Matthias Bug neuer Vorsitzender

KBV Fulda-Hünfeld wählt Nachfolger von Lothar Röder

Matthias Bug (56) aus Böckels ist neuer Vorsitzender des 2400 Mitglieder starken Kreisbauernverbandes (KBV) Fulda-Hünfeld. Bug wurde in der Jahreshauptversammlung am vergangenen Donnerstag in Künzell zum Nachfolger von Lothar Röder aus Hünfeld-Neunhards gewählt, der das Amt zwölf Jahre inne gehabt hat und für seine Leistungen für die Landwirte in der Region geehrt und von den Mitgliedern einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des KBV gewählt wurde.

Von links: Dr. Michael Lohse (DBV-Pressespr.) stellvertr. KBV-Vorsitzender Stefan Schneider, HBV-Präsident Karsten Schmal, KBV-Ehrenvorsitzender Lothar Röder, Winfried Stanzel, stellvertr. KBV-Vorsitzender Christian Hartmann, Matthias Bug, neuer Vorsitzender des KBV Fulda-Hünfeld und KBV-Geschäftsf. Dr. Hubert Beier.Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Viele Landwirte wissen nicht, wie es weitergehen soll. Was bringt die Zukunft, wie und wo soll investiert werden. Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes, ging auf die aktuell sehr schwierige Situation der Betriebe ein. Preise für landwirtschaftliche Produkte, die nicht einmal die Erzeugungskosten deckten, der Verbrauch von bestem Ackerland sowie die politische Rahmenbedingungen durchzogen die Versammlung wie ein roter Faden. Infolge der kritischen Lage in den Agrarmärkten werde derzeit „Kapital auf den Betrieben verbrannt“, stellte Schmal klar. Der Lebensmitteleinzelhandel sei bei seiner Preisgestaltung gefordert, damit am Ende der Kette die Erzeuger nicht mit leeren Händen dastünden. Als „Hoffnungsstreif“ beschrieb er eine höhere Nachfrage nach Milch­produkten aus China. Dass die Milchproduktion in Europa zurückgehe, das erwarte er nicht. Hoffnung äußerte er in der Aufhebung des russischen Wirtschaftsembargos. Mit der neuen Dün­geverordnung sieht er weitere Lasten auf die deutschen Landwirte zukommen, unter anderem durch notwendige Investitionen. Auch ging er auf die Diskussion um den Einsatz von Glyphosat ein und sagte, es dürfe nicht sein, dass in Osteuropa ganze Felder „reifgespritzt“ werden und hierzulande auf diese Mittel gänzlich verzichtet werde.

Landwirtschaft zwischen Sympathie und Skepsis

Dass die Landwirte mit Verbrauchern und Politikern stärker in einen Dialog eintreten war der dringende Wunsch von Dr. Michael Lohse, Pressesprecher des Deutschen Bauernverbandes. Der Landwirtschaft gelte allseits Sympathie, die sich jedoch im Verständnis vieler nicht so leicht auf die neuen Betriebsmethoden übertrage. In den Betrieben habe sich auch als Folge des Strukturwandels in Sachen Pflanzenschutz, Düngung, Tierhaltung und weiteren Aspekten zwangsläufig vieles intensiv zum Positiven verändert, die Öffentlichkeit aber nehme dies zu wenig wahr.

Falsche Informationen schädigen den Betrieben

In modernen Medien würden Tierhaltung und Landwirtschaft, nicht immer vorurteilsfrei aus den unterschiedlichsten eigenen Interessen, hinterfragt. Ihm bereite die Intensität der Kritik und der Falschinformationen Sorgen, denn deren Ausstrahlung dürfe man im Wirken auf den Kunden nicht unterschätzen. Dr. Lohse empfahl, mit Verbrauchern zu kommunizieren, um Mitbürgern die Landwirtschaft näher zu bringen. Öffentlichkeitsarbeit sollte in der Praxis umgesetzt werden, der DBV leiste diesbezüglich Unterstützung und halte Info- und Demo-Material bereit.

