Plötzliches Ende für Schulmilchkakao in Hessen

Hieß es noch zum Schuljahresbeginn, dass das Land Hessen die Schulmilch weiter fördert – die pure Milch sogar noch mehr als bisher – wurde die EU-Schulmilchförderung Ende letzter Woche kräftig durcheinandergewirbelt: Dem bei Schülern beliebten Kakao an hessischen Schulen wurde ein plötzliches Ende beschert. Nachdem die Verbraucher­organisation Foodwatch am Donnerstag die Landesregierung in einem offenen Brief aufforderte, zuckerhaltige Lebensmittel komplett aus dem Angebot von schulischen und vorschulischen Einrichtungen zu nehmen, um Fehl­ernährung und Übergewicht zu verhindern, hat Verbraucherminis­terin Priska Hinz schon am nächsten Tag beschlossen, den Kakao künftig nicht mehr über das EU-Schulprogramm anzubieten. Ein politischer Schnellschuss, der nach hinten losgehen kann, denn damit steht das komplette Aus für Schulmilch an Hessens Schulen auf dem Spiel. Das kann nicht gewollt sein.

Die Nachfrage nach Schulmilch in Schulen zeigt: Wenn schon Milch, dann lieber mit Kakao (80 bis 90 Prozent). Die Schüler werden sich nicht verordnen lassen, Milch statt Kakao zu trinken. Sie werden stattdessen auf Milch verzichten. Die Einstellung der Förderung des Kakaos wird daher zur Folge haben, dass die knapp zehn Prozent der Schulen, die in Hessen am Schulmilchprogramm teilnehmen, über kurz oder lang die Schulmilch abschaffen werden. Ob die Schüler auf Wasser umschwenken, sei dahingestellt. An vielen Schulen sind sie der Verlockung ausgesetzt, Softgetränke an Automaten zu ziehen, oder sie versorgen sich auf dem Schulweg am Kiosk mit süßer Limonade. Ein Zitronenfruchtsaftgetränk enthält beispielsweise 13 Prozent Zucker. Zum Vergleich: Der im Schulmilchkakao zugesetzte Zucker beträgt circa 4 Prozent und liegt somit deutlich unter dem gesetzlich erlaubten Anteil von maximal 7 Prozent. Von einer Portion Schulmilchkakao pro Tag wird kein Kind dick.

Vorschulische Einrichtungen be­­­stellen bislang die pure Milch und fügen je nach Wunsch der Kinder Kakao selbst hinzu. Vielleicht sollte man daher demnächst statt von „Schul“milch von „Kin­der­gar­ten“­­milch sprechen, denn am EU-„Schul“programm werden in Hessen zukünftig statt Schulen wohl eher nur vorschulische Bildungseinrichtungen teilnehmen – wenn überhaupt.

Stephanie Lehmkühler – LW 34/2018