Lebensverhältnisse sollten tatsächlich gleichwertig sein

Landesregierung gestaltet Offensive Land hat Zukunft

Landverbrauch ist nur eine von vielen Kenngrößen, die das Verhältnis von Ballungs- und ländlichen Räumen zueinander beschreiben. Wohn- und Gewerbegebiete fressen sich in die landwirtschaftliche Nutzfläche, die Großstädte saugen Bewohner aus dem Umland ab, Dörfer schrumpfen, verlieren den Lebenswert erhaltende Infrastruktur. Der Ballungsraum entwickelt sich zu Lasten der schrumpfenden Dörfer. Dagegen wendet sich die Offensive der Landesregierung Land hat Zukunft, die CDU und Grüne für die laufende Wahlperiode vereinbart haben. Das LW wird in loser Folge über Zielsetzung und Einzelprojekte berichten und Mitwirkungs- oder Fördermöglichkeiten für Akteure des ländlichen Raumes darstellen.

Am Eingang eines Gebäudes der hessischen Finanzverwaltung in Limburg ist dieses Schild angebracht. Es weist darauf hin, dass die hessische Finanzverwaltung für Bedienstete, die regulär an Standorten im Ballungsraum arbeiten, Büroräume mit vollumfänglicher elektronischer Arbeitsfähigkeit vorhält, damit die Präsenz für zwei oder drei Tage in der Woche im Stammbüro entfallen kann, und die Arbeit gleichsam heimatnah erbracht wird.

Foto: hmdf

Auch wenn sich das Leben auf globaler Ebene immer stärker in Großstädten vollzieht, kommt den Ländlichen Räumen eine erhebliche eigene Bedeutung zu. In Hessen sind 85 Prozent der Landesfläche ländlicher Prägung. Sie stellen den Lebensraum für etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind Flächen der Lebensmittelproduktion, Standorte unseres wirtschaftsstarken Mittelstands, kurz: Die Aufgaben und Funktionen unserer Ländlichen Räume für die Gesamtgesellschaft sind vielfältig. Sie tragen maßgeblich zum Wohlstand und zur Lebensqualität des Landes bei.

Ländliche Räume mit großen Unterschieden

Doch ländlich ist nicht gleich ländlich, die räumliche Vielfalt Hessens ist komplex und herausforderungsvoll. So stehen Gemeinden in der Nähe zu größeren Städten und an großen Verkehrsachsen vor anderen Zukunftsfragen, als peripher gelegene Gemeinden, etwa im Norden oder Osten des Landes. Besonders hier hat sich in vielen Gemeinden der Supermarkt längst auf der grünen Wiese der Nachbargemeinde niedergelassen, mancherorts muss der soziale Treffpunkt, die Gaststätte oder das Schwimmbad schließen und der Hausarzt oder die Hausärztin vor Ort sucht seit Jahren eine Nachfolge (Stichwort: Fachkräftemangel).

Solche strukturellen Veränderungen reduzieren die Lebensqualität vor Ort und verstärken Prozesse der Abwanderung. Dort, wo sich die Menschen abgehängt fühlen, ihrer Heimat nicht sicher sind, kann Populismus genährt und Gemeinschaft aufgegeben werden. Die Frage um die ländlichen Räume als Arbeitsort sowie Lebens- und Wohnraum für die Menschen ist demnach auch eine Frage um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine stabile Demokratie im Gesamten. Sie ist eine Frage um räumliche Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit des Lebens in Stadt und Land.

Bereitstellung wichtiger Grund-Daseinsfunktionen

Dabei kann die Entlastung von Metropolregionen, insbesondere im Bereich Wohnen und Mobilität/Verkehr, zugunsten von ländlichen Räumen einen wesentlichen Beitrag zu einer neuen Wertigkeit und Wertschöpfung in ländlichen Räumen und damit zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen leisten. Voraussetzung hierfür ist die Bereitstellung grundlegender Grund-Daseinsfunktionen sowie von attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsplätzen.

3 000 Arbeitsplätze raus aufs Land

Die hessische Landesregierung selbst plant im Rahmen ihrer Strukturreform „Arbeit zu den Menschen bringen“ die Verlagerung von insgesamt 3 000 Arbeitsplätzen in der laufenden Legislaturperiode.

Zudem wird der erste Landes-Coworkingsplace in Limburg (Hessenbüros, siehe auch das Foto) für Landesbedienstete gut angenommen, die Eröffnung weiterer Hessen-Büros ist in Planung. Eine nähere Beschreibung der Funktionsweise der Landes-Coworkingsplaces bringt das LW in einem der nachfolgenden Artikel.

LW – LW 15/2020