Landwirtschaft kommt gleich hinter Autoindustrie

„Landwirtschaft gehört in den Mittelpunkt der Gesellschaft“, unterstrich der DBV-Pressesprecher. 11 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten in der Landwirtschaft und in der Ernährungsindustrie, die damit hinter der Autoindustrie Platz zwei einnehmen. „Bauern sind aktuell nicht in der Lage, die derzeitige Krise alleine zu bewältigen“ betonte er. Man richte an die EU Forderungen und Vorschläge, um die Betriebe finanziell zu entlasten. Dazu zählten Steuerentlastungen, verbesserte Liquiditätshilfen für alle Betriebe, der Abbau Kosten verursachender Bürokratie sowie eine schnellere Lizenzerteilung für den Export.

Deutschland ist der wichtigste Absatzmarkt

Wichtigster Absatzmarkt der landwirtschaftlichen Produkte sei mit 75 Prozent immer noch Deutschland. Nur fünf Prozent gehe in den Export in Drittstaaten. Wünschenswert seien die handelspolitischen Beziehungen mit Russland aufzunehmen. Ferner stellte er die Frage, warum die deutschen Landwirte unter allen EU-Kollegen die höchsten Dieselsteuern bezahlen müssen. Kritik äußerte Dr. Lohse am hohen Verbrauch von täglich 74 ha landwirtschaftlicher Nutzflächen für Bauzwecke. In den vergangenen 20 Jahren sei somit Land in der Größe der Landesflächen von Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland bebaut worden.

Gemeinsam gegen den starken Flächenverbrauch

Es sei ein beschwerlicher Weg Flächen zu erhalten, wenn man andererseits eine Kommune weiterentwickeln möchte, berichtete Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf. Hinsichtlich des Landtausches bezeichnete er es als einen „schmalen Grat“ zwischen Forderungen und Möglichem, auf dem man sich bewege. Er appellierte an die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Behörden. Zur Entwicklung des Landkreises Fulda bezog Landrat Bernd Woide Stellung, der der Landwirtschaft zusprach, sie habe in der Region weiterhin eine Zukunft. Denn die Landwirtschaft sei ein Garant für die Erhaltung von Rhön und Vogelsberg und demzufolge als eine bei Urlaubern geschätzte Region. Der Landkreis leiste Unterstützung für seine über 2 000 Haupt- und Nebenerwerbslandwirte, die 76 000 Hektar bewirtschaften. Den Flächenverbrauch bezeichnete er als Kehrseite einer baulichen Weiterentwicklung. Demzufolge müsse man gemeinsam mit den Kommunen nach Lösungen suchen. „Die Laune auf den Höfen war schon einmal besser“, so Christian Bug, Agrarsprecher der Hessischen Landjugend, der für mehr Öffentlichkeitsarbeit aus den Reihen der Landwirte warb. Leider habe es die Gesellschaft verpasst, an der fortschreitenden Entwicklung der Landwirtschaft mit all ihren Neuerungen, neuen Ställen für mehr Tierwohl und weiteren Fortschritten teilzuhaben. Den Berufsnachwuchs rief er dazu auf, sich in Verbänden und in der Politik zu engagieren, um den Berufsstand zu vertreten. KBV-Geschäftsführer Dr. Hubert Beier ging auf die „Agrarpolitischen Rahmenbedingungen“ mit nicht kostendeckenden Erlösen auf dem Milch- und Schwei­nesektor (gegenüber dem Vorjahr ein deutliches Minus von über 40 Prozent) ein. Auch der Getreidemarkt stehe unter Preisdruck. In den Betrieben werden seinen Ausführungen zufolge kaum noch größere Investitionen getätigt. Nur die Bereiche Rindfleisch, Geflügel und Eier seien 2015 zufriedenstellend gewesen. Gut nachgefragt seien Bio-Produkte, weshalb man als Berufsverband über „Betriebs­um­stellungen auf ökologische Produktion“ informierte, zumal der Landkreis als Ökoregion ausgewählt worden sei.

Aktuelle Agenda des Kreisbauernverbandes

Die überaus späte Auszahlung von EU-Flächenprämien führte laut Dr. Beier zu zusätzlichen Liquiditätsproblemen der Betriebe. Eine Palette wichtiger Termi­ne wie die Kreistierschau 2016, Erdverkabelung, Strompreistarife, Junglandwirtestammtische, Programm Berggrünland, Urlaub auf dem Bauernhof, Grundstücksverhandlungen und weitere haben der Vorstand des KBV und die Geschäftsführung wahrgenommen.

 – LW 10/2016