Über die Grünlandnutzung der Schwäbischen Alb informiert

Exkursion der IG Odenwälder Fleischrinderhalter

Wasserbüffel, Angus und Limousin: Diese drei Rassen besichtigte die Interessengemeinschaft Odenwälder Fleischrinderhalter bei ihrer jüngsten Exkursion auf der Schwäbischen Alb, südlich von Stuttgart. Trotz bestem Heu- und Getreideerntewetter nahmen sich die Züchter viel Zeit, ihre Betriebe den Besuchern aus Hessen vorzustellen.

Die Limousinherde des Betriebs Heinzmann mit der Alb im Hintergrund.

Foto: Angela Mögel

Die Schwäbische Alb ist ein 200 km langes Mittelgebirge, das sich östlich des Schwarzwaldes erhebt. Die Alb bildet das größte zusammenhängende Karstgebiet Deutschlands. Für Landwirte sind dies die Voraussetzungen, um auf flachgründigen Böden, die kaum Wasser halten zu wirtschaften. Der Kalkverwitterungs­boden ergibt auch als Grünland genutzt nur geringe Erträge.

Aberdeen Angus von April bis Weihnachten auf Weide

Unter diesen Bedingungen führt Familie Junck auf den Vornagelhof in Jungingen den Herdbuchzuchtbetrieb mit 270 Aberdeen Angus-Tieren (circa 100 Mutterkühe) und 40 reinrassige Wagyu sowie Kreuzungstiere. Von den insgesamt 370 ha des Betriebes werden nur zehn Prozent ackerbaulich genutzt. 200 ha liegen arrondiert um den Betrieb auf einer Höhe zwischen 550 und 850 m Höhe.

Trotz der Höhenlage und der niedrigen Jahresdurchschnittstemperatur von 8 Grad Celsius beginnt die Weidesaison bereits im April und endet kurz vor Weihnachten. Ab Oktober werden die Kühe auf der Weide zugefüttert.

Die Abkalbesaison ist saisonal auf zwei Termine gesplittet, November und Februar/ März. Die Zwischenkalbezeit der Anguskühe liegt bei 364 Tage und die Abkalbeverluste betragen 6 Prozent. Das Erstkalbealter liegt bei 25,2 Monaten und das durchschnittliche Alter der Mutterkühe bei 10,7 Jahren. Betriebsleiter Junck verzichtet mit hohem Alter der Kühe zwar auf einen schnelleren Zuchtfortschritt, etabliert aber langlebige und gesund­heitlich stabile Kuhfamilien mit diesem System. Sein Ziel dieser eigentlich mittelrahmigen Rasse sind große 800 kg schwere Kühe.

Die Tageszunahmen der männli­chen Kälber liegen zwischen 1 150 und 1 250 g. Mit spä­testens acht Monaten werden die Kälber abgesetzt. Es gibt keinen Automaten für Kälberkraftfutter auf der Weide. Der Züchter möchte die Tagezunahmen „nicht verwässern“, sagte er. Tiere, die nicht als Zuchttiere verkauft werden, vermarktet der Betrieb direkt. Das 15 kg-Gemischtpaket (inklusiv Knochen an Beinscheibe, Kotelett) wird für 12,5 Euro je kg plus 2,5 kg Suppenknochen vermarktet. Die Teilstücke werden vakuumiert und von dem Kunden abgeholt.

Zwischen Mai und September gibt es wegen der arbeitsreichen Monate eine Direktvermarktungspause. Die 2 500 Strohballen presst man selbst, wie auch das gesamte Silo­futter, das ebenfalls 2 500 Ballen umfasst. Jetzt mästet der Betrieb nur noch Angusochsen mit 50 Prozent Mais- und 50 Prozent Grassilage sowie Altbrot. Diese wiegen nach 18 bis 20 Monaten 360 kg am Haken und davon werden 70 bis 80 Prozent verkauft. Ochsen sind in der Gruppe ruhiger als Bullen. Das Fleisch ist zarter (weniger Kollagen) und Wegen der energie­lastigen Fütterung stark marmoriert. Die Schmackhaftigkeit wird damit erhöht. Die Kunden sind begeistert, war zu hören.

