Puttrich für Junglandwirteförderung
Gemeinsames Erntegespräch von HBV und HMUELV
Vorige Woche fand eine gemeinsame Pressekonferenz des Hessischen Bauernverbandes (HBV) und des Wiesbadener Landwirtschaftsministeriums (HMUELV) anlässlich der Ernte in Hessen auf der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimer Hof in Bruchköbel statt. Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich und der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, gingen dabei auch auf die aktuelle Situation der landwirtschaftlichen Betriebe in Hessen mit Blick auf die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ein.
Bruno Wörner, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig, informierte über den Stand der Ernte vor Ort im Main-Kinzig-Kreis. Alexandra Schneider stellte den Gutsbetrieb Kinzigheimer Hof vor.
Enttäuschende Erzeugerpreise
„Wir sind in diesem Frühjahr erst spät auf die Felder gekommen, aber die Früchte haben sich im Sommer gut erholt. Dies lässt uns Bauern jetzt auf eine gute durchschnittliche Ernte hoffen.“ Mit dieser Einschätzung eröffnete HBV-Präsident Schneider die Veranstaltung. Mit der Ernte sei der Bauernverband bisher zufrieden. Schneider zeigte sich jedoch über die derzeitigen Erzeugerpreise enttäuscht, trotz guter Qualitäten beim Getreide und hoher ÖlÂgehalte beim Raps. Die Landwirte hätten hohe Produktionskosten, mit denen ihre Betriebe in Vorleistung gehen.Die Betriebsmittelpreise seiÂen rasant angestiegen. Diesel koste jetzt fast dreimal soviel wie vor zehn Jahren, der Preis für Sojaschrot habe sich binnen drei Jahre verdoppelt. „Die Wertschöpfung auf den Höfen muss stimÂmen, sonst fehlen der Landwirtschaft die Nachfolger auf den Betrieben“, fasste der HBV-Präsident zusammen.
Foto: Moennig
Den Stellenwert der LandwirtÂschaft für einen lebendigen ländlichen Raum in Hessen unterstrich auch Staatsministerin Puttrich. Sie kündigte an, dass das Hilfsprogramm des Landes Hessen für Hochwasser-Geschädigte mit einem Etat von insgesamt 6 Mio. Euro (3 Mio. vom Land sowie 3 Mio. Bundesmittel) nun zügig umgesetzt werde. Rund zwei Drittel der Schäden seien in Südhessen und zwar in den Gemüse- und SonderkulÂturÂbetrieÂben aufgetreten, rund ein DritÂtel in Grünlandbetrieben in Nordhessen. Diese Schäden seiÂen unmittelbar durch die Offizialberatung aufgenommen worden.
Fragen der Hofnachfolge in ländliche Politik einbeziehen
Ferner ging Puttrich auf die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ein, die auch Thema der nächsten Agrarministerkonferenz Ende August in Würzburg sein werde. Sie begrüßte die geplante FörÂdeÂÂÂrung der Junglandwirte. Hierfür solle nach derzeitigen Plänen 2 Prozent der DiÂrektÂÂzahlungen bereitgestellt werde. Für die junge Generation müsÂsten Chancen bestehen, den Landwirtschaftsbetrieb fortzuführen. Dazu sei wichtig, dass ihnen die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden. „Junge Menschen müssen die Möglichkeiten haben, innovativ zu arbeiten“, konstatierte die Ministerin.
Bruno Wörner, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig, erläuterte die Lage der Betriebe in der Region zwischen dem südlichen Vogelsberg und der Grenze nach Bayern. Der Main-Kinzig-Kreis umfasse etwa 5 Prozent der Landesfläche Hessens. Gleichzeitig spiegele er in der Vielfalt mit fruchtbaren Regionen und ebenso benachteiligten Standorten die Breite der Landwirtschaft in Hessen wider.
Süßmais als erfolgreichen Betriebszweig entdeckt
Alexandra Schneider, Tochter des HBV-Präsidenten, beschrieb den Gästen die Bewirtschaftung des Kinzigheimer Hofes. Seit zehn Jahren hat die Familie den Betrieb gepachtet und erhält die Gutsgebäude in einem vorbildlichen Zustand. Der Betrieb bewirtschaftet circa 400 ha. Angebaut werden Weizen und Zuckerrüben, rund 200 ha werden mit Zuckermais bestellt. Ernte, Verpackung und VermarkÂtung erfolgen komplett in eigener Regie. „Das funktioniert sehr gut“, so die studierte Agrar- und Betriebswirtin, die Chefin von sechs Mitarbeiten ist und während der Saison zusätzlich über 300 ErnÂtehelfer für Erdbeeren, Spargel und Zuckermais beschäftigt.
Ein weiterer Erwerbszweig ist die PensionspferÂdeÂhalÂtung für circa 90 Pferde. Außerdem wird die umgebauÂte frühere Tenne für Veranstaltungen vermietet. „Von Mai bis September ist auf dem Kinzigheimer Hof jedes Wochenende viel los“, so die Betriebsleiterin.
Moe – LW 34/2013