Rinderhalter unterwegs im Großherzogtum
Lehrfahrt 2017 – informativ für jeden
Anfang Januar fand die Tageslehrfahrt des Beratungsringes Rindfleischerzeugung und Rindermastkontrollring Kaiserslautern zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz statt. Bei starkem Schneetreiben und Temperaturen um Null Grad waren die Vorzeichen der alljährlichen Lehrfahrt in diesem Jahr denkbar ungünstig. Dennoch, da gebührt den fast 80 Mitfahrern und den beiden Busfahrern ein großes Lob, standen die Teilnehmer rechtzeitig an den Einstiegstellen und nur mit kleiner Verspätung wurde der erste von drei Betrieben in Luxemburg erreicht. Mit organisiert wurde die Fahrt von Gerry Ernst und seinen Mitarbeitern von der Zuchtorganisation Convis in Luxemburg.

Foto: Göttel
Duhr sieht in der Qualität der hornlosen Tiere noch einige Defizite, weshalb er diese Tiere immer wieder gezielt mit Gehörnten anpaart. Ein Hauptstandbein des Betriebs ist der Zuchtviehverkauf, besonders von Deckbullen. Die Bullen werden saisonal auf der Weide gehalten, damit sie in der Deckperiode an Gras adaptiert sind.
Nicht zuchttaugliche Bullen werden teilweise in Zusammenarbeit mit Convis über das Programm „Cactus – Rëndflesch vum Lëtzeburger Bauer“ vermarktet. Dieses Programm bedient eine Supermarktkette mit Qualitätsschlachtbullen und Rindern. Hierbei werden wöchentlich etwa 100 Bullen und fünf Färsen geschlachtet. Die Auszahlungspreise schwanken zwischen 3,90 und 4,15 Euro je Kilogramm Kaltschlachtgewicht.

Foto: Göttel
Vermarktung der Bullen über Convis und Cactus
Der Betrieb Lamborelle-Weydert in Dickweiler mästet jährlich etwa 170 Bullen, die ebenfalls über die Cactus-Schiene vermarktet werden. In der Anfangsphase der Mast stehen die Bullen im alten Jungviehstall auf Spalten, wo sie per Futterband gefüttert werden. In der Endmast werden die Tiere auf Stroh umgestallt. Der Betrieb mästet ausschließlich Limousinbullen, die über Convis und zwei für das Cactusprogramm zertifizierte Händler geliefert werden. Bullen, die nicht für dieses Programm geeignet sind, werden nach Belgien verkauft. Etwa 10 bis 12 Prozent der Absetzer, die in das Cactusprogramm kommen stammen nicht aus Luxemburg, sondern werden von vertraglich gebundenen Kälberproduzenten in Frankreich und Belgien bezogen. Im Mittel erreichen die Bullen Tageszunahmen von 1250 g. Beide Betriebe sowohl Duhr, als auch Lamborelle-Weydert setzen auf prophylaktische Impfprogramme, um die Verlustrate zu minimieren. Neben der Bullenmast hat der Betrieb eine 30-köpfige gemischte Mutterkuhherde, um Restflächen zu verwerten. Die Mutterkühe stehen im Winter im alten Liegeboxenlaufstall. Geführt wird der Betrieb von Herrn Lamborelle und seinem Schwiegersohn, der neben der Bullenmast Lohnarbeiten, vor allem Mist- und Gülleausbringung, durchführt. Zukünftig will der Betrieb den Tierbestand auf etwa 190 Mastbullen aufstocken.
Der Betrieb von Baron de Schorlemer in Grundhof züchtet seit mehr als 50 Jahren Angusrinder. Er verfügt über 200 ha Grünland und 450 ha Waldfläche. Auf diesen Flächen weiden aktuell 85 Angusherdbuchkühe mit Nachzucht. Insgesamt umfasst der Tierbestand 250 Tiere mit ganzjähriger Weidehaltung.
Angus auf Natura 2 000-Flächen
Die männlichen Kälber, die nicht in die Zucht gehen, werden kastriert und mit den Weiblichen auf der Weide bis 30 Monate gemästet. Vermarktet werden die Tiere über ein spezielles Programm der belgischen Delhaize-Supermarktkette, dem 14 weitere Betriebe angeschlossen sind. Die Ochsen werden mit einem Schlachtgewicht von 350 bis 400 kg und die Rinder mit einem Gewicht von 300 bis 320 kg vermarktet. Bei den Flächen handelt es sich überwiegend um Natura 2 000-Flächen auf denen maximal 0,8 GV pro Hektar gehalten werden dürfen. Zufütterung der Tiere ist lediglich in den Monaten November bis Ende März mit betriebseigenem Futter zulässig. In den übrigen Monaten, in denen das Futter der Grasflächen, trotz geringem Viehbesatz nicht ausreicht, muss der Betrieb Kühe schlachten lassen. Insgesamt dürfen auf den Flächen keine Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, was aktuell durch gravierende Wildschweinschäden verdeutlicht wurde.Trotz der extensiven Haltung realisieren die männlichen Kälber bis zu 1 500 g Tageszunahmen, allerdings in Verbindung mit dem kompensatorischen Wachstum in den Sommermonaten.
Geschuldet ist dies wahrscheinlich der qualitativ hochwertigen Neuanlage von Grünlandbeständen auf ehemaligen Ackerflächen, die als Natura 2 000-Flächen ausgewiesen wurden. Bei den Deckbullen setzt der Betrieb auf schottische und dänische Aberdeengenetik. Deutsch-Angus findet sich in dem Betrieb von Schorlemer kaum noch.
Der Abschluss fand bei reichhaltigem Buffet in der Gaststätte „Hotel Restaurant Schillings“ in Meilbrück statt. In lockerer Atmosphäre und bei guten Gesprächen konnte der Abend ausklingen.
Lukas Göttel – LW 4/2017