Rinder verstehen, Verletzungsrisiko minimieren

Fachabend des RBV Kurhessen mit der SVFLG

In Hofgeismar fand vorletzte Woche ein Fachabend über den Umgang mit Rindern zum Thema „Safety First mit Rindern“ statt. Eingeladen hatten die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVFLG) gemeinsam mit dem Regionalbauernverband Kurhessen (RBV). Volker Dippel von der Land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland sprach zu dem Thema „Rinder verstehen, Verlet­zungsrisiko minimieren.“

Der richtige Umgang mit Rindern dient auch der eigenen Sicherheit im Betrieb.

Foto: Marion Nesselrath, SVLFG

Das Fachgespräch eröffnete Stefan Strube vom RBV. Dippel erläuterte, dass sich in der Rin­der­­haltung nicht selten schwere und teils sogar tödliche Unfälle ereignen. Im Zuständigkeitsgebiet der Berufsgenossenschaft zeige die Statistik der letzten Jahre eine Unfallhäufigkeit von rund 1 400 Unfällen pro Jahr, so Dippel. Veränderungen im Umgang mit den Tieren können dazu beitragen, das Risiko von Unfällen und Verletzungen bei der täglichen Arbeit zu verringern. Zeit, Ruhe, Fachwissen und Respekt seien die wesentlichen Faktoren im Umgang mit Rindern. „Kennen Sie das Verhalten Ihrer Tiere, können Sie auch richtig agieren und so Ihre eigene Gesundheit schützen“, ergänzte Dippel. Wichtig ist dabei auch die Kenntnis um das Reaktionsverhalten und die Sinnesorgane der Tiere. Die Augen eines Rindes passen sich beispielsweise fünfmal langsamer an eine helle oder dunkele Umgebung an als die des Menschen. Trotz eines relativ breiten Sichtfeldes von etwa 320 Grad sehen Rindern aber nur in einem kleinen Winkel von 40 Grad klar. Fließende Bewegungen und die Tiefe von Gegenständen kann ein Rind ebenso nicht erfassen. Das frühzeitige Ansprechen der Tiere ist daher sehr wichtig, um plötzliche Angstreaktionen der Tiere zu vermeiden.

Low-Stress-Stockmanship Methode erläutert

Die sogenannten Low-Stress-Stockmanship Methode, welche vom Amerikaner Bud Williams entwickelte wurde setzt auf eine ruhige und partnerschaftliche Zusammenarbeit ohne Lärm, hek­tische Bewegungen oder Schlagen. Stattdessen werden die Tiere durch den Aufbau beziehungsweise Entzug von Druck gelenkt. Das bedeutet, dass sich der Treiber dem Tier in einem bestimmten Winkel nähert, es dabei auf sich aufmerksam macht und durch gezielte Vor- und Zurückbewegungen in eine von ihm gewünschte Richtung lenkt. Durch diesen Umgang lässt sich der Aufwand deutlich reduzieren. Zugleich sinkt das Unfallrisiko in Bezug auf den Umgang mit den Tieren, fasste Dippel zusammen.

Stefan Strube, rbv  – LW 18/2014