Landwirte sind systemrelevant

Die Demonstration der Bauern in Frankfurt vergangene Woche bezog einen Großteil ihrer Wirkung aus der Symbolik. Es trafen zwei Welten aufeinander. Hier die bodenständigen Bauern, die reale Produkte erzeugen, dort in den Türmen die Banker, die durch Spekulation und den Handel von wertlosen Papieren die Welt in eine Wirtschaftskrise gestoßen haben, deren bitteres Ende noch nicht abzusehen ist. Hier die Täter, die durch staatliche Bürgschaften einen Schutzschirm erhalten, dort die Landwirte, die der vollen Wucht der Krise ausgesetzt sind. Die Zuchtsau mit der Aufschrift „Banken haben Schwein gehabt“, die von den Bauern auf den Börsenplatz neben Bulle und Bär, den Symbolen für das Auf und Ab der Börsenkurse, getrieben wurde, versinnbildlichte dies. Löchrige Regenschirme machten darauf aufmerksam, dass ein Schutzschirm auch für die Bauern nötig ist. Denn sie leiden durch die Weltwirtschaftskrise und unter den weggebrochenen Märkten. Dabei sind auch die Landwirte systemrelevant, weil sie zusammen mit der Lebensmittelindustrie eine Schlüsselbranche der deutschen Wirtschaft sind.

Die Betriebe brauchen kurzfristig Liquidität. Ein erster Erfolg für den Berufsstand ist deshalb sehr wohl die Abschaffung des Selbstbehalts und der Obergrenze bei der Agrardieselbesteuerung, die bereits 2009 einkommenswirksam werden soll, indem die Rückerstattung für den Verbrauch des letzten Jahres 2008 erfolgt. Hier hat sich sogar die SPD bewegt, die so lange gemauert hatte. Ein guter Beitrag zur Liquidität wären auch zinslose Kredite, die bereits ab Juli auf einen Teil der EU-Direktzahlungen gewährt werden sollen und für die sich der Berufsstand eingesetzt hat. Die Politik ist gefordert und tut gut daran, nicht nur aus wahltaktischen Gründen im Sinne der Bauernfamilien zu handeln und weitere Schritte zur Einkommensstabilisierung einzuleiten.

Cornelius Mohr