Mobile Stroh-Pelletieranlage
Tag der offenen Tür auf dem Betrieb Heinz in Haunetal-Wehrda
Eine „Fabrik im Ãœberseecontainer“ stellten Ullrich Heinz und Wilhelm Röll der Firma PCM Green Energy GbR am vergangenen Wochenende bei einem Tag der offenen Tür des Mittenhofes Heinz in Haunetal-Wehrda vor.
Mehr als 35 Mio. t Stroh fallen jährlich in Deutschland bei der Getreideproduktion an. Stroh als Heizalternative zu Öl und Gas bietet sich daher im Hinblick auf deren Endlichkeit als eine Lösung an. Da lag die Überlegung nah, diesen nachwachsenden Rohstoff zu Pellets, die sich wie herkömmliche Holzpellets verfeuern lassen, zu verarbeiten. Maschinenbaustudent Sebastian Auth hat in einer Forschungsarbeit an der Fachhochschule Gießen-Friedberg die Anlage entwickelt. Sie ist komplett in einem genormten 45-Fuß-Überseecontainer montiert und somit mobil. So kann sie auf einem Container-Chassis direkt zum Rohstoff auf das Feld gefahren werden.Auths Idee dazu entstand bei einem Praktikum beim Ingenieurbüro PCM in Künzell. Dessen Geschäftsführer Wilhelm Röll hatte seine Diplomarbeit mit initiiert. Die Anlage läuft vollautomatisch und computergesteuert mit einer Ausbringung je nach Ausgangsmaterial von rund 1 000 kg Pellets je Stunde. Es können verschiedene Rohstoffe zu Pellets verarbeitet werden: Heu als Futtermittel, Stroh als Einstreu, Stroh- und Miscanthuspellets als Brennstoff sowie auch Mischprodukte wie Mais-Cobs beziehungsweise Getreide-Heu zu hochwertigen Futtermitteln.
So arbeitet die Anlage
Und so arbeitet die Anlage: Ein Mischer löst die Strohballen auf, mischt und schneidet das Material vor. Nach einem Reinigungsprozess kappt eine Hammermühle den Rohstoff auf den gewünschten Pelletdurchmesser. Ein Konditionierer ermöglicht die Zugabe von Wasser, damit das Material den für die Weiterverarbeitung nötigen Feuchtigkeitsgrad bekommt. Bei 90 Grad Celsius erfolgt im Anschluss die Pressung zu Pellets mit nachfolgender Abkühlung. Eine Siemens-SPS-Steuerung übernimmt während des Pelletierprozesses der Komponenten die ständige Überwachung, kontrolliert die Füllmengen, regelt die Leistungen der Motoren sowie die Temperaturenmessung der Lager. Alle Betriebsdaten können über ein Computerdisplay abgerufen und geregelt werden. Mittels eines in der Anlage integrierten 350 PS-starken Dieselmotors ist die Pelletierung autark und kann an jedem Standort durchgeführt werden.Neue Funktionen übernehmen
Landwirt Ullrich Heinz: „Mit der Verarbeitung von Stroh in Heizenergie kann der Landwirt in neue Produktionsbereiche vorstoßen. Er hat alle Techniken, um neben dem Getreide auch das Stroh zu bergen. So werden keine zusätzlichen Maschinen benötigt.“ „Als Interessenten dieser Anlagen sehen wir LandÂwirte, landtechnische Lohnunternehmer, Warengenossenschaften und Kommunen“, stellte Wilhelm Röll heraus.
Die Pelletieranlage produziere in einem Jahr ein Äquivalent von zirka 950 000 Litern Heizöl. Eine stationär betriebene Anlage könne aus Stroh vom Feld die Energie für jährlich circa 400 Haushalte bereit stellen – ein Grundstock zur Gründung von Nahwärme-Netzen. Burkhardt