Luzerne – eine Pflanze mit Zukunft

Feldabend des Demonstrationsnetzwerks KleeLuzPlus

Vorfruchtwert, Sortenwahl, Produktionstechnik und Fördermöglichkeiten bei Luzerne waren Ende August Themen eines Feldtages in Geismar. In vielerlei Hinsicht wurde deutlich, dass Luzerne das Potenzial einer Pflanze der Zukunft hat.

Referentin Katharina Weihrauch (LLH, Grünlandberatung) zeigt Landwirt Kurt Freitag auf seinem Luzerneschlag eine ausgegrabene Luzernepflanze mit Pfahlwurzel. Dahinter Referentin Ina Noreen Grimm (LLH, Demonet-KleeLuzPlus).

Foto: LLH

Auf dem Betrieb von Kurt Freitag in Geismar fand am 28. August ein Feldbegang zum Thema Luzerne statt. Der Betrieb ist einer von bundesweit über 70 Demonstrationsbetrieben des Demonstrationsnetzwerk-KleeLuzPlus-Projekts, das im Rahmen der Bundeseiweißpflanzen-strategie die Erweiterung des Anbaus und der Nutzung von Luzerne und Klee zum Ziel hat. Themen des Abends waren Sortenwahl, Anbau, Nutzung, Unterbodenverbesserung und Förderrichtlinien.

Förderung über die Öko-Regelungen 2 und 6

Etwa 30 Interessenten hatten sich zum Feldabend eingefunden. Nach der Begrüßung und Vorstellung der Demonstrationsfläche durch Kurt Freitag, berichtete Sandra Hesse-Schulz, Fachdienst Landwirtschaft des Landkreises Waldeck-Frankenberg, über die aktuellen Fördermöglichkeiten des Luzerneanbaus durch Öko-Regelungen der gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) und durch das hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegmaßnahmen (HALM).

Nach der GAP Reform in 2023 bestehen Fördermöglichkeiten über die Öko-Regelung 2 „Vielfältige Kulturen“ in Höhe von 45 Euro/ha (2024 voraussichtlich 60 Euro/ha). Voraussetzungen sind hier unter anderem der Anbau von fünf Hauptfrüchten zu gewissen Anbauanteilen und ein Leguminosen-Anteil in der Fruchtfolge von mindestens 10 Prozent. Weiter bietet sich die Öko-Regelung 6 „Bewirtschaftung von Acker- oder Dauerkulturflächen des Betriebes ohne Verwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln“ an, bei der Luzerne als Ackerfutter zusätzlich mit 50 Euro/ha gefördert wird. Ökologisch wirtschaftende Betriebe sollten aber beachten, dass es hier zu einer Verrechnung mit der Öko-Förderung kommt, da bei dem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel eine Doppelförderung vorliegt. Bezüglich HALM lässt sich der Anbau von Luzerne über zusätzliche Anbauverpflichtungen der Maßnahme HALM 2 C.1 „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“ fördern.

Generell gibt es bei der Förderung sehr viele Möglichkeiten und die Landwirte sollten aus der breiten Palette das herausfinden, was für ihren Betrieb am besten passt. Diesbezüglich kann eine Beratung durch den Fachdienst Landwirtschaft in Anspruch genommen werden (www.landwirtschaft-waldeck-... kenberg.de).

Unterbodenverbesserung durch Luzerne

Einen Einblick in aktuelle Erkenntnisse des Forschungsprojektes „Bonares-Soil³“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, gab Ina Noreen Grimm (LLH, Demonet-KleeLuzPlus) zusammen mit Kurt Freitag. In der Langzeitstudie wird unter anderem der Vorfruchtwert der Luzerne, ihre Erschließung von Wasser- und Nährstoffreserven im Unterboden sowie die Wirkung des Luzerneanbaus auf das Bodenleben untersucht.

Eine besondere Rolle spielt hier das ausgeprägte Pfahlwurzelsystem der Luzerne und die dadurch entstehenden röhrenförmigen Bioporen im Boden, die Zugangswege in tiefere Schichten des Bodens darstellen. Die Luzerne und auch die Wurzeln von Folgekulturen können so große Mengen an Wasser- und Nährstoffreserven im Unterboden erreichen.

Auch Regenwürmer nutzen die entstandenen Bioporen und bilden wiederum neue Bioporen aus. Die Wände der Bioporen sind zudem durch die Aktivität der Regenwürmer von einer höheren Nährstoffdichte gekennzeichnet, wovon wiederum die Folgekulturen profitieren können. Außerdem begünstigt die Bodenruhe des mehrjährigen Luzerneanbaus die Förderung von Regenwürmern, insbesondere von erwachsenen Tieren, was alles in allem zu großen Bioporen und einer zunehmenden Bioporendichte führt.

Über Jahre hinweg können die Bioporen im Unterboden bestehen bleiben und die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit für nachfolgende Kulturen sichern und erhöhen. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt sind unter www.bonares.de/soil3 zu finden.

Bestandsentwicklung, Standortansprüche und Schnitt

Die Bestandsansprache übernahm Katharina Weihrauch (LLH, Grünland- und Futterbauberatung). Sie gab Tipps zu Anlage und Bewirtschaftung von Feldfutterbeständen. Die Luzerne werde auch die „Königin der Futterpflanzen“ genannt, da diese Leguminose zu den trockentoleranten Futterpflanzen zählt, hohe Rohproteinerträge liefert und bekannt ist für ihren hervorragenden Vorfruchtwert und ihre Schmackhaftigkeit. Bezüglich der Etablierung zeigt sich die Kultur jedoch nicht selten als „Prinzessin auf der Erbse“, so Weihrauch. Aufgrund ihrer langsamen Jugendentwicklung ist eine frühe Herbstaussaat zu empfehlen.

