Raps und Weizen sind die Säulen der Fruchtfolge

Aufwand und Ertrag der Ackerfrüchte in einer Mittelgebirgslage

Wie sich die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Ackerkulturen, ihre Erträge und Aufwendungen unter dem aktuellen Preisgefüge darstellen, beschreibt Peter Zilles vom Dienstleistungszentrum für den ländlichen Raum (DLR) Westerwald-Osteifel anhand der Versuchsergebnisse vom Versuchsfeld Marienhof, einem Mittelgebirgsstandort in Nomborn im Westerwaldkreis. Außerdem gibt er Hinweise für die Bestandsführung der einzelnen Kulturen.

Insbesondere bei frühzeitiger Aussaat in ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett oder unter trockenen Bodenverhältnissen sollte die Pflanzenzahl/m2 relativ verhalten bemessen werden.

Foto: agrafoto

Seit 2009 hat das DLR in Nomborn ein zentrales Versuchsfeld eingerichtet. Mit einer Höhenlage von 330 m NN, einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 790 mm und einer langjährigen Durchschnittstemperatur von 7,7°C ist der Standort Nomborn ein typischer Mittelgebirgsstandort. Landwirtschaftliche Familienbetriebe mit Milchviehwirtschaft und Ackerbau prägen in dieser Region das landwirtschaftliche Erscheinungsbild. Dem entsprechend sind auch die ackerbaulichen Fruchtfolgen den Bedürfnissen der Milchviehwirtschaft angepasst. Durch den hohen Mais- und Körnerrapsanteil in der Fruchtfolge ist ein intensiver Winterweizenanbau möglich.

Der Weizenanteil in den Fruchtfolgen beträgt in der Regel zwischen 40 und 50 Prozent. Nach dem Körnerraps wird der Winterweizen meist pfluglos gesät. Anschließend folgt Silomais und als Folgefrucht oft wieder Winterweizen. Aufgrund der Fusariumproblematik wird der Weizen nach Mais mit Pflugfurche gesät. Je nachdem wie hoch der Silomaisbedarf des Betriebes ist, folgt nach dem Weizen wieder Silomais oder ein Stoppelgetreide. Die Wintergerste leidet oft unter nassen Herbstbedingungen und einer zögerlichen Frühjahrsentwicklung. Sie wird in der Regel als Futtergetreide und aus arbeitswirtschaftlichen Gründen als Vorfrucht zum Körnerraps angebaut.

Triticale mit hohem Ertragspotenzial

Die Sommerbraugerste passt aufgrund der klimatischen Gegebenheiten sehr gut in die Region und hilft Arbeitsspitzen im Ackerbau zu entzerren. Der Winterroggen ist kein typisches Futtergetreide. Aufgrund der stark schwankenden Preise für Brotroggen sind die Erlöse schwer zu kalkulieren. Zudem leidet er in dieser Region unter einem hohen Lager- und Auswuchsrisiko und hat deshalb nur eine geringe Verbreitung. Die Triticale hat ein sehr hohes Ertragspotenzial und ist relativ winterfest. Sie bringt aber aufgrund ihrer Lagerneigung und Auswuchsgefahr ein relativ hohes Ernterisiko mit sich. Halmregulatoren sind in Triticale und Roggen eine Standardmaßnahme. Bei Weizen konnten im Zeitraum der letzten vier Jahre drei Ergebnisse und bei Triticale vier Ergebnisse ausgewertet werden. Das Ertragspotenzial der Triticale entspricht, obwohl sie als Stoppelfurcht angebaut wird, dem von Winterweizen von rund 80 dt/ha. Die Ertragsschwankungen über die Jahre waren sehr gering. Beide Kulturen wurden im Mittel der Jahre mit rund 160 kg N/ha gedüngt. In zwei von drei Jahren wurden im Weizen Wachstumsregler eingesetzt. In den Triticaleversuchen war der Einsatz von 0,4 bis 0,6 l /ha Moddus eine Standardmaßnahme. In beiden Kulturen wurden Fandango plus Input oder Aviator Xpro plus Fandango als Fungizidmaßnahme zum letzten Blatt eingesetzt.

