Schutz der Weinkultur – mit positiver Stimmung werben
Nationaler VITÆVINO-Tag 2025
In der Weinbaudomäne Oppenheim, DLR Rheinhessen-Nahe-ÂHunsrück fand am 29. August der nationale VITÆVINO-Day statt – die zentrale Veranstaltung der europäischen Initiative VITÆVINO in Deutschland. Im Fokus stand die Frage, wie die Weinkultur in ihrer Vielfalt bewahrt und weiterentwickelt werden kann – als Kulturgut, bedeutender Wirtschaftsfaktor und Ausdruck eines maßvollen LebensÂstils. Gemeinsam mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Medien, Gastronomie und Politik will die Weinbranche starke Partner aus Tourismus, Kultur und Genusswirtschaft gewinnen, um die Botschaft von VITÆVINO weiterzutragen.

Foto: Bettina Siée
Unter www.vitaevino.org/de/ kann man mit wenigen Klicks unterzeichnen. Nicht nur die Branche selbst ist gefragt, auch Weinkunden, Nachbarn, Familienangehörige – alle sind aufgerufen sich mit ihrer Unterschrift an der Initiative zu beteiligen. Um poliÂtisches Gewicht zu erlangen, braucht es Millionen Unterschriften. Schneider ruft die Winzer dazu auf, im Umfeld für VITÆVINO zu werben.
Ministerin Daniela Schmitt ist Schirmherrin der Initiative VITÆVINO und erklärte, waÂrum Ihre Unterstützung zählt:
- Wein ist Kulturgut und prägt seit Jahrhunderten Landschaften, Traditionen und Feste.
- Wein schafft Wert, sichert Existenzen in ländlichen Räumen und ist wirtschaftlich bedeutsam.
- Maßvoller Genuss ist Teil eines gesunden Lebensstils, den es zu schützen gilt.
Weinbranche beklagt Stillstand in Berlin
Klaus Schneider beklagte gemeinsam mit den Landesministern den politischen Stillstand in Berlin. Im November treffen sich die Landwirtschaftsminister der weinbautreibenden Bundesländer im Rheingau, um die Lage der Weinwirtschaft zu besprechen, so Ministerin Daniela Schmitt, die letzte Woche das „Weinpaket +“ vorgelegt hat, worin alle Maßnahmen der letzten Monate gebündelt seien. In gutem Einvernehmen hätten Weinbauverband und MinisteÂrium einiges angestoßen, aber die Rotationsbrache müsse von Berlin geregelt werden. Rheinland-Pfalz ermöglicht, dass zusätzlich Geld in Marketingmaßnahmen fließe, um den Absatz von deutschem Wein zu fördern. „Es geht hier nicht um Saufen, sondern um die Zukunft unseres jahrtausendalten Kulturgutes Wein“, so Schmitt.
Wie kam es zur Kampagne gegen den Wein?
Prof. Dr. Nicolai Worm, Wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Weinakademie, erklärte, wie es zur Kampagne gegen den Weingenuss kam. Bei seinen wissenschaftlichen Ausführungen wurde klar, dass die Guttempler, eine Suchtselbsthilfeinitiative aus den USA, dahinterstecken, die über Initiativen in Kanada Einfluss in die WHO bekamen und schließlich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ideologisch beeinflussen konnten. Grundproblem ist, dass Suchtstudien über Alkoholiker als Basis genommen wurden, die rein gar nichts mit moderatem Weinkonsum und mediterranem Lebensstil zu tun haben. Die zahlreichen Studien zu positiven Auswirkungen des moderaten Weingenusses auf Herz- und Kreislauf sind nach wie vor nicht widerlegt. Es gibt, laut Prof. Worm, keine einzige wissenschaftliche Studie, die einen Zusammenhang zwischen moderatem Weingenuss und irgend einer Krebsart beweist.
Weinkultur zwischen Genuss, Verantwortung und Politik
Die Deutsche Weinkönigin Charlotte Weihl moderierte die Podiumsdiskussion zur „Weinkultur im Wandel – zwischen Genuss, Verantwortung und politischem Druck“ mit Markus Reis (Zeltinger Hof), Tobias Scharfenberger (Mosel Musikfestival), Holger Wienpahl (SWR) und Prof. Dr. Nicolai Worm (Wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Weinakademie). Alle waren sich einig, dass Wein mit Emotionen beworben werden müsse. Die Leidenschaft der Winzer, des Sommeliers oder Gastronomen müsse sich auf die Kunden übertragen.
Der Hessische Weinbauminister Ingmar Jung rief dazu auf, jede Gelegenheit zu nutzen, die VITÆVINO-Initiative zu unterÂstützen, um die Weinkultur in unseren Regionen zu erhalten. Es gelte positiv zu sprechen und Emotionen zu wecken. „Gemeinsam für den maßvollen Weingenuss, die Bewahrung der Weinkultur und einen sachlichen gesellschaftlichen Diskurs“, so Jung.
Bettina Siée – LW 36/2025