„Perspektive – Zukunft – Landwirtschaft“

Erfolgreicher Start der neuen Junglandwirtereihe in Friedrichsdorf

Etwa 40 Jungunternehmer hatten sich vergangene Woche in Friedrichsdorf eingefunden, um zum Thema „Perspektive – Zukunft – Landwirtschaft“ Vorträge zu hören und zu diskutieren. Die Veranstalter freuten sich über den Zuspruch. Das Seminar wurde zum ersten Mal angeboten und ist eine Kooperation der Hessischen Landvolk-Hochschule, dem Landesverband Hessen für landwirtschaftliche Fortbildung und der Hessischen Landjugend.

Die Eröffnungsveranstaltung zur neuen Fortbildungsreihe für Junglandwirtinnen und Junglandwirte war gut besucht. Für die Seminare an drei Wochenenden in Dezember, Januar und März können sich Interessierte noch anmelden (siehe Seite 40).

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Anja Püchner, Geschäftsführerin des vlf-Hessen, betonte, dass es sich diese drei Verbände gemeinsam zur Aufgabe gemacht haben, das Angebot für die Junglandwirte in Hessen zu verbessern und diese Fortbildung der Auftakt weiterer Seminare sei.

Engagieren und Einfluss nehmen

Friedhelm Schneider, Vorsitzender des Vereins für Landvolkbildung und Präsident des Hessi­schen Bauernverbandes, rief die Jungunternehmer dazu auf, sich stets weiterzubilden, denn eine fundierte Ausbildung sei nur der Grundstein für eine stetige Weiterbildung. Schneider verwies auf das umfangreiche Angebot der Hessischen Landvolk-Hochschule, welche immer den Menschen und den Unternehmer in den Mittelpunkt ihres Handelns stelle. „Sowohl fachliche als auch soziale Qualitäten machen einen guten Unternehmer aus“, so Friedhelm Schneider. Auch rief HBV-Präsident Schneider die Jungunternehmer dazu auf, sich öffentlich und in unserer Gesellschaft für die Belange der Landwirtschaft einzusetzen. Es sei wichtig, sich die Zeit für die ehrenamtliche Tätigkeit zu nehmen und den Berufsstand zu unterstützen, denn nur mit einer breiten Beteiligung, sei auch eine große Einflussnahme möglich. Der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen für landwirtschaftliche Fortbildung, Karl-Peter Mütze rief in seinem Grußwort zur Geschlossenheit auf. Die drei gastgebenden Verbände hätten mit dieser Veranstaltung schon einen Schritt in die richtige Richtung getan, nun sei es auch an den Landwirten gemeinsam zu agieren. „Wettbewerb ist förderlich, aber ein Kampf gegeneinander richtet nur Schaden an“ so Mütze in seiner Ansprache. Er wünschte den Teilnehmer, dass sie viele Anregungen mitnehmen und sich Ziele setzen und dann für deren Erreichung kämpfen. Es gelte nach vorne zu denken, nach vorne zu lenken und nach vorne zu kommen.

Schlüsselqualifikationen nötig

Der stellvertretende Vorsitzen­de der Hessischen Landjugend, Christian Bug verwies darauf, dass die Höfe zwar weniger werden, die Anforderungen an die Betriebsleiter jedoch steigen und dass deshalb eine stetige Weiterbildung gerade bei den Schlüssel­qualifikationen (so genannte Soft Skills) unerlässlich sei. Bug verwies auf die folgende Fortbildungsreihe Jung­unternehmer, (siehe Terminrubrik, S. 40), welche sich intensiv mit dem Bereich der Persönlichkeitsbildung beschäftigt und den Jungunternehmern das nötige Handwerkszeug für das Auftreten in der Öffentlichkeit vermitteln soll.

