Lebenslust statt Alltagsfrust

Was Sie eigentlich schon immer machen wollten

Einmal ein Wochenende in Paris verbringen, eine tolle Nacht mit einem tollen Menschen erleben, auf einer Bühne stehen, ein Buch schreiben oder ein neues Hobby erlernen.

Ob Mal- oder Töpferkurs, Verabredungen zum Walken oder Schwimmen, Rückzug zum Schreiben oder Musizieren – man kann jederzeit damit anfangen.

Foto: Beßler/pixelio

Welcher Mensch kennt sie nicht, diese heimlichen Sehnsüchte. Doch „Träume sind Schäume“ sagt der Volksmund und tatsächlich haben viele unserer heimlichen Wünsche in der Wirklichkeit nur wenig Bestand. Sie fallen in sich zusammen wie Seifenschaum, werden vergessen und verdrängt.

Immer nur malochen?

Zu sehr sind wir in die Tretmühle des Alltags eingespannt. „Jeden Tag Job, Haushalt, Familie, Hund, Garten – wann sollte ich da noch Zeit für andere Dinge finden?“, fragt die 43-Jährige Büroangestellte und Mutter von drei Kindern Heidrun Mahlke. Und damit bringt sie das Prob­lem vieler Menschen treffend auf den Punkt: Die tagtäglichen Routine­pflichten scheinen keine Zeit und Energie mehr übrig zu lassen für das, was sie eigentlich gerne tun würden. Also verzichten sie eben darauf.

Immer für die anderen da?

Gerade Frauen sind meist wahre Weltmeisterinnen im Rücksicht nehmen und Verzichten. Für alles und jeden haben sie Zeit, doch wenn es um eigene Bedürfnisse geht, lassen sie sich schon vom kleinsten Hinderungsgrund aus dem Konzept bringen. „Jeden Donnerstagnachmittag zum Töpferkurs? Da könnte ich ja meinem Mann das Essen nicht pünktlich servieren. Außerdem muss ich da um fünf Uhr immer meine Tochter von der Tanzschule abholen!“ Für Margit Wolfrum ist die Sache schnell entschieden: Obwohl sie schon immer gerne Töpfern lernen wollte, meldet sie sich nicht für den Kurs an. „Es geht einfach nicht im Moment, vielleicht später einmal!“ Also zerreißt sie das Anmeldeformular, vergisst das Ganze und geht zur Tagesordnung über.

Jedoch: Wer seine Wünsche derartig untergräbt, wird irgendwann wehmütig auf sein Leben zurückblicken. Er wird erkennen, dass er zwar seine Pflichten immer treu und brav erfüllt, sich selbst aber dabei vergessen hat. Warten Sie also nicht, bis es zu spät ist, sich Ihre Wünsche zu erfüllen, sondern fangen Sie am besten sofort damit an!

Zeit für sich selbst

Räumen Sie als erstes mit den vermeintlichen Hinderungsgründen auf. Sie denken, Sie hätten keine Zeit? Man hat immer so viel davon, wie man sich nimmt. Nehmen Sie sich also ganz einfach die Stunden, die Sie für Ihr Vorhaben brauchen. Alltagspflichten müssen dann eben gestrafft oder umorganisiert werden.

Sie sagen, Sie könnten sich nicht zu etwas Neuem aufraffen, weil Sie zu erschöpft dafür wären? Vielleicht fühlen Sie sich ja auch gerade deshalb so ausgepowert, weil Sie nie aus der Routine ausbrechen. „Müdigkeit entsteht nicht durch die Arbeitsmenge, sondern durch Langeweile und Frustration“, schreibt Dale Carnegie in seinem bekannten Buch: „Sorge dich nicht, lebe!“ Und: „Wir werden selten müde, wenn wir etwas Aufregendes tun!“

Hobbyautorin Jana Keller bestätigt dies: „Manchmal vergesse ich die Zeit beim Schreiben und brüte stundenlang über einem Kapitel, obwohl ich doch dringend die Wohnung aufräumen müsste.“ Doch diese „verbummelte“ Zeit holt sie locker wieder auf, wie sie sagt. Denn: „Die Befriedigung darüber, dass ich das schwierige Kapitel doch hinbekommen habe, bringt mich richtig in Schwung. Dann geht mir auch die ödeste Hausarbeit schneller von der Hand und ich schaffe doppelt so viel wie sonst.“

