Kollektivbestrafung durch Rote Gebiete im Hessischen Ried
Eigene Messungen ergeben andere Belastungssituation
Dr. Willi Billau aus Lampertheim befasst sich seit Jahren mit Fragen der Belastung des Grundwassers mit Nitrat im Hessischen Ried. Durch selbst organisierte Messungen an Brunnen und mit modernen Messverfahren haben sich der Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Starkenburg und seine Berufskollegen einen eigenen Überblick über die Belastungssituation verschafft. Die vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zugrunde gelegten Messwerte für die Ausweisung der Roten Gebiete, die zu erheblichen Einschränkungen führen werden und deren Auswirkungen auf den Sonderkulturanbau drastisch sein können, sind für ihn nicht sachgerecht und nachvollziehbar. Im Folgenden schildert er aus seiner Sicht die Situation im Hessischen Ried.

Foto: landpixel
Überblick durch viele Messungen verschafft
Absicht war, durch starke Ausdehnung der N-min-Probenanzahl und der Probenahmezeitpunkte einen Überblick zu bekommen über Höhe der Düngung, Verbrauch der Kultur und eventuelle Verlustraten. Es sollte die Stickstoffdüngung auf das erforderliche Maß (Entzugsdüngung) zurückgeführt und Verringerung von Stickstoffverlusten erreicht werden; dies verbunden mit Beratungsrundschreiben, Informations-Veranstaltungen und Feldrundgängen. Zahlreiche Versuche mit Zwischenfrüchten wurden angelegt zur Bindung des Reststickstoffs zu Vegetationsende. Als Dienstleistung wurden kolorimetrische Blattuntersuchungen angeboten, um den Stickstoffversorgungsgrad der Pflanzen während der Hauptwachstumsphase einzusehen.
Parallel dazu fand im Januar 2017 ein Gespräch zwischen RBV Starkenburg und Dr. Born, Geschäftsführer der SPACENUS GmbH (das Unternehmen entwickelt Satelliten- und KI-gestützte Tools für die Landwirtschaft) in DA-Eberstadt statt. Ziel von Dr. Born war es, satellitenbasierte digitalisierte Karten, die mit verschiedenen optischen Sensoren aufgenommen wurden, an den gemessenen Werten betreffender landwirtschaftlicher Flächen aus Starkenburg abzugleichen und zu eichen.
Eine daraus entwickelte App („SOLORROW“) erhielt 2019 den Hessischen Gründerpreis und dient zur teilflächenspezifischen Präzisionsdüngung.
– LW 3/2021