Wildschweine dezimieren – ab auf den Grill

Sie verursachen hohe Schäden in der Landwirtschaft, Unfälle im Straßenverkehr, können die Schweinepest übertragen und verhindern das Aufkommen der natürlichen Verjüngung im Forst: die Wildschweine. Im vergangenen Jahr wurden sowohl in Hessen als auch in Rheinland-Pfalz 78 000 Wildschweine geschossen. Eine Rekordstrecke, wie die Jäger sagen.

Doch wohin mit dem Wildfleisch? Diese Frage stellte man sich in Rheinland-Pfalz schon vor zehn Jahren. Als Antwort wurde die Wildbretinitiative Rheinland-Pfalz gegründet, die kürzlich ihren zehnten Geburtstag feierte. Mit Marketingmaßnahmen und dem Internetauftritt www.wild-aus-der-region.de, der viele Anbieter von Wildbret aus dem ganzen Land auflistet, wurde die Vermarktung verbessert. Pilotprojekte, die das Wildangebot einzelner Regionen bündeln, zum Beispiel in Form von Genossenschaften, ermöglichen nun eine ganzjährige Belieferung von Wildfleisch, was für den Absatz notwendig ist.

Auch die Veredlung des Wildes wird vom Kunden zunehmend vorausgesetzt. So gibt es Wildschwein nicht mehr nur in der Schwarte, sondern auch in der Dose, als Bratwurst zum Grillen oder als Schinken. Diese Angebote sind dann selbst für landwirtschaftliche Hofläden attraktiv. Jede Hilfe, die den Absatz steigert, motiviert die Jägerschaft zum Schuss der Wildschweine. Denn ein Ehrenkodex der Jäger lautet, dass jedes Stück Wild verwertet werden muss. Ist der Absatz nicht sichergestellt, wird nicht geschossen. Zumal die veterinärmedizini­schen Untersuchungen der Wildschweine Kosten verursachen. Ob das Wildschwein 5 oder 40 kg wiegt, die Kosten sind gleich. Dies und die niedrigen Preise der abnehmenden Großbetriebe hindern die Jäger daran, die Frischlinge zu schießen, was aus wildökologischer Sicht für eine Reduzierung der Wildschweinpopulation notwendig wäre.

 
Elke Setzepfand