Nach dem Sturm kommt das Aufräumen

Rund 1,5 Mio. Kubikmeter Holz liegen in Hessen am Boden

Während in Rheinland-Pfalz nur geringe Schäden bei den Sturmereignissen auftraten, hat Sturm Friederike in Hessen rund 1,5 Mio. Kubikmeter Holz auf den Boden geworfen, bilanzierte HessenForst in einer Meldung. Für die Aufarbeitung werden die Forstleute und Unternehmer Monate lang im Einsatz sein. Erholungssuchende sollten die Absperrungen in den betroffenen Bereichen unbedingt beachten.

Wie Mikadostäbchen liegen die Fichten nach Sturmtief Friederike am Boden. Die Schneise der Verwüstung traf vor allem Niedersachsens Wälder, dort wird von 950 000 fm Sturmschaden gesprochen, wobei diese Zahl den privaten Waldbesitz nicht berücksichtigt. Neben dem Solling und dem Harz wurde vor allem auch Nordhessen von Friederike heimgesucht.

Foto: Landpixel

Das Sturmtief Friederike machte den Wald in den betroffenen Regionen unpassierbar. Um das Ausmaß der Schäden zu erfassen, mussten die Forstleute zunächst die Waldwege freischneiden und sich in die einzelnen Waldregionen vorarbeiten. „Nach den aktuellen Erhebungen liegt die Windwurfmenge in allen von HessenForst betreuten Waldbesitzarten bei rund 1,5 Mio. Kubikmetern“, gab Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst, bekannt.

Am stärksten betroffen seien Nadel­baum­arten wie Fichte aber auch Kiefer und Lärche mit schätzungsweise 90 Prozent – weniger betroffen sei mit rund 10 Prozent das Laubholz. Im Wesentlichen konzentriert sich der Windwurfanfall auf die Forstämter in Nord- und Nordost-Hessen und hier vor allem Bad Hersfeld, Diemelstadt, Hess. Lichtenau, Melsungen, Reinhardshagen, Rotenburg und Wolfhagen.

Sturm Friederike ist nicht der erste Orkan, der Hessens Wälder getroffen hat. In der Bewältigung entsprechender Sturmschäden haben die Forstleute insofern bereits Erfahrung. Selbstverständlich erfolgt die Aufarbeitung zügig Schritt für Schritt, auch in Abhängigkeit von den verfügbaren Maschinen- und Transportkapazitäten. „Wir wollen die Holzqualität erhalten und gleichzeitig Waldschutzrisiken vorbeugen“, so Gerst.

Frischholzernte wird gestoppt, um Holzmarkt zu entlasten

Um den Holzmarkt zu entlasten, hat HessenForst zwei Sofortmaßnahmen eingeleitet:

  • Zum einen wurde die Frischholzernte für Nadelholz im gesamten Staatswald gestoppt, damit zunächst die umgeworfenen Bäume vermarktet werden können – die vom Sturm geworfenen Nadelholzmengen können überwiegend in bestehende Verträge fließen.
  • Zum anderen nehmen die Forstleute bestehende Holzlagerplätze in Betrieb, auf denen sie das Sturmwurfholz außerhalb des Waldes zwischenlagern. Durch andauernde Beregnung des Holzes wird die Qualität und spätere Verwendbarkeit über mehrere Jahre gesichert.

Unabhängig vom Nadelholz wird die Laubholzernte im Rahmen der Möglichkeiten fortgeführt, um die bestehenden Verträge zu erfüllen.

Das Sturmereignis Burglind am 3. Januar 2018 hat in Rheinland-Pfalz rund 180 000 fm Holz auf die Erde gelegt. Davon seien 165 000 fm Nadelholz. Der Sturm Friederike am 18. Januar 2018 verursachte noch einmal 180 000 fm Schäden in Rheinland-Pfalz, vor allem im Westerwald und in der Eifel. Dabei wurden überwiegend Einzelbäume entwurzelt. Damit sei Rheinland-Pfalz mit einem blauen Auge davongekommen, schreibt das Ministerium für Umwelt und Forsten aus Mainz auf Anfrage von das LW.

Gefahren werden unterschätzt

Wo es möglich ist, sollte Sturmholz mit dem Harvester sicher aufgearbeitet werden.

Foto: svlfg

Nicht nur herabstürzende Äste und Bäume, sondern auch unter Spannung stehende, umgefallene Stämme sind gefährlich. Solche Schäden zu beseitigen erfordert hohe Fachkenntnisse und gehört unbedingt in die Hände von Forstprofis, schreibt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (svlfg). Kreuz und quer sowie ineinander verkeilt liegende, abgebrochene Bäume, aus der Erde gerissene Wurzelteller, abgebrochene Wipfel – nur erfahrene Profis mit leistungsfähigen Forstmaschinen sollten sich der Aufgabe stellen, solche sogenannten Windwurfnester aufzuarbeiten. Hierbei sollten unbedingt Großmaschinen verwendet werden (Bagger, Harvester, Greifzangenschlepper), um Unfälle zu vermeiden.

Waldbesitzer, die darin keine Erfahrung haben, auch wenn sie im Umgang mit der Motorsäge geübt sind, unterschätzen leicht die Gefahren, die von solch einer Extremsituation ausgehen können. Bei entwurzelten oder abgebrochenen Baumstämmen, die unter Spannung stehen, kann bereits ein falscher Schnitt reichen, um den Stamm katapultartig und mit enormer Kraft nach oben oder zur Seite schnellen zu lassen. Adressen von Forstunternehmern vermitteln unter anderem die örtlichen Waldbesitzervereinigungen, die Forstverwaltung oder die Maschinenringe. Forstbetriebe sollten folgende Tipps berücksichtigen:

  • Bei der Aufarbeitung unbedingt Großmaschinen einsetzen.
  • Vor Arbeitseinsatz prüfen, ob die erforderliche Schutzausrüstung vorhanden ist und ob Werkzeug und Arbeitsgeräte im einsatzfähigen Zustand sind. Es muss wenigstens ein Schlepper mit Forstausrüstung vor Ort einsatzbereit sein. Sind alle Personen unterwiesen? Ist ausreichend Kenntnis über die Schnitttechniken im Sturmholz vorhanden?
  • Schwierige Situationen besonnen und überlegt angehen. Manchmal hilft der Erfahrungsaustausch mit einer weiteren erfahrenen Person.
  • Nie unter hängenden Wipfeln und Stämmen oder hinter ungesicherten Wurzeltellern arbeiten. Hier – ebenso wie beim Entzerren verkeilter, unter Spannung stehender Bäume im Windwurfverhau – ist mindestens die Hilfe eines Schleppers und einer Seilwinde unabdingbar, um die Stämme zur Aufarbeitung in einen ungefährlichen Bereich zu ziehen.
  • Vor dem Schneiden sind die Spannungsverhältnisse anzusprechen und die daraus abzuleitende sicherste Schnitttechnik zu wählen.
  • Immer zuerst die Druckseite nicht zu tief ansägen, sodass die Säge nicht einklemmen kann. Danach von der Zugseite sägen. Die finale Schnittführung erfolgt leicht seitlich versetzt, sodass die Säge nicht mitgerissen werden kann.
LW – LW 6/2018