Deutschland vor einer Rezession

Die deutsche Wirtschaft steht nach Einschätzung des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung vor einer Rezession. Im kommenden Jahr soll das Wachstum bestenfalls die Null-Linie erreichen. Extreme Szenarien schließen die Gutachter zwar aus, dennoch wird Deutschland als Exportnation extrem belastet, weil wichtige Handelspartner im Abschwung begriffen sind. Die Landwirtschaft trifft es nicht so stark wie beispielsweise die Autoindustrie. Während Nahrungsmittel nach wie vor gekauft werden (müssen), kann man, wenn die Arbeitslosigkeit droht oder einfach aus Unsicherheit gespart wird, den Autokauf aufschieben. Gleichwohl ist auch die Land- und Ernährungswirtschaft als wichtiger Teil der Exportwirtschaft betroffen, zumal die Finanzkrise den Zahlungsverkehr und damit auch den Warenfluss stocken lässt.
Dass die Landwirtschaft nun doch gesondert im Konjunkturpaket berücksichtigt wird – neben der Automobilindustrie und dem Handwerk – ist deshalb berechtigt. Der Bauernverband und der frühere Agrarminister Seehofer hatten sich dafür stark gemacht, wenn auch die Summe von 50 Mio. Euro weit unter ihren Forderungen liegt. Das Geld soll nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums für Maßnahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur gehen, dürfte also vor allem für Investitionsförderung gedacht sein. Das ist gut angelegtes Geld, weil dies zusätzliche Investitionen auslöst und damit langfristig Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft. Noch mehr Anreize würde es aber mit der Wiedereinführung der degressiven Abschreibung auch bei nicht beweglichen Wirtschaftsgütern wie Ställen geben oder der Ausweitung des Investitionsabzugsbetrages und der Sonderabschreibung wie es der Bauernverband fordert.
Cornelius Mohr