Landschaftspflege mit Biss
EULLa-geförderte Beweidungsprojekte
Die Förderung extensiver Beweidungsprojekte ist aus naturschutzfachlicher Sicht besonders interessant, da Grenzertragsstandorte nicht aufgegeben werden und hochwertige Flächen erhalten bleiben. Pascal Paulen vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück erläutert, wie solche Projekte unter EULLa gefördert werden können und stellt einige der Projekte vor.
Viele Grenzstandorte eignen sich nur bedingt oder nicht mehr für eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Innerhalb weniger Jahre entwickeln sich extensive Grünlandflächen zu Gehölzen oder Wäldern. Aus Sicht des Naturschutzes sind extensiv genutzten Flächen aber wertvoll und sollten durch Bewirtschaftung erhalten bleiben. Als Instrument bieten sich ganzjährig extensiv bewirtschaftete Weidesysteme an. Durch die Offenhaltung der Standorte können sich mosaikartige Strukturen dauerhaft etablieren und bilden ökologische Nischen für die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten.Grenzertragsstandorte als ökologische Nischen
Seit Beginn der jüngsten Förderperiode 2014 bis 2020 bietet das Land Rheinland-Pfalz innerhalb der EULLa-Vertragsnaturschutzprogramme „Mähwiesen und Weiden“ und „Artenreiches Grünland“ das Zusatzmodul „Ganzjährige Beweidung“ an. Mit diesem Programm ist es möglich, Beweidungsprojekte unter eine Förderung zu stellen. Grundvoraussetzung ist zunächst eine ausreichend große zusammenhängende Weidefläche von mindestens 10 ha, die mit einem festen stationären Zaun umgeben ist. Die Förderprämie bezieht sich auf Grünlandflächen, Landschaftselemente und darüber hinaus auf sogenannte Zielflächen, von denen angenommen wird, dass sie im Verlauf des Projektes zu beihilfefähigem Grünland entwickelt werden können. In die Planung werden die Vertragsnaturschutzberatung, der Amtsveterinär und betroffene Behörden eingebunden.
Wie der Name schon sagt, wird die Fläche ganzjährig beweidet. Daher werden gewisse Vorgaben an den Viehbesatz gegeben, um eine Unterversorgung der Weidetiere durch Futtermangel oder eine zu starke Schädigung der Grasnarbe auszuschließen. Der Viehbesatz muss im Jahresmittel zwischen 0,3 und 1,0 raufutterfressenden Großvieheinheiten (RGV)/ha liegen. In den Monaten November bis April sollte aus den genannten Gründen der Viehbesatz 0,6 RGV/ha nicht überschreiten.
Kombinationen verschiedener Weidetiere
Als Weidetiere dienen Robustrassen die ganzjährig auf der Weidefläche verbleiben können. Die Erfahrung zeigt, dass eine Kombination unterschiedlicher Weidetiere von Vorteil ist, da diese unterschiedlich selektieren. Zudem muss im Vorfeld geklärt werden, ob die Tiere einen festen Unterstand benötigen und die Wasserversorgung gewährleistet ist. Über die Vorgehensweise entscheiden Amtsveterinär und Wasserschutz- oder Naturschutzbehörde. Derzeit gibt es mehrere Beweidungsprojekte, die eine EULLa-Förderung erhalten. Daher lohnt sich ein Blick auf einige davon. Zunächst das Beweidungsprojekt in Gräfenhausen im Landkreis Südliche Weinstraße. Das Projektgebiet umfasst etwa 12 ha entlang des Wingertsbergs, einem sehr kleinparzellierten Südhang, dessen wein- und obstbauliche Nutzung überwiegend aufgegeben wurde. Die Flächen sind sehr stark verbuscht und überwachsen mit Schwarzdorn und Brombeere. Im Vorfeld wurden einige Hecken entfernt und die eingewachsenen Streuobstbäume freigestellt.
Heckrinder, Esel und Burenziegen
Da langfristig ein strukturreicher und offener bis halboffener Lebensraum entstehen und das Landschaftsbild aufgewertet werden soll, hat man sich für eine Mischbeweidung mit Heckrindern, Eseln und Burenziegen entschieden. Besucher können die Weidefläche entlang eines Wanderweges besichtigen. Ein weiteres Projekt findet sich entlang des Weinfelder Maars südlich von Daun im Landkreis Vulkaneifel. Die mitunter steilen Hänge des durch Vulkanismus entstanden Trichters wurden bis ins letzte Jahrhundert als Weidefläche genutzt. Mit dem Ende der Bewirtschaftung wurde aus den Flächen jedoch nach und nach Wald. Durch die ganzjährige Beweidung soll die traditionelle Flächennutzung wiederhergestellt werden. Die 16 Hektar große Fläche wird durch Burenziegen und Esel beweidet. Ziel des Projektes ist die Wiederherstellung und Entwicklung artenreicher Magerrasen- und weiden. Zudem soll durch die Offenhaltung der Erlebnischarakter des Maares und die Attraktivität der Kulturlandschaft für den Tourismus verbessert werden. Weitere Informationen zu diesen und anderen Beweidungsprojekten, sind unter www.agrarumwelt.rlp.de /Projekte zu finden.
Pascal Paulen, Koordi- nationsstelle Partnerbetrieb Naturschutz, DLR R-N-H – LW 24/2016