Ökonomisch orientiert und nachhaltig
Minister Friedrich will Wertschätzung für Landwirtschaft steigern
Bundeslandwirtschaftsminister Dr. Hans-Peter Friedrich, der seit einem Monat im Amt ist, hat sich auf der Grünen Woche als „leidenschaftlicher Wirtschafts- und Mittelstandspolitiker“ und als ein Vertreter des ländlichen Raums vorgestellt. Agrarpolitik ist nach seinem Verständnis Wirtschaftspolitik. Vor diesem Hintergrund sieht sich der Jurist aus dem oberfränkischen Hof als Chef des Agrarressorts gut platziert, wie er auf der Fragestunde des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten vergangenen Donnerstag deutlich machte.
Foto: Mohr
Sein Leitbild ist eine Landwirtschaft, die ökonomisch orientiert und nachhaltig wirtschaftet. Es sind gerade die Familienunternehmer, die innovativ und kreativ sind, denen wir Spielräume für ihre unternehmerische Tätigkeit geben müssen.“
Junglandwirteförderung auch für GbR
Die unternehmerische Landwirtschaft will Friedrich in ihrer Vielfalt erhalten. Dabei sei es wichtig, dass die Betriebe investieren können. Auch deshalb habe er sich gegen eine Substanzbesteuerung ausgesprochen und gegen die Abschaffung der Erstattung der Mineralölsteuer auf Agrardiesel.
Mit Blick auf die GAP-Reform hob Friedrich die Unterstützung der kleinen Betriebe durch die Förderung der ersten Hektare sowie die Förderung der Junglandwirte hervor. In diesem Zusammenhang machte er deutlich, dass diese Förderung auch für eine Vater-Sohn-GbR erhältlich sein müsse. Bisheriger Stand ist, dass alle Verantwortlichen des Unternehmens Junglandwirte (bis 40 Jahre) sein müssen.
Düngung und Pflanzenschutz
In Bezug auf das Greening erwartet der Minister, dass die Kommission den politischen Willen von Rat und Parlament umsetzen. Friedrich wandte sich gegen eine pauschale Flächenstilllegung beziehungsweise gegen Auflagen, die faktisch dazu führen würden. Außerdem plädierte er dafür, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und von Düngern auf den ökologischen Vorrangflächen zu ermöglichen. „Es kann nicht falsch sein, auf Vorrangflächen zu düngen und kranke Pflanzen zu behandeln, um einen Deckungsbeitrag zu erzielen“, so der Minister.
Ökoanbaufläche richtet sich nach dem Markt
Im Hinblick auf den ökologischen Landbau machte Friedrich deutlich, dass die Verbraucher für Bioprodukte mehr zahlen müssten. Der Verbraucher bestimme, was produziert werde, so Friedrich. Deshalb lehne er es ab, ein bestimmtes Flächenziel für den Ökoanbau zu formulieren. Das müsse über den Markt kommen, und die Betriebe müssten von der Erzeugung leben können. „Ich halte den Wunsch des Verbrauchers für das Wichtigste und den Wunsch der Landwirte, das zu erzeugen, was der Verbraucher will.“
Der Minister machte auch klar, dass die landwirtschaftliche Produktion weltweit wachsen müsse. Wenn im Jahr 2050 9 Mrd. Menschen auf der Erde lebten, müsse die Erzeugung um 70 Prozent gesteigert werden. Ebenso sprach er sich für den Export von Nahrungsmitteln aus, mit dem etwa ein Drittel der Umsätze der heimischen Agrarwirtschaft erzielt werde.
Als „Wirtschaftsminister der ländlichen Räume“ will Friedrich dafür sorgen, dass diejenigen, die dort leben und arbeiten, gleichwertige Lebensbedingungen vorfinden im Hinblick auf die Infrastruktur, den Zugang zum Internet und zum kulturellen Angebot, aber auch die Mobilität.
Für Tierschutz tragen alle Verantwortung
Als ein wichtiges Thema für Gesellschaft und Politik führte Friedrich den Tierschutz an. „Wir haben alle Verantwortung, die Verbraucher und die Tierhalter. Ich halte nichts davon den Schwarzen Peter von einem zum anderen zu schieben.“
Ein Anliegen ist ihm die Steigerung der Wertschätzung für die Landwirtschaft und Nahrungsmittel. „Die Bauern haben größte Wertschätzung verdient für die gesunden, hochwertigen Lebensmittel, die sie in Deutschland produzieren.
Dabei scheint es um die Wertschätzung gar nicht schlecht bestellt zu sein. Friedrich zitierte Umfrageergebnisse, wonach 80 Prozent der Verbraucher zufrieden mit der Qualität der Nahrungsmittel der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft sind. Ebenso viele hätten ein hohes Vertrauen in die Akteure der Lebensmittelkette vom Acker bis zum Teller. Weil es auch eine große Zustimmung nach regionalerzeugten Produkten gebe, werde das Regionalfenster, das derzeit in fünf Regionen getestet werde, weiterverfolgt.
CM – LW 4/2014