In der Regel tritt in der Triticale Blattseptoria auf, und in zwei von vier Jahren trat im Versuch Braun- und Gelbrost auf. Lager trat in den Versuchen in den vergangen vier Jahren nicht auf. Im rheinland-pfälzischen Durchschnitt der letzten vier Jahre stellte das Statistische Landesamt bei Trititcale einen Ertrag von 57,3 dt/ha und bei Winterweizen einen Ertrag von 66,1 dt/ha fest. In Hessen verzeichnet das Statistische Landesamt einen durchschnittlichen Ertrag der Jahre 2006 bis 2011 von 61,8 dt/ha bei Triticale und 77,3 dt/ha bei Winterweizen.

Ertragsdifferenz durch unterschiedliche Intensität

Die starke Ertragsdifferenz der beiden Kulturen zeugt davon, dass die Triticale in der Praxis oft als Extensivfrucht mit vermindertem Stickstoff- und Fungizideinsatz angebaut wird. Dies wird zum Einen dem Ertragspotenzial der Triticale nicht gerecht, zum Anderen besteht die Gefahr, dass durch den falschen oder fehlenden Fungizideinsatz, der Rostbefall der Triticale zu extremen Ertragsausfällen führen kann.

Auswuchs trat in den vergangenen vier Jahren auf der Versuchsfläche nicht auf. Erfahrungen haben aber gezeigt, dass die Triticale von den angebauten Getreidearten die höchste Auswuchsgefahr mit sich bringt. Die Fruchtfolgestellung der Triticale ist vergleichbar mit der von Wintergerste. Sie ist jedoch bezüglich ihrer Standortansprüche deutlich genügsamer. Besonders mit niedrigen pH-Werten und schlechtem Bodengefüge kommt sie deutlich besser zurecht. Die jahresbedingten und damit die witterungsbedingten Einflüsse auf den Ertrag sind bei Wintergerste deutlich größer als bei Triticale.

Im Mittel der Jahre wurden auf dem Versuchsfeld 74,4 dt/ha Wintergerste geerntet. Die Ertragschwankungen betrugen in den vergangen vier Jahren 28 dt/ha. Der Ertragsvorteil der Triticale gegenüber der Wintergerste betrug im Berichtszeitraum 6,5 dt/ha. In den Erhebungen des Statistischen Landesamtes haben Triticale und Wintergerste ein ähnliches Ertragsniveau. Auf dem Versuchsfeld leidet die Wintergerste im Frühjahr oft unter einer witterungsbedingten zögerlichen Entwicklung und unter wassergesättigten und sauerstoffarmen Böden. In der Regel ist kein Wachstumsreglereinsatz auf diesem Standort notwendig.

Jahresabhängig treten unterschiedlich stark Netzflecken oder Rhynchosporium auf. Der nicht notwendige Wachstumsreglereinsatz und die nicht vorhandene Rostanfälligkeit gestalten den Fungizid- und den Wachstumsregleraufwand der Wintergerste preiswerter als den der Triticale. Der Unterschied betrug im Berichtszeitraum rund 49 Euro/ha.

Hohe Erträge im Roggenanbau

Für die Auswertung der Roggenergebnisse wurden nur die Ertragsdaten der Hybridsorten aus dem Landessortenversuch herangezogen. Das Ertragsniveau dieser Sorten liegt über dem von Triticale und Weizen und beträgt im Mittel 89,7 dt/ha. Im Durchschnitt der Jahre erhielt der Versuch eine N-Menge von 131 kg N/ha, zusätzlich eine Wachstumsreglermaßnahme mit 0,6 l Moddus pro ha und eine Fungizidmaßnahme zur Bekämpfung von Rhynchosporium, Braun- und Gelbrost. Trotz der Wachstumsreglerbehandlung trat in zwei von vier Berichtsjahren Lager auf. In einem Jahr wurde auf der Boniturscala von 1 bis 9 das Lager im Mittelwert der Sorten mit der Note 8,2 bonitiert.

In drei von vier Jahren lagen die Fallzahlen weit über den Anforderungen für Brotroggen von mindestens 120 Sec., in einem Jahr konnten die Anforderungen für Brotroggen nicht erfüllt werden. Die Zahlen aus den Roggenversuchen zeigen, dass der Hybridroggen auch in den Mittelgebirgslagen ein sehr hohes Ertragspotenzial hat. Der einmalige Wachstumsreglereinsatz reicht nicht im jedem Jahr. Das Auswuchsrisiko ist nur sehr schwer zu kalkulieren.

 – LW 30/2013