Rinder gefahrlos und stressfrei verladen
3. Preis für Kai Weber aus Mauschbach
Beim Umtreiben und Verladen von Rindern sind Ruhe und Gelassenheit die besten Ratgeber. „Aber das muss man erst einmal lernen“, sagt Landwirt und Rinderzüchter Kai Weber, der seinen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb führt. Um das Verladen seiner Rinder sicherer zu machen, entwickelte er ein ferngesteuertes Gatter, das er in seinen Verladewagen integrierte.
Das Verladen sei ein Arbeitsschritt, der Stress für die Tiere und gleichzeitig Gefahr für den Menschen bedeutet. Werden die Tiere vom Stall auf den Hänger oder LKW getrieben, müssen sie von einem hellen, offenen Ort in einen kleinräumigen, dunklen Ort laufen. Weil Rinder dies innerhalb ihrer natürlichen Verhaltensweisen vermeiden würden, in dieser Situation aber müssen, löst das Verladen mitunter eine starke Abwehrreaktion aus, die für Landwirte sehr gefährlich werden kann. „Hinzu kommt der Zeitdruck, denn der Viehhändler will die Tiere ja zügig verladen“, ergänzt Kai Weber. Dann wird Druck auf die Tiere ausgeübt, was ihren Stress noch vergrößert.Weber baute zunächst einen an den Stall angrenzenden Laufhof, zu dem die Tiere freien Zugang haben. Bevor der Viehhändler die schlachtreifen Tiere abholt, werden sie vom ihnen bekannten Laufhof in Ruhe und ohne Zeitdruck auf Webers Anhänger getrieben. Sobald der LKW des Viehhändlers allerdings rückwärts an Webers Hänger fährt und die Laderampe herunterklappt, beginnt für Webers Rinder der richtige Stress. „Wir hatten die Situation, bevor meine Erfindung zum Einsatz kam. Alles hat gerappelt und gewackelt, als die Verladerampe des LKW heruntergeklappt wurde und die vier Mastbullen wollten nicht reinlaufen. Ich konnte aber auch nicht zu ihnen in den Hänger, das wäre lebensgefährlich gewesen. Und so hat es einfach sehr lange gedauert, bis die Bullen auf dem LKW waren“, erzählt Weber.
Rinder sicher beim Verladen begleiten
Auf die Frage nach seiner hauptsächlichen Motivation für seine Erfindung lacht Weber und sagt: „Meine Frau Katharina hat mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Sie sagte, ich solle irgend etwas ertüfteln, was das Verladen sicherer für mich macht.“ Für Weber war dies eine lösbare Aufgabe, denn er ist ein geübter Tüftler, der sich bereits im letzten Jahr den ersten Preis beim Tüftlerwettbewerb des LW mit seiner mechanischen Auslaufschürze sichern konnte. Weber arbeitet hauptberuflich als Landmaschinenmechaniker bei John Deere in Zweibrücken und verfügt dank seiner Ausbildung über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten.
„Mein Ziel war es, dass ich nicht mehr direkt auf die Tiere einwirken muss, sondern dass der Raum im Anhänger langsam kleiner wird und die Tiere so dazu animiert werden, auf die Rampe des LKW zu gehen.“ Weber installierte zunächst im Dach des Anhängers dessen Länge nach eine Führungsschiene. An deren vorderes Ende baute er eine elektrische Seilwinde, die durch die Batterie des Traktors betrieben wird. Das Seil läuft durch die Führungsschiene und ist am hinteren Ende mit einem Tor im Anhänger verbunden. Mittels Funkfernbedienung kann Weber die Seilwinde bedienen und so das Tor innerhalb des Anhängers vor- und zurückfahren. Sind die Rinder also im Anhänger, ist das Tor zunächst ganz hinten. Bedient Weber die Fernbedienung, fährt das Tor langsam weiter in Richtung Hänger-Ausgang. Somit wird der Raum, der den Tieren im Hänger zur Verfügung steht, kleiner. Sobald Weber das Tor etwa einen Meter vorgefahren hat, kann er selbst gefahrlos durch eine kleine Tür in den Hänger steigen. So kann er den Tieren nahe sein und sie stimmlich und durch Berührungen auf dem Weg in den LKW begleiten, ohne sich in Gefahr zu bringen. Nach und nach fährt der Landwirt dann das Tor weiter nach vorne, bis die Tiere den Schritt auf die Verladerampe gewagt haben und in den LKW gelaufen sind.
Diese Erfindung wurde von der Jury mit dem dritten Platz beim Tüftlerwettbewerb gewürdigt.

Foto: McKenna