Für abrupte Bestandsaufstockung sind starke Nerven gefragt

Für alle wachstumswilligen Milchviehbetriebe ist die Art der Bestandsaufstockung ein wichtiges Thema. Dabei stellt sich die Frage: Sollten eher kontinuierlich Einzeltiere in Form von Färsen zugekauft beziehungsweise nachgezogen werden oder erwirbt man gleich eine komplette Herde dazu? Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat einen Betrieb über längere Zeit begleitet, der letztere Variante gewählt und zu den eigenen 100 Kühen 80 dazugekauft hat.
Heraus kam, dass die neue Herde Zeit braucht, um sich als solche zusammenzufinden. Bis dahin war der Weg für den Landwirt allerdings steinig. Die Milchleistung sank nach der Zusammenführung über zwei Jahre hinweg deutlich ab, und zwar sowohl in der zugekauften als auch in der Ursprungsherde, die mit 10 000 und 11 700 kg Milchleistung beide sehr leistungsstark waren. Vor allem Tiere mit hohen Leistungen scheinen auf eine solche Herdenzusammenführung empfindlich zu reagieren: Die Futteraufnahme brach ein, und Durchfallerkrankungen gingen durch den Bestand. Ein Teil der Tiere wurde am Ende gemerzt – 20 Prozent der Ursprungsherde und 25 Prozent der zugekauften Herde gingen aus dem Betrieb ab.
Fazit: Eine solche Aufstockung ist machbar, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass sich der Zukauf auch auf die Ursprungsherde auswirken kann und dass die Tiere Zeit brauchen, um zu einer neuen Herde zusammenzuwachsen. Welche Punkte bei einer solchen Herdenzusammenführung besonders beachtet werden sollten, zeigt unser Beitrag ab Seite 11.
Marion Adams