Great Wine Capitals – Weinstädte weltweit

Mainz ist mit Rheinhessen Mitglied im Netzwerk Great Wine Capitals

Als erste und zugleich einzige deutsche Stadt wurde Mainz mit Rheinhessen in das globale Netzwerk der Great Wine Capitals (GWC) aufgenommen. GWC ist eine Initiative der Handelskammer Bordeaux zur Schaffung langfristiger Beziehungen mit anderen Weinstädten weltweit. Gemeinsam ist den Städten, dass sie eng mit einer international renom­mierten Weinregion verbunden sind und ökonomisch und kulturell Parallelen aufweisen. Ein wichtiges Ziel ist ein reger Austausch von Erfahrungen, aktuellen Ent­wicklungen und Fachwissen. In loser Folge werden in den nächsten Heften die Mitglieder des Netzwerkes GWC vorgestellt.

Da die Statuten des Weinnetzwerks nur ein Mitglied pro Land zulassen, vertreten Mainz und Rheinhessen exklusiv den deutschen Wein in der internationalen Vermarktungsgemeinschaft. Zum Kreis des internationalen Weinmarketingverbunds gehören außer Mainz acht große Weinbaustädte mit den umgebenden Regionen: Bilbao (Rio­ja/Spanien), Bordeaux (Region Bordeaux/Frankreich), Florenz (Toskana/Italien), Kapstadt (Cape-Winelands/Südafrika), Mendoza (Region Mendoza/Argentinien), Melbourne (Region Melbourne/Australien), Porto (Dourotal/Portugal) und San Francisco (Napa Valley/USA). Neu ist jetzt auch Christ­church (Neuseeland/Südinsel) dabei.

Als die Mitgliederversammlung der Great Wine Capitals (GWC) im Mai 2008 Mainz mit der Region Rheinhessen in ihren erlesenen Kreis aufnahm, schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. Entscheidend war die gelungene Präsentation der Stadt Mainz sowie der Region beim Besuch einer hochrangi­gen dreiköpfigen GWC-Jury im April 2008, die in allen Belangen überzeugen konnte. Den Juryvertretern wurde eine umfangreiche Entdeckungsreise zu den Vorzügen der Weinregion Rheinhessen geboten. Neben Besuchen zahlreicher Winzerbetriebe in Rheinhessen galt das besondere Augenmerk nicht nur der Erzeugung und Qualität der Weine, sondern auch der Weinvermarktung und touristischen Aspekten. Ausschlaggebend war letztlich sicherlich auch die Qualität der Weine.

Tür aufgestoßen zur internationalen Weinwelt

Zielsetzung der Bewerbung war für Mainz und die sie umgebende Weinregion Rheinhessen mit den hiesigen Weinprodukten ein neues Kapitel aufzuschlagen und dem gewichtigen internationalen Weinverbund Great Wine Capitals (GWC) beizutreten. Das globa­le Netzwerk hat sich der Vermarktung edler Weine aus allen Regionen der Welt verschrieben. Das Land Rheinland-Pfalz hatte die Bewerbung der Stadt Mainz unterstützt: „Eine solche Mitgliedschaft wird sich nicht nur positiv auf Mainz und die Region Rheinhessen auswirken, sondern auf alle Weinanbaugebiete in Deutschlands Weinland Nummer 1“, freute sich der rheinland-pfälzische Weinbauminister Hendrik Hering.

Das Netzwerk ist das einzige weltweit, das die sogenannte „Alte" und „Neue" Welt des Weins miteinander verbindet. Ziel ist es, Reisen, Bildung und Wirtschaftskontakte zwischen den renommierten Zentren Bordeaux, Kapstadt, Florenz, Mainz, Mendoza, Porto, Bilbao, San Francisco und Christchurch zu fördern. Seit seiner Gründung 1999 hat das Netzwerk GWC initiiert:

  • Den angesehenen jährlichen Wettstreit, die „Best Of Wine Tourism“-Preise, der ins Leben gerufen wurde, um Weingüter der Mitgliedsstädte auszuzeichnen, die sich durch Spitzen­leistungen in verschiedenen Kate­go­rien von Kunst und Kultur bis zu nach­haltigem Weintourismus hervor­heben.
  • Ein Wirtschaftsnetzwerk mit umfang­reichen Schulungen und Informations­seminaren, Foren und Weinproben. Entsprechende Räumlich­keiten werden für Besuche zwischen den Mit­glieds­städten zur Verfügung gestellt. So baut die Stadt das VINUMainz am Zollhafen, das ab November 2011 internationale Gäste empfangen soll.
  • Fachkonferenzen rund um den Wein und Weinbildungsinitiativen, die paral­lel zu den jährlichen Generalver­sammlungen stattfinden, in denen Themen besprochen werden, die für die Welt des Weins von Belang sind.
  • Exkur­sionen in die Mitgliedsweinregionen mund der Austausch von Fachwissen ist ein wichtiger Bestandteil des Netzwerkes. Jede Stadt soll von der Stärke ihrer Nachbarn im Verbund profitieren können.
  • Ein Great Wine Capital Reisenetzwerk, um das Reisen zwischen den Regionen zu vereinfachen, indem Reiseveranstalter in jeder Stadt auf Wunsch des Kunden Gastronomie- und Weinrouten entwickeln. Sie sind Experten für die jeweilige Destination und am besten in der Lage, jede Reise­anforderung zu und zwischen den Great Wine Capitals zu realisieren.

Die Great Wine Capitals beabsichtigen, das Weinerlebnis für jeden zu steigern, der diese Städte besucht. Das Netzwerk trägt dazu bei, aus dem kulturellen und historischen Erbe und der besonderen geographischen Lage ihrer Mitgliedsstädte das Optimum herauszuholen.

