Neuer Melkroboter am LWZ Eichhof

Offizielle Übergabe und Erfahrungsaustausch

Automatisierung und Digitalisierung sind wichtige Schlagworte für zukunftsfähige landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Arbeitsproduktivität und gleichzeitig das Tierwohl verbessern wollen. Die Automatisierung des Melkens und Vermittlung entsprechenden Wissens an die Landwirte und Landwirtinnen spielt auch am Landwirtschaftszentrum (LWZ) Eichhof eine große Rolle, der vorhandene Melkroboter wurde im vergangenen Jahr gegen ein neues Gerät ausgetauscht.

Im Milchviehstall des Landwirtschaftszentrums Eichhof wurde im August 2021 ein Melkroboter eingebaut. Am Dienstag vergangener Woche fand eine offizielle Übergabe und ein Erfahrungsaustausch statt.

Foto: llh

Das Melken mit einem automatischen Melksystem hat am LWZ Eichhof eine lange Tradition, bereits 2002 wurde der erste Melkroboter in Betrieb genommen. So führten eine Vielzahl an Informations-, Bildungs- und Beratungsangeboten dazu, dass dieses Melksystem in Hessen schnell an Bedeutung gewann. Nun wurde wieder in moderne Technik investiert und seit August 2021 wird mit einem neuen automatischen Melksystem gemolken. Am Dienstag vergangener Woche fand ein Erfahrungsaustausch und die offizielle Übergabe des VMS 310 mit der Herstellerfirma DeLaval und deren Vertriebspartner Götz Milking Systems statt.

Im Vordergrund stehen für das LWZ Eichhof der Bildungsauftrag und die Wissensvermittlung. Aber auch eine effektive und effiziente Milcherzeugung mit hohen Qualitätsstandards soll erreicht werden. Ein optimales Herdenmanagement und eine gute Lebensmittelhygiene der Milch basieren auf Informationen als Entscheidungsgrundlage für den Tierhalter oder die Tierhalterin. Mit moderner Melktechnik ist Sensortechnik verbunden, die viele Daten und Informationen liefert. Das neue automatische Melksystem bietet dazu einige Ausstattungsoptionen. Die Melkung erfolgt individuell für jedes Viertel. Während des Melkvorgangs wird zum Beispiel die Zellzahl pro Milliliter Milch gemessen und gemeinsam mit anderen Daten wie dem Milchfluss, der Milchmenge, der Farbe und Leitfähigkeit der Milch zu einem Index verarbeitet, der Mastitiden frühzeitig erkennen lässt und Behandlungen zu einem frühen Zeitpunkt ermöglicht. Dadurch wird die Chance auf eine erfolgreiche Therapie deutlich erhöht, was sich positiv auf das Tierwohl und auch auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt.

Auch beim Reproduktionsmanagements gibt es neue Entwicklungen. So wird mit dem automatischen Melksystem während des Melkvorgangs die Progesteron-Konzentration in der Milch gemessen. Die Brunsterkennung wird durch die Kombination mit einer Aktivitätsmessung des Einzeltiers deutlich vereinfacht und der Besamungszeitpunkt kann für jede Kuh optimal gewählt werden. Auch die Trächtigkeitskontrolle wird deutlich vereinfacht und ist zu einem frühen Stadium der Trächtigkeit möglich, ohne weitere Untersuchungen am Tier durchzuführen. Zur Sicherheit wurden weiterhin konventionelle Trächtigkeitsuntersuchungen durchgeführt, die die Ergebnisse der Progesteron-Messung bisher immer bestätigt haben.

Das Fütterungs- und Gesundheitsmanagement wird durch das Melksystem ebenfalls unterstützt. Als Beispiel dazu ist die im Roboter integrierte Infrarot-Kamera zu nennen, die bei jedem Tier, das die Melkbox betritt, den Body-Condition-Score (BCS) misst und damit Information zum Gesundheitsstatus des Tieres (Ketoseprophylaxe) und zur optimalen Gestaltung der Fütterung liefert. Alle Daten, die vom System geliefert werden, laufen mit anderen Daten aus dem Stall in einem Management-Programm zusammen und werden dort ausgewertet. Hier können betriebsindividuelle Einstellungen vorgenommen werden, um die Daten optimal auszuwerten und anschließend Handlungsaufträge für die Beschäftigten zu generieren.

Einbindung in Weiterbildung und Praxiserprobungen

Die neue Melktechnik wird am Landwirtschaftszentrum Eichhof in die Lehrgänge der Überbetrieblichen Ausbildung sowie im Seminarangebot im Bereich der Milchkuhhaltung eingebunden. Auch Praxiserprobungen und Auswertungen (zum Beispiel zu Energieverbrauchsdaten) und damit verbunden die Erstellung von Fachinformationen sollen zukünftig stattfinden.

llh – LW 15/2022