Hohe Erwartungen an Landwirte

Das Hauptreferat des Tages „Wenn Du Bauer bleiben willst, dann kämpfe! Was zeichnet einen erfolgreichen Unternehmer aus?“ hielt Clemens große Macke, MdL und Landwirt aus Nieder­sachsen.

Gr. Macke gab zunächst einen kurzen Ãœberblick über seinen beruflichen Werdegang. „Es gibt nicht für alle „Einen“ Weg, aber für jeden einen Weg“ war die erste Botschaft, die gr. Macke den jungen Menschen mit auf den Weg gab. Er kritisier­te die scheinbare Glorifizierung des Ökolandbaus, welche nicht zu einer Skandalisierung des konventionellen Landbaus führen dürfe und rief die Landwirte zur Geschlossenheit auf. Gr. Macke betonte, dass die Er­wartungen an die Landwirtschaft hoch seien, „hochwertige Lebensmittel erzeugen, aber zu geringen Kosten, Fleischkonsum ja, aber Schlachtung bitte nein, Energiewende ja, aber ohne Flächenherausnahme aus der Produktion“ waren nur einige seiner Schlagworte. Dennoch glaubt gr. Macke an die Zukunft der Landwirtschaft und betonte, dass es notwendig ist, dem Berufsnachwuchs mehr zuzutrauen und ihm auch mehr Verantwortung zu geben. „Ich habe den Hof nicht von meinem Vater geerbt, sondern von meinen Söhnen geliehen“ so das Motto von gr. Macke.

Sieben Erfolgsfaktoren

Clemens gr. Macke betonte, dass die Fähigkeit eines Landwirts über den Betriebserfolg entscheide und nicht die Be­triebs­größe. Laut gr. Macke sind sieben Faktoren für die Unternehmererfolg entscheidend:

  • Führungsstärke durch Praxis
  • Schneller sein als Andere
  • sich aber auch Freiraum schaffen,
  • Veränderungen im betriebli­chen Ablauf wagen,
  • Immer wieder hinterfragen,
  • Respekt haben vor der älteren Ge­neration,
  • Rückgrat und Charakter haben,
  • mit Experten zusammenarbeiten,
  • Positives Denken – „Worauf freue ich mich“, „Lächle mehr als Andere.“

Er rief die Jungunternehmer dazu auf, sich ehrenamtlich zu engagieren. Es sei notwendig, junge Leute auszubilden und sie auch rhetorisch in die Lage zu versetzen, anders zu argumentieren.

Drei Perspektiven vorgestellt

Im Anschluss stellten drei hessische Jungunternehmer/innen den Teilnehmern ihre Perspektiven in der Landwirtschaft vor.

„Wenn Du nicht erreichst, was Du willst, dann verändere was Du getan hast“ so Diana Kreuder. Die Jungunternehmerin aus Willofs stellte ihren Milchviehbetrieb vor, der aus rund 85 Milchkühen und der Nachzucht besteht. In der GbR Hildenbrand-Kreuder werden 70 ha Ackerland und 75 ha Grünland bewirtschaftet. Auf 0,6 ha baut Diana Kreuder seit elf Jahren Blumenzwiebeln zum Selberschneiden an.

Diana Kreuder aus Willofs stellte ihren Milchviehbetrieb vor.

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Axel Strauß bewirtschaftet mit seiner Familie einen Geflügelhof in Reinheim.

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Ulrich Zick berichtete über seinen Betrieb im Marburger Land.

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Clemens gr. Macke, Landwirt und Landtagsabgeordneter aus Nieder­sachsen.

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Der Anbau von Blumenzwiebeln ist aus einem Arbeitsprojekt in der Landwirtschaftsschule entstanden. „Es ist eine gute Möglichkeit, den Menschen aus der Umgebung die Vielfalt in der Landwirtschaft näher zu bringen“, so Kreuder und außerdem mache es ihr persönlich viel Spaß. Diana Kreuder war in den Jahren 2001/02 “Hessische Milchkönigin“, im Vorstand des KBV Vogelsberg aktiv und wird das ehrenamtliche Engagement weiter verfolgen, wenn ihren beiden Söhne älter sind.