Gleich im ersten Jahr der Mitgliedschaft bei den Great Wine Capitals gelang Mainz und Rheinhessen der Sprung unter die internationalen „Best of Wine Tourism“-Gewinner. Unter den ins­gesamt sechs Bewerbern für die Ka­te­­go­rie „Innovative Weintourismus-Erfahrungen“ konnte sich die Interessen­gemeinschaft Urlaub beim Rheinhes­sen­­winzer durchsetzen.

Best of Wine Tourism Award 2010

Der Best of Award umfasst sieben Kategorien rund um das Thema Wein und Tourismus und geht an jeweils einen herausragenden Betrieb, eine Inter­essensgemeinschaft oder an eine Institu­tion. Die internationalen Gewinner wurden im November 2009 in Bordeaux ausgezeichnet. Im Rahmen der Weinprämierungsfeier des Ministeriums für Weinbau im Mainzer Schloss wurden die Auszeichnungen an die Siegerbetriebe überreicht.

Folgende Leistungsträger durften sich über den Best of Wine Tourism Award 2010 freuen: Kategorie Weintourismus und Service: Jordan´s Unter­mühle, Köngernheim; Kategorie Inno­vative Weintourismus-Erlebnisse:Interessengemeinschaft (IG) Gartenführer Rheinhessen; Kategorie Wein­gas­trono­mie: Weinrestaurant Kasematten im Novotel Mainz; Kategorie Kunst und Kultur: IG Rheinhessische Weingewölbe; Kategorie Unterkunft: Gäste­haus Peth, Flörsheim-Dalsheim; Kategorie Architektur, Parks und Gärten: Weingut Domhof; Kategorie Nachhaltigkeit im Weintourismus: Weingut Hemmes aus Bingen. Ein internationaler Best of Wine Tourism Award ging an Weingut Hemmes, das sich gegen die hochkaräti­ge Konkurrenz aus Mendoza, dem Napa Valley und der Toskana durchsetzen konnte. Das Konzept einer Weinschule in einem denkmal­ge­schützten Schulgebäude mit zukunfts­weisender Energieversorgung durch Erdwärme überzeugte die Jury.

Interessant für Mainz ist auch das Geschäftsnetzwerk, das Knüpfen von Kontakten unter den Handelsvertretun­gen und gemeinsame Forschungsaufgaben. Die Mitgliedsstädte organisieren Symposien und Konferenzen. Für Rheinhessen ist der Aufbau eines Reise­netzwerkes mit der Be­werbung touristischer Angebote, Themenpakete zum Besuch verschiede­ner Weingüter, Teilnahme an Geschäfts­reisen mit touristischem Angebot und Promotion der GWC auf den jeweiligen Werbeplattformen interessant. Bs

Mainz – eine Weinstadt mit Weltruf

Fragen an Franz Ringhoffer, Wirtschaftsdezernent der Stadt Mainz

Great Wine Capitals (GWC) ist ein globales Netzwerk von Städten mit ihrer dazugehörigen Weinregion. Seit zwei Jahren wird Mainz mit Rheinhessen in einem Atemzug genannt mit Bordeaux, Kapstadt oder San Francisco. Das LW fragte Franz Ringhoffer, Wirtschaftsdezernent der Stadt Mainz, was es mit dem globalen Netzwerk Great Wine Capitals auf sich hat.

LW: Warum interessierte sich Mainz für eine Mitgliedschaft beim Netzwerk Great Wine Capitals?
Franz Ringhoffer:
Es gibt mehr gemeinsame Interessen unserer Städte und Weinre­gionen in Europa und Übersee als Ge­gensät­ze. Für Mainz und die Region Rheinhessen bietet die Mitgliedschaft im internationalen Netzwerk der Great Wine Capitals großartige Chancen. Sie ist ein Türöffner.

LW: Welche Kriterien muss­te Mainz bei der Bewerbung um die Mitgliedschaft bei GWC erfüllen?
Ringhoffer:
Kriterien für die Mitgliedschaft waren, dass Rheinhessen eine besonders anerkannte, bedeutende Weinbau­region sein muss und die Stadt Mainz eine starke wirtschaftliche Dynamik aufweisen muss. International wird Mainz nicht isoliert, sondern in Verbindung mit dem Rhein/Main-Gebiet wahrgenommen. Auch die Nähe zum Frankfurter Flughafen beeindruckte bei der Bewerbung. Wichtige Bildungseinrichtungen wie Fachhochschulen und Universitäten sind vorhanden. Die Einrichtung einer örtlichen Führungsgruppe mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Weinbau/-wirtschaft und eine internationale Ausrichtung waren ebenfalls leicht erfüllbare Forderungen.

LW: Was wollen die Great Wine Capitals erreichen?
Ringhoffer:
Globale Zielsetzungen sind die Schaffung langfristiger Beziehungen mit anderen Weinstädten weltweit; gemeinsame Pflege der Kultur, Entwicklung von ökonomischem und akademischem Austausch; Austausch von Fachwissen und positiven Erfahrungen; Austausch von aktuellen Entwick­lungen auf den internatio­­na­len Märkten. Great Wine Capitals ist ein internationales Netzwerk von Städten mit einem gemeinsamen ökonomischen und kulturellen Vorzug: ihren international renommierten Weinregionen. Für Mainz und Rheinhessen bedeutet die Mitgliedschaft ein Türöffner. Es liegt nun an uns möglichst viele gute Kontakte zu knüpfen und für den Tourismus und die Weinvermarkung das Optimale herauszuholen. bs