Wird sie im Gemenge mit Gräsern angebaut, sollten Arten gewählt werden, die ihr keine starke Konkurrenz bieten: besser sind Wiesenliesch- oder Knaulgras statt beispielsweise Welsches Weidelgras. Umso wichtiger ist es, das Saatbett sorgfältig vorzubereiten und Geduld zu haben, führte die Referentin aus.

Beim Saatgut sollte auf die Impfung mit Knöllchenbakterien geachtet werden, denn diese sind für die Stickstofffixierleistung der Luzerne ausschlaggebend. Damit bestimmen sie nicht nur die Ertragsleistung während der Nutzungsdauer der Kultur, sondern auch die Reststickstoffgehalte, die der Folgefrucht zur Verfügung stehen. „Durch die Impfung wird zudem die Jugendentwicklung der Luzernepflanzen beschleunigt und eine gute Etablierung des Bestandes gefördert“, sagte Weihrauch. Zu beachten sei, dass Knöllchenbakterien UV-empfindlich sind und die Impfung deswegen unmittelbar vor oder bei der Aussaat durchgeführt werden sollte. Außerdem sollte auf empfohlene Sorten zurückgegriffen werden (llh.hessen.de/pflanze/gruen...).

Gute Erfolge trotz später Aussaat auf 500 m Höhe

Hat die Luzerne die Etablierungszeit gemeistert, zeigt die Erfahrung, dass sie selbst an Standorten mit pH-Werten unterhalb von 6 hohe Erträge liefern kann. Diese Erkenntnis wurde von anwesenden Praktikern bestätigt. So berichtete ein Landwirt aus Löhlbach von guten Erfolgen im Luzerneanbau auf Schieferverwitterungsboden, trotz später Herbstaussaat und einer Lage auf etwa 500 m Höhe.

Sollte es Unsicherheiten in Bezug auf die Standorteignung geben, wird empfohlen, die Luzerne in Mischung mit etwa 20 Prozent Rotklee auszusäen, um das Ertragsrisiko abzufedern. Es ist auch wichtig zu bedenken, dass Luzerne empfindlich auf Staunässe reagiert, besonders in Kombination mit Frost. So waren nach niederschlagsreichen Wintern in Senken und Tallagen Totalausfälle festzustellen.

Etwa fünf bis sechs Wochen nach der Aussaat beziehungsweise bei einer Wuchshöhe von etwa 15 cm sollte ein Pflegeschnitt durchgeführt werden. Je nach Standort und Witterung verträgt die Luzerne nach erfolgreicher Etablierung auch hohe Schnittfrequenzen von fünf bis sechs Schnitten pro Jahr. Je jünger der Bestand zur Ernte ist (vor der Blüte), umso höher sind die Rohproteingehalte und umso geringer ist das Risiko für Fehlgärungen, da das Erntegut besser verdichtet werden kann. Bei der Schnitthöhe von Luzerne ist zu beachten, dass diese unbedingt über dem Vegetationspunkt bei etwa 10 cm liegen sollte. Damit wird ein schneller Wiederaustrieb sichergestellt.

Befahrbarkeit und Beweidung

Für eine bessere Befahrbarkeit der Flächen kann es sinnvoll sein, bei der Aussaat Weißkleesamen mit 1 bis 2 kg pro Hektar unter die Luzerne zu mischen. Der Weißklee bildet Ausläufer, die das obere Bodengefüge stabilisieren. Auch permanente Fahrgassen bei der Ernte anzulegen, wird empfohlen, um Druckschäden der Luzerne zu vermeiden. Im Hinblick auf die Beweidung ist eine kurze Beweidungsdauer des Luzernebestandes angezeigt, da andernfalls Pflanzenverluste riskiert werden.

Die Nährstoffversorgung muss stimmen

Die Luzerne braucht eine gute Versorgung mit Phosphor, Kalium und Magnesium. Auch die Nährstoffe Schwefel, Bor und Molybdän sind für die Entwicklung der Luzernepflanzen und für einen zuverlässigen Ertrag wichtig. Weitere Informationen hierzu sind unter www.demonet-kleeluzplus.de/... ne.pdf zu finden.

Grundsätzlich hat die Luzerne einen hohen Anspruch an den pH-Wert (>6) und gedeiht daher auf kalkreichen Standorten besonders zuverlässig (Verfahren auf Grenzstandorten siehe oben). Je nach Bodenverhältnissen kann auch eine Kalkung zur Saat sinnvoll sein. Eine gute Versorgung mit Schwefel ist ebenfalls sehr wichtig, da sie die Stickstofffixierung und damit den Ertrag von Futterleguminosen deutlich steigern kann. Wissenswertes zur Schwefelversorgung unter www.demonet-kleeluzplus.de/....

Ob die Bestände ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind, kann mit einer Bodenuntersuchung beziehungsweise einer erweiterten Futteranalyse des ersten Aufwuchses ermittelt werden. Letzteres dient zur Bestimmung der Schwefelversorgung. Generell ist es ratsam, Kontrollstreifen anzulegen, um die Düngewirkung im Vegetationsverlauf zur überprüfen. Von einer Düngung mit Stickstoff, beziehungsweise Gülle zur Bestandsetablierung, wird abgeraten.

Ina Noreen Grimm, Katharina Weihrauch, LLH – LW 43/2023