Jungfelder zupflügen, um Pfropfstellen zu schützen
Veredelung gut zudecken und vor Winterfrostschäden bewahren
Die sogenannte Winterfurche hat den Zweck, dass bei kalten Wintern die Veredelungsstelle keinen Schaden nimmt. Bekanntermaßen wurde früher auf einen Schutz der Veredlung durch Zupflügen großen Wert gelegt. Selbst, wenn die Stämmchen komplett erfroren sind, wird der Austrieb gesichert, sodass der Stock neu aufgebaut werden kann. Die Erde muss im Frühjahr mechanisch abgeräumt werden.

Foto: Gerd Götz
Eine sehr kalte Nacht reicht aus, um die Jungreben zu schädigen
Trotz des voranschreitenden Klimawandels ist nach wie vor von einer Winterfrostgefahr auszugehen, denn schon eine sehr kalte Nacht kann hier ausreichen, dass Jungreben starke Schäden erleiden. Hier sei an die Tiefsttemperaturen vom Dezember 2010 erinnert, wo am zweiten Weihnachtsfeiertag verbreitet Temperaturen unter minus 20°C aufgetreten sind. Geschädigte Reben sind dann unter den Spätfolgen der Stammschäden im Laufe des Sommers abgestorben. Auch im Februar 2012 trat ein Kahlfrost ohne schützende Schneedecke auf, der wiederum zu Schäden an jungen Reben führte. Typische Symptome für derartige Schäden sind eine im Laufe des Sommers aufgeplatzte Rinde, knollenartige Verdickungen am Stamm (Mauke ähnliche Symptome) oder Stammbereiche an der Basis, die im Laufe der Vegetation kein Dickenwachstum erfahren. Ursache dafür sind geschädigte oder abgestorbene Meristemzellen (Kambiumschicht) unter der Borke, die zum Aufbau des Leitsystems (Phloem) notwendig sind oder das sekundäre Dickenwachstum des Stammes bewirken.
Das Schadbild zeigt sich dabei folgendermaßen: Bei den geschädigten Rebstöcken ist der untere Bereich des Stammes oberhalb des Pfropfkopfes auf einem Abschnitt von etwa 10 bis 15 Zentimeter (cm) Länge abgestorben. Beim Querschnitt am unteren Teil des Stammes wird das vom Frost zerstörte, braun bis schwarz gefärbte, Kambiumgewebe sichtbar. In diesem Bereich unterbleibt das weitere Dickenwachstum des Rebstammes. Durch die Leitbahnschäden ist der Transport von Wasser, Mineralstoffen und Assimilaten unterbrochen und der Stock stirbt nach einiger Zeit ab.
Das Leitgewebe des oberen Stammteiles dagegen ist bis zum Welken der Blätter noch lebensfähig. Weil keine Verbindung zwischen Unterlage und dem oberen Stammbereich bestand, bilden sich dort auch zum Teil „Luftwurzeln“, also Wurzelgewebe, das ohne Bodenkontakt wieder eintrocknet.
Pfropfstelle ganz abdecken und im Frühjahr freiräumen
Reben die abgedeckt waren, erlitten aufgrund der tiefen Temperaturen in den beiden Vorwintern in gefährdeten Lagen zwar ebenfalls Schäden am Stamm, konnten aber durch einen Neuaufbau desselben wieder vollständig regeneriert werden. Bei einem Teil der geschädigten Reben trat jedoch unterhalb der Veredlungsstelle in der Unterlage ein Frostriss auf. Das aufgerissene Gewebe verläuft quer durch den Holzteil, das Mark und die Rinde der Unterlagenstange. Von außen ist der Schaden kaum erkennbar, erst wenn die Unterlage unter der Veredlungsstelle abgeschnitten wird, zeigen sich die tiefen Querrisse. Das Wachstum der Rebe wird dadurch nachhaltig gestört. Möglicherweise ist hier noch mit weiteren Ausfällen oder fortwährendem Kümmerwuchs zu rechnen. Diese Reben sollten dann ersetzt werden.
Beim Zupflügen der Stammbasis sollte darauf geachtet werden, dass die Pfropfstelle ganz abgedeckt ist. Wurde die Rebe bei der Pflanzung höher gesetzt, so ist oft keine vollständige Abdeckung über die Wintermonate mehr möglich. Gerade in frostgefährdeten Lagen sollte die Veredlung nicht höher als 5 cm über dem flachen Erdboden liegen. Bei zu tiefer Pflanzung, ist die Bildung von Edelreiswurzeln wahrscheinlicher und Ausbrecharbeiten an Bodennähe sind erschwert. Sich bildende Edelreiswurzeln sind insbesondere in den ersten Jahren konsequent zu entfernen, da die Unterlage abgestoßen wird, falls sich mehrjährige Edelreiswurzeln ausbilden. Demnach hat das Freiräumen der Pfropfstellen im zeitigen Frühjahr nach wie vor eine wichtige Funktion.
Matthias Zink und Gerd Götz – LW 51/2014