Martin Fußer neuer Vorsitzender im BWV-Kreisverband Bad Dürkheim

Ökonomierat Walter Wolf übergibt Amt in jüngere Hände

Bei ihrer Jahresversammlung Anfang Juli haben die Mitglieder des Kreisverbandes Bad Dürkheim im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) Martin Fußer aus Niederkirchen zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der 37-jährige Weinbauingenieur, der bisher stellvertretender Vorsitzender war, folgt damit auf Ökonomierat Walter Wolf, der nicht mehr zur Wahl antrat.

Walter Wolf (l.) übergibt auf der Pferderennbahn in Hassloch sein Amt an Martin Fußer (r.) aus Niederkirchen. Als Ehrenvorsitzender wird er weiterhin im Rennen sein und seinen Nachfolger unterstützen.

Foto: Setzepfand

Schon zweimal war die Jahreskreisversammlung angesetzt und zweimal musste sie coronabedingt abgesagt werden. Beim dritten Mal wollten alle sicher gehen, dass die Wahl und die Amtsübergabe des Kreisvorsitzes von Walter Wolf stattfinden kann. Daher hat der Kreisvorstand die Pferderennbahn in Hassloch als Veranstaltungsort gewählt. In dieser außergewöhnlichen Atmosphäre wurde einem außergewöhnlichen Menschen vor allem gedankt.

17 Jahre lang stand Walter Wolf aus Bad Dürkheim-Ungstein an der Spitze des Kreisverbandes. BWV-Präsident Eberhard Hartelt dankte ihm für sein äußerst erfolgreiches Engagement im Sinne der Winzer und Landwirte an der Mittelhaardt. Wolf habe an vielen Stellen im Verband, der Landwirtschaftskammer und in der Kommunalpolitik Verantwortung zum Wohle der Betriebe übernommen und so zu deren positiven Entwicklung beigetragen. Mit politischem Gespür, Sinn für das Wesentliche und einer gesunden Portion Humor habe Wolf in seinen vielfältigen Funktionen viel für seine Berufskollegen erreichen können. Dabei sei es ihm gelungen, die verschiedensten Positionen zu einem Ergebnis zusammen zu führen, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind. Seine ausgleichende Art, seine Verbindlichkeit und seine Einstellung, in Lösungen statt in Problemen zu denken, werde allseits sehr geschätzt, so Hartelt: „Er ist ein guter und verlässlicher Ratgeber. Es lohnt sich immer, ihm zuzuhören.“

Seit 43 Jahren für den BWV aktiv

Der 69-jährige Wolf aus Ungstein erkannte früh die Bedeutung eines starken Berufsverbandes für die Entwicklung der heimischen Betriebe und engagierte sich bereits in der Landjugend ehrenamtlich. Später war er Vorsitzender des BWV-Ortsvereins seiner Heimatgemeinde. Im Jahr 2004 wurde er zum Vorsitzenden des BWV-Kreisverbandes Bad Dürkheim gewählt. Wolf ist Mitglied des BWV-Gesamtvorstandes und im Hauptausschusses des Weinbauverbandes Pfalz. Eine wichtige Rolle für den Verband spielte Wolf auch im Jahr 2014, als der BWV Gastgeber des Deutschen Bauerntages und des Deutschen Landjugendtages in Bad Dürkheim war. Durch seine Unterstützung bei den umfangreichen Vorbereitungen und seiner tatkräftigen Hilfe vor Ort, trug er maßgeblich zum großen Erfolg dieser beiden hochgelobten Veranstaltungen als Aushängeschilder für den Verband und die Region bei. Mit der Goldenen Ehrennadel erhielt er 2017 die höchste Ehrung des Verbandes.

Zum Abschied aus dem Amt dankte BWV-Präsident Eberhard Hartelt Walter Wolf und übergab ihm ein Geschenk.