Gemeinsames Schlachthaus mit elf Betrieben der Region

Der weitere besichtigte Betrieb Heinzmann in Kohlstetten ist ein ambitionierter Limousinzüchter mit 40 Mutterkühen im Nebenerwerb. In einer Interessengemeinschaft mit elf anderen Landwirten hat Heinzmann ein dem Standard der EU-Vorschrift entsprechendes Schlachthaus. 15 bis 20 Tiere des Betriebes werden darüber im Jahr geschlachtet und als 10 kg-Pakete (plus 500 g Suppenknochen) für 10,5 Euro/ kg direkt vermarktet. Die Kunden werden nach der Schlachtung angerufen. Die Nachfrage Steige auf Basis der Mund-zu-Mund-Propaganda.

Wagyuochse auf dem Vornagelhof.

Foto: Angela Mögel

Familie Heinzmann verfügt über 65 ha Fläche. Davon sind 17 ha Ackerland. Mittlerweile ist es ein Problem, in der Region Stroh zu beziehen. Im Umkreis von 15 km gibt es 13 Biogasanlagen, die größtenteils mit Ganzpflanzensilage gefüttert werden. Silomais für Biogas ist auf dem flachgründigen Boden auf 750 m Höhe nur schwer zu etablieren. So zahlt der Betrieb 25 Euro je 2,5 m großem Quaderballen, ohne Transport. Die einfache Strecke zur Abholung benötigt zwei Stunden Fahrzeit. Der Betriebsleiter hat den Zwei-Raumlaufstall 2002 gebaut. Mit der veränderten Strohsituation würde er heute einen Liegeboxen-Laufstall für die Mutterkühe bauen, sagte er. Zurzeit wird der Betrieb auf die ökologische Bewirtschaftung umgestellt. In der Zucht setzt er aktuell Urville- und Paradis-Söhne ein. In einer Zuchtgemeinschaft mit zwei weiteren Betrieben werden vier Zuchtbullen gehalten.

Wasserbüffelhaltung bereits seit zehn Jahren

Vor gut zehn Jahren tauschte Willi Wolf seine 130 Tiere fassende Angusherde gegen 107 Was­serbüffel. Die kaufte er in Rumänien. Mittlerweile umfasst die Herde 170 Kühe. Einschließlich der Kälber erreicht die 300 Rinder umfassende Herde einen Besatz von 1,4 GV pro Hektar Grünland. Die männlichen Kälber werden mit einem Jahr abgesetzt und geschlachtet. Das Schlachtgewicht liegt bei 170 kg, die Ausschlachtung bei nur 50 Prozent. Im Vergleich zu anderen Fleischrassen kann pro kg verkauftes Fleisch ein höherer Preis erzielt werden. Die Tragezeit beträgt anders als beim Hausrind elf Monate. Im Sommer sind die Büffel in fünf Herden eingeteilt mit je einem Wasserfass, welches mehr als 10 000 Liter fasst. Damit wird das Bedürfnis der Tiere nach Abkühlung über Wasser-Schlamm-Kuhlen gestillt. Die Haut der Büffel ist dicker als die des Hausrindes. Im Vergleich zum Hausrind verfügen Wasserbüffel nur über ein Sechstel der Schweißdrüsen. Zur Abkühlung aber auch Körperpflege benötigen die Büffel die Wassersuhlen.

Das Regenwasser der Wirtschaftsgebäude wird gesammelt und zu diesem Zweck verwendet. Wasserbüffel gehören zu den Rindern (Bovinen) lassen sich aber nicht mit dem Hausrind kreuzen. Das Fleisch der Büffel enthält sehr wenig Fett und Cholesterin. Der Absatz erfolgt über einen Metzger im Ort mit angeschlossenem Gasthof. Die Nachfrage steigt laufend an, war zu erfahren. Ein weiteres Wachstum der Herde ist aber mit der verfügbaren Fläche derzeit nicht möglich. Der Weideauf- und abtrieb wird mit Reitpferden durchgeführt. Muss ein Tier in der Weidesaison selektiert werden, nimmt Betriebsleiter Wolf das Lasso zur Hand. Wolf setzt auf viel Öffentlichkeit bei seiner Rinderhaltung und sucht Kontakt zum Kunden. Regelmäßige Führungen und Erklärung der Haltung seiner Wasserbüffelherde gehören zu seiner Arbeit dazu.

Neben der Tierhaltung bietet er auch Reiterferien und Ãœbernachtungen im Blockhaus an.

Mögel, llh – LW 30/2016