Kleiner, aber feiner Jahrgang 2017

Weinwirtschaftsrat Rheinhessen zieht Bilanz

Deutlich weniger Erntemenge als erwartet, aber gute Qualitäten – so lautet das Fazit des Rheinhessischen Weinwirtschaftsrates zum Jahrgang 2017 beim Herbstvesper des Gremiums in der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim. Fröste, Wassermangel und Hagel setzten den Erträgen zu– auch Frankreich, Italien und Spanien sind von massiven Ertragseinbußen betroffen.

Der Rheinhessische Weinwirtschaftsrat bilanzierte über die Ernte 2017 (v.l.): Rheinhessenwein-Vorsitzender Thomas Schätzel, Weinkönigin Lea Kopp, Weinbaupräsident Ingo Steitz, Geschäftsführer des Verbandes der Rheinhessischen Kellereien Albrecht Ehses, Leiter des DLR in Oppenheim Otto Schätzel, Vorsitzender der Vereinigung Rheinischer Weinkommissionäre Walter Schmitt und Vorsitzender des Weinwirtschaftsrates Wolfgang Trautwein.

Foto: Siée

An eine solche Situation kann sich Wolfgang Trautwein, Vorsitzender des Verbandes der Rheinhessischen Weinkellereien und Vorsitzender des Rheinhessischen Weinwirtschaftsrats, nicht erinnern. Deshalb sind auch die Entwicklungen am Markt schwer vorherzusehen. „Es liegt ein problematisches Vermarktungsjahr vor uns“, so Trautwein. „Möglicherweise verlieren einheimische Weine Regalplätze an die ausländische Konkurrenz, besonders im Preis­einstiegssegment.“

20 Prozent weniger Ertrag als im Jahr 2016

Trautweins Stellvertreter im Weinwirtschaftsrat, der Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen, Ingo Steitz, zitierte erste Schätzungen, die für Rheinhessen 20 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr voraussagen. Das wäre eine bescheidene Menge von 2 Mio. hl. Der kleine Jahrgang mit aromatischen Weinen und ausgeprägter Säure braucht das Feingefühl des Kellermeisters.

„Europaweit haben die Winzer die kleinste Ernte seit dem Jahr 2000 eingefahren“, bilanzierte Steitz. Die Möglichkeit deutsche Weine durch ausländische zu ersetzen, sei deshalb nicht einfach. „Letztendlich wissen wir nicht, was auf uns zukommt“, so Trautwein. Auch der Handel sei nervös. Einig ist sich der Rheinhessische Weinwirtschaftsrat, dass die Einbußen, die durch die kleine Ernte entstehen, nicht durch Preiserhöhungen aufgefangen werden können. Eine sichere Marktbeschickung ist im Interesse aller Beteiligten. Walter Schmitt, Vorsitzender der Vereinigung Rheinischer Weinkommissionäre, berichtet von moderaten Preiserhöhungen. Er schätzt, dass in den Erzeugerkellern noch Bestände in der Größenordnung der diesjährigen Ernte schlummern. Ob es sich bei den Altbeständen um marktfähige Qualitäten handelt?

Bestandspflege wurde dieses Jahr belohnt

Der Weinwirtschaftsrat rechnet mit aromatischen, ausbalancierten Weinen 2017. „Die spätreifen­den Sorten können Jahrhundertweine hervorbringen, die Rieslinge sind mitunter phänomenal“, sagt Trautwein. „Die Bestandspflege war besonders wichtig und wurde belohnt“, meinte Otto Schätzel, DLR-Chef in Oppenheim. Er prognostiziert herrlich aromatische Scheurebe-Weine. Auf Initiative von Weinbauminister Dr. Volker Wissing wird im Mainzer Ministerium über eine neue Weinmarktstrategie diskutiert. Die kleine Erntemenge verschafft „Luft“, sodass in Ruhe über das künftige Exportmarketing in der Branche nachgedacht werden kann.

Erfreuliche Zuwächse berichtet die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bei der Qualitätsweinprüfung. Bei Weißwein 10,6 Prozent mehr als im Vorjahr, aber bei Rotwein 7,1 weniger. Lebensmittelhandel und Discount sind unverändert die stärksten Vertriebswege für Weine aus Rheinhessen.

bs – LW 42/2017