Bonität erforderlich

Die Darlehen im Rahmen des Liquiditätshilfeprogramms sind zweifelsohne sehr attraktiv. In den sieben Preisklassen reichen die Zinssätze für die Kreditnehmer, inklusive der Zinsverbilligung durch den Bund und die Länder,so auch in Hessen und Rheinland-Pfalz, derzeit nominal von 0,50 bis 3,35 Prozent. Vor diesem Hintergrund könnten sie eigentlich noch mehr nachgefragt werden. Bis letzte Woche gab es in Hessen 250 und in Rheinland-Pfalz bis Mitte dieser Woche 180 Anträge. Beide Länder haben aber 22 000 beziehungsweise 24 500 Betriebe.

Inwieweit Anträge schon auf Ebene der Hausbanken abgelehnt werden, die bislang das Kreditausfallrisiko tragen, konnten Vertreter von Sparkassen und Volksbanken bei einem Treffen mit dem Hessischen Bauernverband vergangene Woche nicht sagen. Insgesamt sollen nach deren Aussagen aber genügend Gelder für Darlehen zur Verfügung stehen.

Ein Hinweis darauf, dass die Bereitschaft, Kredite zu vergeben durchaus unterschiedlich ist, liefert das Beispiel Schleswig-Holstein. Hier gibt es einen sehr großen Wettbewerb zwischen Sparkassen und Volksbanken um die Kunden, und hier ist das Programm schon komplett ausgeschöpft. Die unterschiedliche Handhabung der Kreditvergabe kann aber auch damit zusammenhängen, ob der Kundenberater über landwirtschaftliche Kenntnisse verfügt. Dann kann die Bank die Sicherheiten und die Bonität des Kreditnehmers besser einschätzen (siehe S. 8).

Um den Hausbanken Unsicherheiten zu nehmen, wären staatliche Bürgschaften, wie sie der Bauernverband fordert, hilfreich. Allerdings setzt auch eine Bürgschaft die Bonität des Kreditnehmers voraus. Man muss sich deshalb im Klaren sein, dass die Darlehen nur zur Überbrückung von vorübergehenden Liquiditätsengpässen gedacht sind.

Cornelius Mohr