Für Pensionspferdebetriebe sind Biogasanlagen interessant

Vorteile für Pferdehalter und Biogasanlagenbetreiber im Ballungsraum

Durch das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) darf jetzt auch Pferdemist von Freizeitpferden in NawaRo-Biogasanlagen eingesetzt werden. Viele Pensionspferdebetriebe können damit ihren Mist in Biogasanlagen verwerten. Jörg-Heinrich Scheibe vom Fachverband Biogas, Hannover, schreibt über den wirtschaftli­chen Einsatz von Pferdemist als Substrat für Biogasanlagen und erläutert Vor- und Nachteile.

Häufiger Nachteil beim Einsatz von Pferdemist sind ein oftmals höherer Anteil von Fremdstoffen. Daher sollten Biogasanlagenbetreiber insbesondere Pensionspferdebetriebe dazu anhalten, bei Strohballen statt Plastik­bindfäden Sisal-Bindegarn zu verwenden.

Foto: Moennig

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden in Hessen circa 37 000 Pferde gehalten. In Rheinland-Pfalz sind dies nach Auskunft der Landwirtschaftskammer rund 30 000. Insgesamt nimmt die Anzahl der Pferde weiterhin zu. Besonders in Ballungsräumen, wie dem Rhein-Main-Gebiet, ist mit einem starken Zuwachs auch künftig zu rechnen. Damit tritt zugleich für viele Pensi­onspferdebetriebe in Stadtnähe häufig auch das Problem der Ent­sor­gung von Pferdemist auf.

Kein Güllebonus bei Pferdemist

Pferde­mist ist auf der einen Seite eine wichtige zu nutzende energetische Reserve zur Linderung der Substratbeschaf­fung auf der anderen Seite stellen Biogasanlagen auch eine Möglichkeit der Ent­sor­gung und Lagerung von Pferdemist dar. Leider ist Pferdemist keine Gülle im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1771/2202 und kann daher nicht für den Güllebonus angerechnet werden. Aufgrund der negativen Auswirkungen auf die Umwelt durch Methan­emissionen, Gerüchen und der Ge­fahren bei der Lagerung auf dem Feld wäre eine Anrechnung auf den Güllebonus allerdings positiv gewesen. Durch die in Zukunft wahrscheinlich noch stärker ansteigenden Ölprei­se sowie einer höheren Inflation des Eu­ros, werden die land­wirtschaftli­chen Substratpreise wahrscheinlich wei­ter steigen, ebenso im Preis stärker schwan­ken. Da die Substrat­kosten den größten Anteil an den variablen Kosten haben, ist eine Reduktion dieser Kosten für Bio­gas­­anlagen zukünftig notwendig, um weiterhin wirtschaftlich betrieben werden zu können. So kann Pferdemist eine Möglichkeit sein, Substratkosten einzusparen und gleichzeitig die Umwelt scho­nen. Für den Pferdepensionsbetrieb können die vermiede­nen Aufwendungen bei der Pferdemist­la­gerung sowohl ökologisch (Ver­­­miedene Methanverluste, Sickerwasser) als auch ökonomisch (Einsparung Mist­streu­er, Erstellung von Mistlagerstätten) weiterer Vorteile für den Einsatz sein.

1,8 t Pferdemist ersetzen circa 1 t Mais

In der Nähe von Ballungsräumen sind Biogasanlagen für Pferdebetriebe interessant. Positive Ef­fek­te hat dort Pferdehaltung aber auch für Biogasanlagen. Vorteile bestehen in der Substratversor­gung und der Zufuhr neuer Bakterien, Nachteile in einer geringen Homogenität des Substrates.

Foto: Moennig

Die Ãœbersicht auf Seite 21 „Energie aus Pferdedung“ des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirt­schaft (KTBL) verdeutlicht, dass Pfer­de­mist im Vergleich zu Mais eine Alternative darstellt. So kann mit 1,78 t Pfer­demist bis zu 1 t Maissilage im Bio­gasertrag ersetzt werden.