Bloß kein schlechtes Gewissen

Sie sehen also: Die Zeit, die Sie eigenen Interessen widmen, ist nicht verloren. Ganz im Gegenteil: Sie ist sinnvoll investiert. Denn wenn Sie hin und wieder etwas für sich selbst tun, sind Sie zufriedener und fröhlicher und damit dem anstrengenden Alltag viel besser gewachsen. Machen Sie sich das immer wieder bewusst, wenn das schlechte Gewissen an Ihnen nagen sollte. Und machen Sie es vor allem auch Ihren Lieben klar, wenn Ihre Kinder zum Beispiel meutern, weil Sie Ihnen nicht mehr unbegrenzt als „Taxi“ zur Verfügung stehen. Oder Ihrem Ehepartner, der es gar nicht gerne hat, wenn er sein Essen selbst in die Mikrowelle stellen muss. Doch keine Sorge, Ihre Familie wird sich an Ihre neuen Aktivitäten gewöhnen und sie sogar zu schätzen lernen. Denn ein ausgeglichenes und zufriedenes Familienmitglied kommt schließlich allen zugute. „Nur wer sich selbst glücklich macht, kann andere glücklich machen“, heißt ja auch eine alte Lebensweisheit.

Alte Wünsche neu entdecken

Versuchen Sie deshalb öfter, sich selbst glücklich zu machen. Wäre das nicht ein erstrebenswertes Ziel für das neue Jahr? Wahrscheinlich haben Sie sich seit dem Jahreswechsel eine Reihe neuer Vorsätze vorgenommen. Nehmen Sie sich jetzt endlich fest vor, Ihre eigenen Wünsche nicht länger zu vergessen. Kramen Sie vergessene Träume aus dem Unterbewusstsein hervor und überlegen Sie, wie sie sich verwirklichen lassen. Was war das noch gleich, was Sie schon immer machen wollten?

Das Zeug zur Künstlerin?

Oder träumen Sie davon, als Schauspieler bewundert zu werden? Dann lassen Sie sich doch bewundern. Es muss ja nicht gleich Hollywood sein. Auch auf einer Laienbühne oder mit einem selbst einstudierten Sketch können Sie Ihre „Fans“ begeistern. Vielleicht gehen Ihre künstlerischen Ambitionen eher in Richtung Farbe und Pinsel? Hat nicht Ihr Kunstlehrer in der Schule schon damals Ihr Talent auf diesem Gebiet gelobt? Dann wird es höchste Zeit, dieses Talent neu zu entfalten. Suchen Sie sich ein Motiv und bannen Sie es auf Skizzenblock und Leinwand. Wer erst noch seine Maltechnik schulen will, kann dafür entsprechende Kurse absolvieren. Viele Menschen träumen auch davon, ein Buch zu schreiben. Würden Sie nicht auch gerne die selbst erfundenen, fantasievollen Geschichten zu Papier bringen, die Sie früher immer Ihren Kindern erzählt haben? Oder Ihre eigenen „Memoiren“ schreiben? Dann beginnen Sie doch einfach damit. Auch wenn Sie keinen Verlag für Ihr Werk finden sollten: Für Ihre Bekannten ist es bestimmt interessant zu lesen. Es sind aber gar nicht immer nur die großen Pläne, die unser Herz höher schlagen lassen.

Die kleinen Freuden genießen

Auch die ganz kleinen banalen Wünsche warten auf Erfüllung. Einmal in einem Cabrio fahren und sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen? Der Autoverleih macht es möglich. Einmal den obligatorischen Sonntagsbesuch bei der Schwiegermutter „schwänzen“ und stattdessen gemütlich das Buch zu Ende schmökern? Ein Anruf genügt. Oder: Einmal die Kalorien vergessen und so richtig schlemmen? Tun Sie es mit Genuss, denn einmal „sündigen“, wird Ihre Figur nicht gleich ruinieren. Johanna Kallert