischen Einzelkornsägeräte heran. „Gesteuert wird die Dosierung von der bordeigenen Elektronik. Der Landwirt muss nur die gewünschte Anzahl von Körnern je Quadratmeter, das TKG und die Keimfähigkeit eingeben. Im Falle eines Ausfalls des Systems kann trotzdem weiter gedrillt werden, da die Transportluft die Körner durch den Vereinzelungsdosierer fördert. Das Ergebnis entspricht dann der herkömmlichen pneumatischen Aussaat“, so Horsch.

Mit dieser Lösung kann auch nach Einschätzung der DLG die bestehende pneumatische Drilltechnik zur Einzelkornsätechnik aufgewertet werden, ohne die Schlagkraft der Drillmaschine einzubüßen. Diese Innovation wird daher auf der kommenden Agritechnica in Hannover mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Horsch-Gestängeführung „BoomControl“

Die neu entwickelte Horsch-Gestänge (engl. boom)steuerung im Pflanzenschutz ermöglicht nach Firmenangaben eine exakte und sichere Spritzgestängeführung über dem Bestand. Die aktive Gestängeführung ermögliche eine Applikation mit sehr geringem Abstand zur Zielfläche. Diese genaue Anpassung des Gestänges an die Feldkontur sei durch die absolute Entkoppelung des Gestänges vom Chassis möglich.

„Durch diese Entkoppelung werden Wankbewegungen des Trägerfahrzeuges nicht in das Gestänge eingeleitet. Die Verstellgeschwindigkeit der Konturanpassung geschieht auch unter schwierigsten Bedingungen sehr schnell. Dadurch wird eine feintropfige Applikation mit geringem Abdriftrisiko erst möglich. Störende Einflüsse wie Wind und Thermik können so minimiert werden“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Um das frei aufgehängte Gestänge auch im Gelände führen zu können, sei eine Steuerung entwickelt worden, die es zulässt, gezielt Kräfte ins Gestänge einzuleiten, um es an die Geländekontur anzupassen. Trotz der Einleitung der Kraft mittels zweier Hydraulikzylinder sei es gelungen, das Gestänge frei zu lassen. Dies werde erreicht, indem das Verstellelement den Bewegungen des Trägerfahrzeugs in Echtzeit folgt und somit keine störenden Kräfte in das Gestänge eingeleitet werden. Möglich sei diese Verstelltechnik durch den Einsatz eines extrem schnellen Hydraulikventils und der Neuentwicklung einer neuen Steuerungssoftware mit Gyroskopsensorik (Gyroskop=Kreiselinstrument zur Messung von Lageänderungen).

Die freie Aufhängung nahe am Schwerpunkt des Gestänges in Kombination mit der neuen Elektronik, die eine sichere feintropfige Applikation bei geringerem Abdriftrisiko und dennoch hoher Fahrgeschwindigkeit dicht über dem Bestand ermöglicht, haben auch die Agritechnica-Juroren überzeugt und zur Auszeichnung mit einer Silbermedaille geführt. Diese und weitere Innovationen aus dem Hause Horsch werden auf der Agritechnica in Halle 12, Stand C47, vorgestellt.

LW – LW 40/2013