Nachteilig bei Pferdemist ist aber ins­besondere der zum Teil relativ hohe Stroh­anteil. Die Biogasgewinnung aus Pferdemist leidet unter dem hohen Stroh­anteil. Gleichzeitig wird viel Fermentvolumen belegt. So sind dem Einsatz von Pferdemist in Biogasanlagen ähnliche Grenzen gesetzt wie der Einsatz von Festmist aus der Rindviehhaltung. Allerdings wird bei Pferdemist die geringe­re Gasausbeute im Gegensatz zu an­deren Substraten nicht durch den Güllebonus ausgeglichen. Trotzdem ergibt sich bei einem Pfer­debestand, beispielsweise von circa 37 000 Pferden in Hessen, ein großes Potenzial an Sub­strat. Pro Jahr fallen je Pferd circa 17,3 m³ Festmist an. Bei einem Gewicht von 0,63 t/m³ ergeben sich 10,9 t Pferdemist je Jahr. Der Strohanteil beträgt circa 3,65 t im Jahr, so dass ein Pferd circa 7,25 t Pferdekot/Jahr produziert. Bei 37 000 Pferden ergibt sich ein theo­retisches Potenzial von 268 250 t/Jahr (Rheinland-Pfalz: 217 500); dies ist bis­her kaum genutzt worden.

Vorteil: Bakterien – Nachteil: Störstoffe

Neben einer verlässlichen Substratver­sorgung und dem Umwelteffekt sollte für die Anlagen der positive Effekt der Zufuhr von neuen Bakterien, Mineralstoffen und Spurennährstoffe nicht un­terschätzt werden. Leider liegen bislang kaum Erfahrungen aus der Praxis vor. Es ist aber zu vermuten, dass wie bei Gülle und Festmist positive Effekte beim Einsatz von Mist aus den Pferdebe­trieben liegen, allerdings es in der Zu­sam­men­setzung, da jeder Pferdebesitzer unterschiedlich einstreut, große Differenzen auftreten können. Denn bei einem Pferdebesitzer zählt in der Regel nicht die Ökonomie, sondern seine persönliche Einschätzung, wie gut sein Pferd eingestreut wird. So ist Festmist aus der Rindviehhaltung häufig wesentlich homogener und hat einen geringeren Strohanteil als Pferdemist. Außerdem ist bei Pferdemist oftmals mit einem höheren Anteil von Fremd­stoffen (zum Beispiel Plastikbindfäden) oder auch den unkontrollierten Einsatz von Medikamenten (nega­tive Auswirkung auf den Gärprozess) zu rechnen.

Sisal-Bindegarn statt Plastik verwenden

Biogasanlagenbetreiber sollten daher Pferdebetriebe dazu anhalten, für Hoch­druckballen statt Plastikbindefäden lieber Sisal-Bindegarn einzusetzen. Das hat bei der Entsorgung auf der Ackerfläche den Vorteil der langfristigen Zersetzung. Beim Bezug von Pferdemist aus Pensionsställen ist zudem auch ein gewisser Anteil an Holzspänen möglich, die aufgrund ihres Ligninanteils schwer abbaubar sind. Ebenso besteht die Gefahr des Sandeintrages aus Longierplätzen und Reithallen. Ein weiteres Problem ist der hohe Anteil an Kräuter- und Grassamen im Pferdemist. Dieses ist dadurch bedingt, das Pferde eher rohfa­serhaltiges Futter aufnehmen, beidem zugleich das Samenpotenzial höher ist. Zudem gibt es auch vereinzelt Halter, die Getreide nicht quetschen und so mehr Körner unverdaut im Mist gelangt. In der Biogas­anlage wird durch die Vergärung das Samenpotenzial redu­ziert, wodurch dieser Eintrag auf die landwirtschaftlichen Flächen reduziert wird. Hier hat die Vergärung in der Bio­gasanlage einen sehr positiven Effekt.

Kostengünstiger Einsatz in Stadtnähe

Der kostengünstige Einsatz von Subs­tra­ten in Biogasanlagen ist ein wesentli­cher Faktor für den langfristi­gen wirtschaftlichen Erfolg jeder Bio­gasanlage. Hier stellt Pferdemist eine Alternative dar. In stadtnahen Regio­nen und dicht besiedelten Ballungsräu­men kann die Verwendung des Mistes in Biogasanlagen beitragen, die Um­welt zu entlasten und die Mistentsorgung für den einzelnen Pferdebetrieb zu erleichtern. Gerade in der Nähe von Ballungsräumen wird die Entsorgung von Pferdemist ein Problem. Auch für Baugenehmigungen von Reit­anlagen könnte ein Entsorgungs­nach­weis über Biogasanlagen eventuell erleichternd wirken. Allerdings sind die schwer zu kalkulierba­ren Gaserträge aufgrund von Fremdkörpern und der unterschiedlichen Zusammenset­zung des Materials für den Biogasanlagenbetreiber nicht zu unterschätzen. Insgesamt bedeutet dies: Die Kosten für die Entsorgung von Pferdemist werden durch Biogasanlagen kaum sinken, aber eine neue Entsorgungsmöglichkeit ist gerade in dicht besiedelten Gebieten über die Anlagen möglich mit entsprechenden positiven Umwelteffekten.