Optimismus in Berlin, Sorgen in Davos

Mit der Grünen Woche wird, abgesehen von ihrer Bedeutung als Verbrauchermesse, das agrarpolitische Jahr eingeläutet. Und das nicht nur bundesweit. Die Messe hat ihre internationale Geltung in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Das hängt mit den hochkarätig besetzten Diskussionsforen, bei denen sich mittlerweile Entscheidungsträger der großen Agrarnationen treffen, und mit dem gleichzeitig größer gewordenen Gewicht der Agrarwirtschaft zusammen.
Die Rede ist bereits von einem Weltagrargipfel, und der Vergleich mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos machte die Runde. Die Landwirtschaft hat sich in der Wahrnehmung offensichtlich als normale Wirtschaftsbranche gefestigt. Mit dem Abbau von Marktordnungen und dem Wegfall von Handelsschranken ist dies auch nur konsequent. Gut fürs Selbstbewusstsein der Bauern ist es, wenn die Landwirtschaft, so die Einschätzung von Landwirtschaftsminister Seehofer, auch aus Gründen der Versorgungssicherheit wieder Schlüsselwirtschaft jeder Volkswirtschaft sein wird.
Während in Berlin gute Stimmung herrscht, dürfte dagegen in Davos der Optimismus verflogen sein. Hier werden die Folgen der Finanzkrise diskutiert, die durch die geplatzten Hypothekenkredite in den USA ausgelöst wurde. Die Verunsicherung hat am Wochenanfang einen massiven Verfall der Aktienkurse eingeleitet. Welche Auswirkungen die Krise auf die Agrarbranche als Teil der Weltwirtschaft haben wird, ist schwer abzusehen. Die Agrarmärkte scheinen durch den kontinuierlichen Bedarfsanstieg jedoch stabil. Allerdings könnte die Vertrauenskrise Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken an die Unternehmen und damit auf die Investitionen haben.

Cornelius Mohr