Ländlichen Raum gemeinsam mit der Landjugend gestalten

Dörfer müssen lebenswert bleiben

Was macht ein Dorf aus? Was eine Gemeinschaft? „Das Miteinander“, so die Antwort des Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). Für Sebastian Schaller sind „Ortskerne Kristallisationspunkte. Wenn die Mitte verödet, ist das Dorf bald unattraktiv.“

Der Oberfranke bringt sich aktiv in die Diskussion um die Zukunft der kleinen Städte und Gemeinden in ländlichen Regionen ein. Und das nicht nur innerhalb der Arbeitsgemeinschaft „Jugend gestaltet Zukunft“ im Zuge der Demografiestrategie der Bundesregierung. „Wir wollen auch in 20 Jahren noch in einer lebenswerten und lebendigen Gemeinde wohnen. Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden“, sagte der Bundesvorsitzende. Erst vor wenigen Wochen hatte die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage der Grünen die mannigfachen Programme und Maßnahmen aufgelistet, welche auf Bundesebene den Erhalt der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland sichern sollen. Danach driften die ländlichen Regionen, vom gut situierten Speck­gürtel zu den sehr peripheren ländlichen Regionen, immer weiter auseinander. „So unterschiedlich wie unsere Regionen sind, so vielfältig müssen unsere Antworten sein“, stellte er fest und mahnt: „Diese Entscheidung muss gemeinsam mit den Bewohnern getroffen werden“.

Solidaritätszuschlag für das Land

Denn zu oft stünden die Bürger vor fertigen Tatsachen, wie zum Beispiel bei Diskussionen zur Unterbringung von Flüchtlingen Doch auch mit der Festlegung von Schulstandorten oder der Verkehrswegeplanung werden die Lebensbedingungen aller nachhaltig beeinflusst. Schaller ermutigt die Landjugend dazu, immer wieder, bei ihren Bürgermeistern auf der Matte zu stehen. „Wie wünscht Ihr Euch Euer Dorf? Werdet laut und bringt Euch ein“, forderte er die Mitglieder im größten Jugendverband im ländlichen Raum immer wieder auf. Er schlägt vor, den Solidaritätszuschlag, der jetzt seit 25 Jahren erhoben wird und ursprünglich zur Finanzierung der deutschen Einheit gedacht war, in die ländlichen Räume fließen zu lassen. „So könnten die Nachteile ausgeglichen werden, so dass Dörfer langfristig an Attraktivität gewinnen. So kann auch die Gleich­wertigkeit der Lebensverhältnisse gewahrt bleiben“, sagt der junge Mann.

Die örtliche Versorgungslage hatte auch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung analysiert und große Unterschiede ausgewiesen. Neben dem Hausarzt, der Apotheke, Grundschule wurde auch die fußläufige Entfernung zum nächsten Supermarkt untersucht. Dabei seien Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen auf der „grünen Seite“ der Skala, während in Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern nur Wenige fußläufig ihre Besorgungen machen können.

Neues Fördersystem für strukturschwache Regionen

Die Bundesregierung arbeite nach eigenen Aussagen derzeit an einem gesamtdeutschen Fördersystem für strukturschwache Regionen ab 2020 nach Auslaufen des Solidarpakts II. „Wichtig für junge Menschen bleibt ein eigener Raum zur Gestaltung und Entfaltung“, stellte der BDL-Vorsitzende fest, „unabhängig von vorgegebenen Skateranlagen, Fußball- oder Spielplätzen.“

Carina Gräschke/bdl – LW 32/2016