Foto: Setzepfand

Auch für die Kammer, Kommune und als Richter tätig

Bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz gehört Wolf seit 1994 der Kammervollversammlung an. Seit 2006 ist er Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses. Im Jahr 2019 wurde er mit der Goldenen Kammermedaille ausgezeichnet. Darüber hinaus setzt er sich seit mehr als vier Jahrzehnten in zahlreichen anderen berufsständischen Organisationen und in der Kommunalpolitik in herausragender Weise für den Weinbau und die Landwirtschaft ein. Dafür wurde er im vergangenen Jahr durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer zum Ökonomierat ernannt. Auf der Pferderennbahn stellte Thomas Scherner, lange Zeit stellvertretender Kreisvorsitzender im Kreis Bad Dürkheim, im Namen des Kreisvorstandes einen Antrag, Walter Wolf zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Dieser wurde einstimmig angenommen.

Bei seinem letzten Bericht aus dem Kreisverband ging Wolf auf alle aktuellen Themen des Berufsstandes ein. So lobte er die Arbeit des BWV in Coronazeiten: „Ohne den BWV hätte es keine Saisonarbeitskräfte in Coronazeiten gegeben, auch keine 105 Tage-Regelung.“ Der Verband liefere sichere Informationen, sei politisch gut vernetzt und ermögliche so einen praxisnahen Umgang mit Entscheidungen.“ Viele Betriebe seien gut durch die Coronazeit gekommen, resümierte Wolf. Während in vielen Bereichen Stillstand herrschte, jagte in der Agrarpolitik ein Thema das andere, wie die Düngeverordnung, Binnendifferenzierung, Umsatzsteuerpauschalierung, Mehrgefahrenversicherung, UTP-Richtlinien, das Insektenschutzpaket und schließlich die GAP.

Diese erläuterte Staatssekretär Andy Becht vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in seinem Vortrag. Die 150 Euro/ha Basisprämie der Direktzahlungen sei hart umkämpft gewesen. „Wir müssen nun sehen, dass unsere Betriebe mit diesem Normenkorsett überleben können“, sagte Becht. Mit Digitalisierung, einer Hofnachfolgeprämie, LEADER und Unterstützung in Forschung wolle man die Betriebe unterstützen.

Martin Fußer ist Ökowinzer und hat sich einen in der Landwirtschaft gefestigten Stellvertreter gewünscht: Stephan Schindler.

Foto: Setzepfand

Ein Brückenbauer, der stets eine vermittelnde Rolle einnimmt

In der Diskussion kritisierte Wolf den starken Stellenabbau bei der Beratung an den DLR sowohl in der Tierhaltung als auch allen anderen Bereichen. Becht sagte, dass der Stellenabbau nun abgeschlossen sei. Es werde eine Prüfung durchgeführt, wo welche Stellen nach der Digitalisierung notwendig seien und Besetzungen erfolgen. Auch den starken Flächenverbrauch durch die Kommunen kritisierte Wolf, dabei sieht er Photovoltaik auf Feldern als neue Konkurrenz. Hier beschwichtigte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeldt. So seien auf dem Regionalplan Rhein-Neckar zwar Flächen für Gewerbe und Siedlung ausgewiesen, doch diese müssten nicht bebaut werden. Ihlenfeldt dankte Wolf und nannte ihn einen fleißigen und im Gemeinwohl engagierten Menschen, ein Brückenbauer.

Martin Fußer ist Mitglied im Hauptausschuss des Weinbauverbandes Pfalz. Mit seinem Bruder führt er ein biodynamisches Weingut in seiner Heimatgemeinde und bewirtschaftet gemeinsam mit der Familie ein Weinbaubtrieb, der über eine Genossenschaft in ökologischer Wirtschaftsweise. Mit den Worten „Gemeinsam mit Ihnen möchte ich für unseren Berufsstand da sein und die zukünftigen Herausforderungen annehmen. Ich danke Ihnen für das Vertrauen“, übernahm Fußer das Ruder.

BWV-Präsident Hartelt war in seiner Rede auf die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) eingegangen. Vier Punkte hob er besonders hervor:

  • Das klare Bekenntnis zum landwirtschaftlichen Produktionsstandort Deutschland
  • die Einsicht, dass die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Landwirtschaft gegeben sein muss
  • dass die Transformation der Landwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist
  • und dass Kooperationen Vorrang haben müssen vor Verboten.
bwv/zep – LW 28/2021