Axel Strauß rief die Junglandwirte dazu auf, sich auch Freiraum zu schaffen, um auch mal aus dem Betrieb raus zu kommen. In Reinheim bewirtschaftet er mit seinem Vater und weiteren Arbeitskräften den Geflügelhof Strauß, dem ein Hofladen angegliedert ist. Rund 58 000 Hennen werden in Bodenhaltungsställen gehalten, auf 58 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche wird ein Teil des Futters für die Legehennen angebaut. Die Eier werden zum Teil über den Hofladen, den die Schwes­ter von Axel Strauß leitet, vermarktet. Große Abnehmer sind verschiedene Lebensmitteleinzelhändler in der Region. „Der Verbraucher legt Wert darauf, dass Lebensmittel in der Region produziert und vermarktet werden“, so Strauß. Ein weiteres Feld im Betrieb ist die Gänsemast, die auf drei ha Weide, oder je nach Wetterbedingungen auch im Stall, gehalten werden. Strauß ist längst bewusst, dass der Erfolg des Unternehmers auch durch einen guten Zusammenhalt in der Familie begründet ist.

Zukünftig will der Jungunternehmer seine Betriebs- und Geschäftsabläufe optimieren, auch weitere Arbeitskräfte ein­stellen, um sich dadurch Freiraum zu schaffen und auch die Familie zu entlasten. Ehrenamtlich ist Axel Strauß im Regionalbauernverband Starkenburg aktiv und bringt sich durch seine Erfahrung als ehemaliger Vorsitzender der Hessischen Landjugend (2000 bis 2004) in vielen Belangen für die Landwirtschaft ein.

„Wer sagt, dass er alles wieder so machen würde, belügt sich selbst“ so Ulrich Zick. Er beton­te, gerade die Landjugend biete Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung, zur Einflussnahme über Parteigrenzen hinweg und zum Knüpfen eines Netzwerkes.

Sprachen als Vertreter der Veranstalter der neuen Jungunternehmerreihe, von links: Christian Bug (Hessische Landjugend), Friedhelm Schneider (Hessischer Bauernverband), Karl-Peter Mütze und Anja Püchner (Verband landw. Fachschulabsolventen).

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In seinem Betrieb setzt der Unternehmer auf mehrere Produktionsrichtungen. Neben rund 800 Schweinemastplätzen, widmet sich der Betrieb auch der Ferkelaufzucht sowie der Bullenmast. Die 126 ha werden zum Großteil (106 ha) ackerbaulich genutzt. In diesen Zeiten der sich schnell verändernden Märkte und Preise sieht Zick einen Vorteil in seiner Betriebsform und kann flexibler auf den Markt und die Nachfrage reagieren. Seit 1998 ist Zick ehrenamtlich aktiv, zunächst im Agrarausschuss der Hessischen Landjugend, ab 2000 im Landesvorstand und von 2004 bis 2008 als Landesvorsitzender. Er engagiert sich im Kreisbauernverband Marburg-Biedenkopf und hat weitere Ehrenämter inne. „Das Ehrenamt ist keine One-Man-Show, wichtig ist, dass die Kontakte und das Netzwerk bleiben und über die Wahlperiode hinaus bestehen“, so Zick.

Veränderungen wagen

Anja Püchner fasste den erfolgreichen Tag so zusammen: „Spaß und Motivation jeden Tag auf´s Neue und Mut Veränderun­gen zu wagen, sind die Erfolgsfaktoren eines Unternehmers“. Püchner dankte den Mitveranstaltern und Jungunternehmern und Jung­unter­neh­merinnen für die rege Diskussion und forderte auf, sich auch künftig in Diskussionen und bei Veranstaltungen einzubringen.

Anja Püchner, vlf