Mineraldünger präzise ausbringen
Gegen die „technische Streifenkrankheit“
Ziel der mineralischen Düngung ist es, die Einzelpflanzen optimal mit Nährstoffen zu versorgen. Das Maß für die Genauigkeit der DüngerÂausbringung ist der Variationskoeffizient (VK). Oftmals wird der VK auch als Streufehler bezeichnet. Er bildet die mittlere prozentuale Abweichung der Ist-Streumenge von der Soll-Streumenge je Teilbereich der Arbeitsbreite ab.
Mit anderen Worten: „streut der Düngerstreuer in jeden Teilbereich meiner Arbeitsbreite die gleiche Menge an Dünger?“ Je niedriger der Variationskoeffizient (VK), desto exakter die Düngerausbringung.Ungenaue Ausbringung hat viele negative Folgen
Ab einer Abweichung von 25 Prozent kann der VK bei stickstoffhaltigen Düngemitteln als die klassische „technische Streifenkrankheit“ wahrgenommen werden. Bei Phosphor und Kali ist dies nicht so deutlich sichtbar. Aber deshalb nicht weniger schlimm. Denn bereits ein VK von mehr als 15 Prozent wird von der DLG mit nicht ausreichend bewertet. Ein VK von 10 bis 15 Prozent gilt als befriedigend und ein VK von 5 bis 10 Prozent erhält die Note gut. Ein sehr gut (<5 Prozent) ist in der Praxis nur schwer zu erreichen.
Folgen eines hohen VK sind bei Getreide unter anderem ungleichmäßige Qualitäten, geringere Druschleistung, erhöhtes Lagerrisiko, schlechte N-Effizienz und gegebenenfalls Umweltbelastungen. Deshalb gilt es, den VK so gering wie möglich zu halten. Dies gelingt, wenn man vor dem Start der Düngesaison und auch während der Arbeiten einige Punkte beachtet
Verschleiß der Streuschaufeln
Vor Beginn der Düngesaison sollte man einen Blick auf die Streuschaufeln werfen. Durch die Beschleunigung der Düngerkörner werden diese abgerieben und verschleißen demnach schnell. Wenn sich wellenförmige Abtragungen zeigen, sollten die Streuscheiben ersetzt werden. Mit Löchern in den Streuschaufeln ist es unmöglich, einen geringen VK zu erzielen.Auch während der Arbeit lohnt es sich, die Streuschaufeln zu prüfen. Durch instabile oder feuchte Düngekörner können sich Ablagerungen an den Streuschaufeln bilden, welche den VK erhöhen. Weitere technische Grundvoraussetzungen für einen geringen VK sind ein intaktes Rührwerk, eine saubere Auslauföffnung mit leichtgängigem Auslaufschieber und eine komplette Einweisbürste.
Anbau des Düngerstreuers
Vor Arbeitsbeginn sollten sichergestellt werden, dass gleiche Reifeninnendrücke vorliegen und die Unterlenker gleichlang sind. Die Neigung des Streuers in Fahrtrichtung ist in den jeweiligen Apps der Streuer Hersteller oder in der Streutabelle zu finden. Sie sollte – falls nötig, beim Entleeren des Streuers angepasst werden.
Um die Neigung bequem vom Schleppersitz aus sehen zu können, hat sich die Anbringung einer Kette bewährt. Diese ist zu Beginn der Arbeiten auf die passende Länge einzustellen.
Eigenschaften der Körner überprüfen
Bei der Einstellung des Düngerstreuers helfen die klassische Streutabelle, Apps und das Terminal. Hier werden allerdings immer Richtwerte ausgegeben, da sich die physikalischen Eigenschaften wie Oberfläche, Korngrößenverteilung, Kornhärte und Korngewicht oftmals (während des Transports, der Lagerung und der Handhabung) ändern. Daher sollte zunächst überprüft werden, wie sich die Düngerkörner bei der Dosierung, der Verteilung und in der Luft verhalten.
Das Nachfließen der Düngerkörner zum Auslaufschieber lässt sich mithilfe von Radarsensoren überprüfen, die im Streuer verbaut sind. Diese Technik ist nicht überall vorhanden. Zudem wird die tatsächliche Genauigkeit in der Düngerverteilung mittels Radarsensoren nur teilweise abgebildet. Und auch die Sensoren müssen kalibriert werden. Deshalb bietet sich der Einsatz der klassischen Prüfschalen nach wie vor an.
Doch nicht nur zu Beginn der Streuarbeiten ist die Kontrolle der Querverteilung wichtig, ondern auch während der Saison sowie an langen Düngetagen. Denn auch innerhalb eines Haufwerks ändern sich oftmals die Qualitäten des Düngers. Eine Alternative zum losen Haufwerk bietet der Einkauf von Dünger in BigBags.
Das Prüfen des Streubilds mittels Prüfschalen ist nicht nur schnell durchgeführt sondern rentiert sich vor allem in Zeiten hoher Düngerkosten und guter Vermarktungspreise. In der Literatur findet man Angaben, dass die eingangs beschriebene „technische Streifenkrankheit“ schnell einen Minderertrag von 10 Prozent verursachen kann. Ein nicht sichtbarer Streufehler liegt demnach unterhalb von 10 Prozent aber ist trotzdem finanziell beachtlich - beziehungsweise bildet eine exzellente Entlohnung für die Überprüfung des Streubildes.
Die klassische Prüfschale hat noch nicht ausgedient
Dazu legt man entlang einer Arbeitsbreite in der Mitte eines Schlags Prüfschalen quer zur Fahrtrichtung aus. Zuerst wird in der Fahrgasse mit den Prüfschalen Dünger gestreut und anschließend die benachbarten Fahrgassen. Wie viele Düngerkörner in den einzelnen Prüfschalen aufgefangen wurden, stellt das Bewertungskriterium für die Streuereinstellung dar. In der Betriebsanleitung des Streuers ist beschrieben, wie sich beim jeweiligen Streuer das Streubild optimieren lässt.
Abschließend gilt festzuhalten, dass die beste Streuereinstellung und die beste Sensortechnik nur so gut sind wie der verwendete Dünger. Daher ist unbedingt bei der Düngerbeschaffung auf die Qualität zu achten.
Felix Schopp, Yara, LAD Südwest – LW 3/2022