Nach Land sparenden Lösungen suchen
Sitzung des Erweiterten HBV-Verbandsrates in Friedrichsdorf
Raupen, Lastkraftwagen und aufgeschobene Wälle von Mutterboden zeugen davon: Hessens Wirtschaft wächst weiter; aber Hessens Landwirtschaft wird dabei oft vergessen. So hat die Landwirtschaft in Hessen nach Informationen des Hessischen Bauernverbandes allein in den letzten 20 Jahren circa 37 000 ha Land verloren. Über das Thema des zügellosen Landverbrauchs drehte sich auch das jüngste Treffen des Erweiterten Verbandsrates des HBV vorige Woche in Friedrichsdorf.

Foto: Moe
Einen Ansatz dazu sehen die Vertreter des HBV in einer vom Land Hessen der HessiÂschen Landgesellschaft (HLG) neu übertrageÂnen Aufgabe des Flächenmangementes für den Straßenbau ab Januar 2012. Bevor die Regularien der HBV-Verbandsratssitzung behandelt wurden und ein stabiler Verbandshaushalt vorgestellt und dabei deutlich wurÂde, dass sich der Berufsverband im nächsten Jahr noch stärker für die Junglandwirteförderung einsetzen will, sprach Dr. Harald Müller, GeschäftsfühÂrer der HLG aus Kassel, über das neue Aufgabengebiet der HLG zur Landverwaltung für den Straßenbau.
HLG mit neuer Aufgabe beauftragt
„Wir machen keinen Grunderwerb für das Land Hessen, sondern wir betreiben ein Flächenmanagement“, eröffnete Müller seinen Vortrag. Das sei ein großer Unterschied, weil man auf die Belange der ländlichen Entwicklung blicke, statt nur Einzelinteressen vor Ort im Visier zu haben. Der Auftrag zum FlächenmanageÂmenÂt durch das Land an eine Landgesellschaft sei bislang einmalig in Deutschland. Er sieht darin eine Vorreiterroller, weil sich weitere Bundesländer für diese Form der Flächenverwaltung interessierten.
Diese hoheitliche Aufgabe ist nicht einfach. Denn nach Ansicht von Müller spielt die hohe RentaÂbilität des Wirtschaftsstandortes Hessen einer zunehmenden Versiegelung von Flächen in die Hände. Aus Sicht der Landwirtschaft und des ländlichen Raums gelte es, diese zu verringern. Und um so wichtiger sei, die Belange der Landwirte und des ländlichen Raumes früh in die Entscheidungen für Planungsvorhaben einfließen zu lassen. Das könne nur durch den ständigen Informationsaustausch mit allen Beteiligten bei gleichzeitigem „Blick über den Tellerrand hinaus“ funkÂtionieren.

Foto: Moe
Alle Beteiligten an einen Tisch
Wichtig ist ihm, dass bei allen Planungen- und infrastrukturellen Maßnahmen die KreisÂbauÂernverÂbände als InteresÂsenÂverÂtreÂter der Landwirte vor Ort zuÂsammen mit der HLG und den Bau- und PlanungsbehörÂden an einen Tisch sitzen. „Wir stellen uns vor, dass wir uns bereits im Vorfeld mit dem Berufsstand abstimmen, bis zur Frage der ExisÂtenzÂsicherung landÂwirtÂschaftÂlicher Betriebe und der BeÂhandlung von Pachtverträgen. Denn wenn wir die fachlichen Dinge sowohl im Interesse der ländliÂchen Entwicklung als auch im Interesse der betroffenen Betriebe befördern können, ist dies wichtig für alle Beteiligten, um zu gangbaren Lösungen zu kommen“, so der Leiter der HLG.
Landwirtschaftliche Fachpläne

Foto: Moe
Bei Fragen der Kompensation von Baumaßnahmen sieht er künftig Probleme besonders in Bezug auf den Artenschutz. Hier werde zum Teil weit überzogen entÂschieÂÂden und vor allem häufig zu Lasten der Landwirtschaft. Er nannte hierzu Beispiele aus Hessen: So habe in Südhessen der Frankfurter Flughafen für den Bau der neuen Landebahn Käfer umsiedeln sollen, was 150 000 EuÂro gekostet habe.
In Nordhessen habe die Firma SMA aus Niestetal für den Bau einer neuen Produktionsstätte für Photovoltaik-Wechselrichter das Fünffache an Ausgleichsfläche benötigt.
Es müsse anders laufen und zwar solle die Eingriffsintensität in FläÂchen verringert werden, das seiner Ansicht nach aber nicht die Änderung der KomÂpenÂsaÂtionsÂreÂgeÂlung in Hessen erÂfordert. Vielmehr geht es ihm um deren konsequente Umsetzung: „In Hessen haben wir eine gute Ausgleichsregelung. Von der hessiÂschen Kompensationsregelung hat die halbe Republik abgeschrieben. Aber sie muss auch umgesetzt werden“, konstatierte Müller.
HBV-Präsident Schneider verwies auf die steigende weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln einerseits und die Erzeugung von Biomasse zur Energie andererseits. Schneider wandte sich dagegen, künftig noch Äcker in Ausgleichsflächen für Bauvorhaben von erneuerbaÂren EnerÂgieÂprojekten, wie WindÂkraftÂÂanÂlaÂgen,umzuwandeln. Sie würden zur Erzeugung von hochwertiÂgen Nahrungsmitteln mit kurzen Transportwegen benötigt.
Moe