Klein- und Obstbrenner kämpfen für die Kontingenterhöhung
Klaus Lindenmann geht in den Ruhestand
Seit 1985 ist Klaus Lindenmann der Geschäftsführer der Pfälzer, der Badischen sowie der Rheinischen und Saarländischen Klein- und Obstbrenner. In diesen 38 Jahren hat der gelernte Kaufmann aus Rheinau viele Probleme der drei Klein- und Obstbrennervereine gemeinsam mit den Vorsitzenden lösen können. Doch immer tauchen neue Probleme auf: Die Klein- und Obstbrenner kämpfen derzeit für die Kontingenterhöhung. Mehr im Interview.
Foto: KOB
LW: Fünf Jahre nach dem Verlust des Branntweinmonopols wollen wir eine Bilanz ziehen: Wie stehen die Brenner in Deutschland da? Was ist verloren gegangen und was hat sich Neues entwickelt?
Lindenmann: Durch die Abschaffung des Branntweinmonopols ist eine Verwertung der Brände weggefallen und somit müssen die Brenner die Brände selbst direkt vermarkten oder an den Großhandel verkaufen. Wer eine gute Direktvermarktung hat und sich mit seinen vielfältigen Produkten auch durch Qualität am Markt etabliert, kann auch weiterhin die Brennerei als wichtigen Bestandteil des landwirtschaftlichen Betriebes weiterführen. Durch die Kostensteigerungen im Energiebereich ist dies jedoch nicht einfacher geworden. Die Brenner insgesamt und auch die Stoffbesitzer in Deutschland nehmen ab. Die Betriebe, die sich gut für die Zukunft aufstellen wollen, setzen auch oft auf Weiterbildung und versuchen mit Regionalität und Vielfalt Ihre Nische zu finden.
LW: Wie stehen die Brenner in der Pfalz da? Wie konnten sie sich behaupten?
Lindenmann: In der Pfalz sind die Brennereien öfters zusätzlicher Betrieb neben dem Weinbau. Dadurch ist die Direktvermarktung oft schon gegeben. Durch den Weinbaubetrieb kann man der Brennerei aber dann nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit geben, die heute in allen Bereichen notwendig ist. Der Rückgang der Brennereien in der Pfalz ist nicht so stark wie in anderen Gegenden, aber leider auch vorhanden.
LW: Was ist die größte Schwierigkeit für die Klein- und Obstbrenner derzeit?
Lindenmann: Das größte Problem der Kleinbrenner ist, dass der Verkaufspreis nicht wie die Kosten steigen kann und gleichzeitig die Produktionsmenge sehr eingeschränkt ist.
LW: Welche Bedeutung hat die Kontingenterhöhung für die Klein- und Obstbrenner?
Lindenmann: Aus diesem Grund ist eine Kontingentserhöhung moderat von 300 Liter Alkohol auf 500 Liter Alkohol notwendig. Es ist inzwischen unwirtschaftlich, wenn ein Brenngerät für mehrere zehntausend Euro nur wenige Wochen im Jahr in Betrieb genommen werden kann.
LW: Welche anderen Maßnahmen sind notwendig, um das Brennen auch für junge Menschen attraktiv zu machen?
Lindenmann: Die Brenner müssen wieder Spaß an der Brennerei haben. Dazu tragen wir mit der Ausbildung zum Brenner in Baden-Württemberg bei. Die Vielfältigkeit der Produkte und die Möglichkeit für Innovationen ist hier immer gegeben. Aber dazu müssen die Rahmenbedingungen mit einem entsprechenden Erlös, weniger Bürokratie und eine Planungssicherheit für Investitionen stimmen.
LW: Brennen Sie selbst? Was fasziniert Sie selbst am Handwerk des Brennens?
Lindenmann: Ich habe selbst keine Brennerei, aber ich brenne als Stoffbesitzer. Schon die Auswahl der Früchte und das Einmaischen legt die Grundlage für ein gutes Produkt. Ich bringe die Maische dann zu dem Brenner meines Vertrauens und bisher kamen fast immer hervorragende Produkte dabei heraus. Ich habe dies auch schon bei Anstellungen bei Prämierungen prüfen lassen und die Qualität wurde dort auch bestätigt. Die Fähigkeit des Brenners den richtigen Moment für die Abtrennung von Vorlauf und Mittelauf und von Mittellauf und Nachlauf immer exakt zu treffen, bewundere ich sehr.
LW: Wie könnte man diese Faszination ihrer Meinung nach weitergeben, um mehr junge Brenner dafür zu begeistern?
Lindenmann: Wichtig ist, denke ich, eine gute Ausbildung, die ein Brenner bisher immer von seinen Vorfahren oder Berufskollegen bekommen hat. Dazu ist die Weiterbildung in Kursen notwendig, die von den Verbänden oder Instituten wie der Universität Hohenheim oder dem DLR Rheinpfalz in Neustadt angeboten werden. Die Krönung ist dann die Ausbildung zum Brenner an der Lehr- und Versuchsanstalt für Obst und Weinbau in Weinsberg oder der Fachschule Offenburg, die auch schon ein paar Brenner aus der Pfalz mitgemacht haben. Hier lernt man die Vielfalt und die Möglichkeiten der Entfaltung in der Brennerei kennen und ist dann hoffentlich begeistert und gibt dies weiter.
LW: Wer übernimmt Ihre Nachfolge?
Lindenmann: Das ist Timo Anschütz, gelernter Kaufmann und Betriebswirt, der in Karlsruhe wohnt und aus Birkenfeld stammt. Er wird offiziell Anfang Dezember starten und in den einzelnen Regionen vorgestellt.
Mit Klaus Lindenmann sprach Elke Setzepfand – LW 43/2023