Was bringt ein Milchlieferboykott?

Die Verzweiflung unter den Milcherzeugern ist groß. Die Milchpreise sind seit vielen Monaten auf dem Tiefpunkt, und vergangene Woche lehnten der Ministerrat und die Agrarkommissarin auch noch die Aussetzung der Quotenerhöhung beziehungsweise weitere Ab­satz­maßnahmen und eine Erhöhung der Intervention ab.

Die Enttäuschung über die Abfuhr in Brüssel kommt in Demonstrationen der Milcherzeuger landauf, landab zum Ausdruck. Wieder ist von Lieferboykott die Rede. Doch offensichtlich – nach einer Umfrage bei den hiesigen Molkereien – ist die Beteiligung gering. Das hat weniger damit zu tun, dass nicht offen dazu aufgerufen werden darf, wie das Oberlandesgericht in Düsseldorf klargestellt hat. Denn das war im vergangenen Jahr auch schon so, und diesmal haben ja die Franzosen die Initialzündung geliefert. Sondern es stellt sich vielmehr die Frage: Was bringt ein Lieferboykott?

Kann man die Menge so stark reduzieren, dass die Milch knapp wird, der Preis ansteigt und man mit der wieder einsetzenden Lieferung den weggeschütteten Erlös ausgleicht? Das hat auch im vergangenen Jahr nicht funktioniert, obwohl die Beteiligung viel größer war. Im letzten Jahr hatten die Betriebe allerdings durch die vorangegangenen relativ hohen Preise noch ein finanzielles Polster. Das haben sie jetzt nicht mehr. Aus diesem Grund gibt es ja auch die Möglichkeit, Liquiditätshilfedarlehen in Anspruch zu nehmen.

Wird aber eine Bank generell jemandem Geld leihen, der sein Einkommen in Form der Milch wegschüttet? Das passt nicht zusammen. Es ist deshalb emotional nachvollziehbar aber nicht vernünftig, Milch wegzuschütten. Denn die Milchviehhalter sind auf jeden Cent angewiesen.

Cornelius Mohr