Verhandlungen müssen schnell kommen

Der in der letzten Woche begonnene Milchlieferboykott hat in dieser Woche an Dynamik zugenommen. Viele Milcherzeuger schlossen sich im Laufe der vergangenen Tage dem Lieferstopp an. Die Blockade von Molkereien verstärkte die Wirkung, und es kommt mittlerweile zur Knappheit an Milchprodukten im Lebensmittelhandel. Hinzu kamen Herauskaufaktionen von solidarischen Landwirten und Konsumenten. Dabei ist die Bevölkerung nach wie vor größtenteils zustimmend.
Zu Wochenanfang kamen sogar Signale des Handels, mit den Molkereien über die Kontrakte zu „reden“, am Mittwoch berichtete dpa über Gesprächsbereitschaft von Aldi Süd. Ob es tatsächlich zu Nachverhandlungen über die Milchpreise kommt, war bis Redaktionsschluss völlig unklar. Allerdings scheint es, dass dies – wenn überhaupt – nur in den nächsten Tagen geschehen kann. Denn ein positives Ergebnis der Verhandlungen hängt auch vom guten Willen des Handels ab, der jetzt unter dem Druck der Öffentlichkeit steht. Andererseits könnte er nämlich auf die Vertragserfüllung durch die Molkereien bestehen.
Der Handel hat klar gemacht, dass er die Mengenentwicklung und die damit ver­ursachten niedrigeren Preise an die Verbraucher weitergeben und sich nach wie vor nur an Angebot und Nachfrage orientieren wird.  Sollte es jetzt zum gewünschten Ziel kommen, faire Milchpreise zu erzielen, also in der Höhe des Niveaus vor dem 21. April 2008, dann kann dies nur nachhaltig sein, wenn künftig die Menge und Nachfrage in der Waage sind und die Mengen für die Vermarktung auf der Ebene der Molkereien gebündelt werden und damit deren Marktposition verbessert wird.
Das naheliegendste Mittel ist dabei zunächst, die Quote einzuhalten. Der BDM-Vorsitzende Schaber, sagte in der Tagesschau: „Wir können nicht erwarten, einfach drauf los zu produzieren, und am Schluss dafür gute Preise zu erzielen.“
 
Cornelius Mohr