„Laster“ befriedigen menschliche Grundbedürfnisse
Neue Kreisgeschäftsführerin in der Südwestpfalz
Warum tun wir etwas, von dem wir wissen, dass es uns nicht gut tut? Mit einem inspirierenden Vortrag von Karina von Keitz starteten die LandFrauen des Kreisverbands Südwestpfalz beim Neujahrsfrühstück gut gelaunt in 2022. In pinkfarbenem Rahmen wurde die langjährige Kreisgeschäftsführerin verabschiedet und ihre Nachfolgerin begrüßt.
Foto: von Waldow
Im Mittelpunkt stand neben dem Wiedersehen der Vortrag von Karina von Keitz unter dem Motto: „Von Aufschieberitis bis Übergewicht“. Selbst in einer Landfrauenfamilie aufgewachsen und den Landfrauen von Geburt an verbunden, traf die Dozentin sofort den richtigen Ton.
Mehr Verständnis füreinander
An praktischen Beispielen gab sie nachvollziehbare Antworten auf die Frage: Warum wir Dinge tun, von denen jeder Außenstehende und oft auch sie selbst wissen: Das bringt doch nichts. Die Dozentin hilft nach eigenen Angaben „Leuten, die sich etwas vornehmen, dies auch zu erreichen.“ So erstaunte sie mit der Aussage: „Ganz gleich, ob jemand 20 Kilogramm abnehmen will oder Dinge gerne bis zur letzten Minute aufschiebt, statt sie zu erledigen – die Ursache ist immer die gleiche.“
Am Anfang stehe die persönliche Bestandsaufnahme der „Laster“, Themen wie „nicht nein sagen können“ (viele Anwesende nickten), rauchen, zu lange im Internet daddeln, ausrasten oder ein schlechtes Gewissen haben. „Für unser Gehirn macht alles, was wir tun, Sinn“, erklärte sie, denn es beziehe sich auf bereits erlebte Erfahrungen. Insgesamt sechs Grundbedürfnisse gelte es zu befriedigen (s. Kasten) und diese seien bei allen Menschen gleich. Allein dieses Wissen könne bereits zu mehr Verständnis füreinander beitragen. Am Beispiel von „zu viel essen“ erläuterte die Lebenstrainerin, welche Bedürfnisse dabei berührt werden. Es mag erstaunen, doch „Essen gibt ein Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden.“ Allein der Weg vom Schreibtisch zum Kühlschrank bringe Abwechslung in den Arbeitsalltag. Ist jemand kulinarisch interessiert, befriedigt auch das regelmäßige Ausprobieren neuer Geschmacksrichtungen das Abenteuerbedürfnis. Aber die persönliche Bedeutung? „Wenn ich genau weiß, es tut mir jetzt nicht gut, es aber trotzdem tue, weil ich das jetzt will, entscheide ich selbstbestimmt und bin damit bedeutend“. Mit Schokolade tue auch sie sich ab und an etwas Gutes und stärke so die Verbindung zu sich selbst.

Foto: von Waldow
Wichtig sei, falsche und hindernde Überzeugungen und Glaubenssätze zu entdecken und zu entlarven, wie etwa „Ich brauche meine Schokolade“ oder „Unter Druck arbeite ich besonders gut.“ Stattdessen helfe Klarheit: Worum geht es mir eigentlich? Was kann ich stattdessen tun? Besonders hilfreich sei, eine Ersatzbefriedigung zu finden, die Spaß macht und Freude bereitet. Sie selbst gehe, statt zu essen, hüpfend und trällernd um den Häuserblock. Das gebe zudem gute Laune und spende Energie. Der inspirierende Vortrag mit den lebensnahen Beispielen und die praktischen Antworten auf Fragen kamen sehr gut an. Waltraut Schreblowski strahlte: „So gut wie sie hat mir noch niemand die Grundbedürfnisse erklärt.“
Auf einen Blick: Mit Jahresbeginn wechselte die Kreisgeschäftsführung des Landfrauenverbands Südwestpfalz. Beate Schnur verabschiedete nach sieben Jahren Waltraut Schreblowski aus Rieschweiler in den wohlverdienten Ruhestand. Sie habe alle Anforderung zur vollsten Zufriedenheit erfüllt und sich über alle Maßen ehrenamtlich engagiert. Die Kreisgeschäftsführung der Südwestpfalz sowie von Kaiserslautern übernahm am 1. Januar Anna Brunner. Damit sind alle 13 Bezirksverbände der rheinland-pfälzischen Landfrauen jetzt in sechs Geschäftsbezirken zusammengeführt.
Die Grundbedürfnisse
Die sechs menschlichen Grundbedürfnisse nach Karina von Keitz:
1. Sicherheit (gut aufgehoben sein, finanzielle Absicherung),
2. Abwechslung (Neue Leute kennen lernen, Neues ausprobieren, Weiterbildung),
3. von Bedeutung sein (als warmherzige Mutter, sich im Ort einbringen, als Kitt der Gesellschaft),
4. Verbundensein/Liebe – sind diese alle erfüllt, ist Raum für
5. Wachstum (lebenslanges Lernen),
6. Beitrag leisten (Familie, Dorf, Firma, Gesellschaft)